Betriebliche Einzelumschulung
Alternativen gegen den Fachkräftemangel
Paffrath - Der Fachkräftebedarf steigt derzeit immer weiter an. Dabei haben
viele Betriebe große Probleme offene Stellen und Ausbildungsplätze
zu besetzen. In Handwerksberufen wie Metzger oder Bäcker ist es
besonders schwer neuen Nachwuchs zu finden. Arbeitszeiten und
Bezahlung erscheinen den Jugendlichen als wenig reizvoll. Viele
Arbeitgeber schlagen jetzt neue, alternative Wege ein, um Nachwuchs zu
finden. Die betriebliche Einzelumschulung ist eine solche
Alternativlösung.
Wie erfolgreich eine betriebliche Umschulung sein kann, zeigt der
Werdegang von Dennis Berscheid. Im Laufe der Jahre hat der heute
35-jährige schon in den verschiedensten Bereichen gearbeitet und sich
2016 erneut arbeitslos gemeldet. Gemeinsam mit seiner
Arbeitsvermittlerin Heike Huckschlag erarbeitete er seinen ganz
persönlichen Weg. Während vorheriger Beratungsgespräche wurden so
die Fertigkeiten von Dennis Berscheid ermittelt, wo sich schnell
herauskristallisierte, dass eine Ausbildung zum Konditor genau das
richtige für ihn ist.
Kurze Zeit später war es dann auch schon so weit. Bei der Bäckerei
Lob erhielt er die Möglichkeit, im Rahmen einer Einzelumschulung eine
Ausbildung zum Konditor zu machen. Im August 2016 konnte Dennis
Berscheid auch schon anfangen. Nachdem er im Juli dieses Jahres seine
Prüfungen erfolgreich bestanden hat, konnte er vergangenen Monat
stolz seinen Gesellenbrief entgegennehmen. Von der Bäckerei Lob wurde
er erstmal übernommen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind
gleichermaßen zufrieden. „Wir würden es nochmal machen“, sagt
Peter Lob.
Leider werden bisher noch viel zu wenig betriebliche
Einzelumschulungen absolviert. Dabei ist das Angebot sehr
erfolgsversprechend und die Bewerber sehr motiviert. Circa 99 Prozent
werden später von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Viele Firmen
kennen diese Fördermöglichkeit jedoch noch nicht und oftmals ist das
Alter eine Hemmschwelle. „Ich war fast doppelt so alt wie meine
Klassenkameraden in der Berufsschule“, sagt Konditor Dennis
Berscheid. Ein Problem hat das aber nicht dargestellt. Wichtig ist
nur, dass der Bewerber motiviert und dazu bereit ist, sich
berufsspezifisches Wissen bereits im Vorfeld anzueignen. Der Einstieg
in die Ausbildung erfolgt nämlich meist im zweiten Lehrjahr.
Wer sich für eine betriebliche Umschulung entscheidet, muss sich
vorher bei der Agentur für Arbeit arbeitslos melden. Dann bleibt er
im Leistungsbezug der Agentur für Arbeit und darf bis zu 400 Euro
Ausbildungsvergütung dazu verdienen. Lehrgangs-, Prüfungs- und
Fahrtkosten werden ebenfalls vom Arbeitsamt übernommen. Nach einer
intensiven Beratung durch die Agentur für Arbeit, muss der Bewerber
selbst Initiative zeigen und auf die Suche nach einem passenden
Ausbildungsbetrieb gehen.
Dieses Konzept bietet nicht nur dem Bewerber eine zweite Chance, der
Fachkräftemangel kann so ebenfalls beseitigt werden. Vor allen Dingen
die Nachwuchsprobleme im Handwerk können auf diese Weise gelöst
werden. Ratsuchende können sich übrigens jederzeit an die Agentur
für Arbeit wenden und erhalten dort eine individuelle Beratung.
- Jasmin Rottländer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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