Am Lüderich
Bergbau schon in der Eisenzeit

Museumsleiterin Sandra Brauer, Jens Berthold vom LVR und Archäologe Peter Schönfeld (v. li.) waren über das Alter der Holzspaten überrascht. | Foto: Jürgen Vogel/LVR-Landesmuseum Bonn
  • Museumsleiterin Sandra Brauer, Jens Berthold vom LVR und Archäologe Peter Schönfeld (v. li.) waren über das Alter der Holzspaten überrascht.
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Bergisches Land - (red) Neue Untersuchungen von Holzobjekten belegen, dass am Lüderich
bereits in der Eisenzeit Bergbau betrieben wurde.

Das Bergische Museum verfügt über eine Sammlung an historischen
Bergmanns-Werkzeug, dem sogenannten „Gezähe“, das vermutlich
zwischen den 1890er und 1920er Jahren bei Abbau unter Tage in der
Grube Lüderich gefunden worden war. Die Sammlung besteht aus sehr gut
erhaltenen Holzobjekten, darunter sind mehrere Schaufelblätter,
einige Spaten, Fragmente einer sogenannten „Fahrt“ (Leiter), einem
Schlägel, einen Trog sowie einer „Bulge“ aus Leder, einem Sack
zum Transport des Erzes. Die Objekte wurden später dem damaligen
Bensberger Heimatmuseum übergeben, das 1928 auf Initiative eines
Bensberger Bürgervereins gegründet wurde. Die ehemalige Grube
Lüderich befindet sich zwischen Rösrath und Overath und wurde als
letzte Grube im ehemaligen Bensberger Erzrevier 1978 geschlossen.
Basierend auf einer vor einigen Jahren erfolgten Datierung von vier
der Gezähe aus dem Museumsbestand, die bereits überraschende
Ergebnisse erzielte, hat die Außenstelle des LVR-Amts für
Bodendenkmalpflege im Rheinland im letzten Jahr den gesamten Bestand
dokumentiert und analysiert. „Ziel des vom LVR geförderten Projekts
war es,“ so Außenstellenleiter Jens Berthold, „den nun in seiner
montanarchäologischen Bedeutung erkannten, wichtigen Fundkomplex
vollständig und auf solider Basis vorzulegen.“Im Rahmen der
Untersuchungen wurden eine Holzart- und Lederbestimmung durchgeführt,
alle Objekte fotografiert, erfasst und weitere zehn Holzfunde am
C14-Labor in Poznan, Polen, datiert, so dass nun das ungefähre Alter
von 14 Objekten aus der Sammlung bestimmt wurde. Die Datierung brachte
für zwei Objekte unerwartete Ergebnisse, die auch Archäologe Peter
Schönfeld, der schon bei der ersten Untersuchung mit den Gezähen
gearbeitet hatte, überraschte: „Die neuen Datierungen
„verlängern“ die Bergbaugeschichte am Lüderich ein weiteres Mal
um ein paar Jahrhunderte, was weder abzusehen noch zu erhoffen war.“
Das Eichenholz eines Spatens datiert von der Mitte des vierten bis zur
Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus, also in die Eisenzeit, und
ist damit wesentlich älter als bislang angenommen, da die bisherigen
Datierungen die Gezähe dem 9. bis 12. Jahrhundert zuwiesen. Eine
weitere Probe des zweiten, ähnlich gestalteten Spatens bestätigte
das überraschend hohe Alter der beiden Objekte. Fast alle weiteren
Gezähe vom Lüderich aus dieser Sammlung stammen aus dem Mittelalter,
zwei weitere Stücke sind dem 16. bis 19. Jahrhundert zuzuordnen.
„Auch wenn viele Fragen zunächst offen bleiben müssen, weisen hier
nun erstmalig Funde auf einen Abbau von Erzen schon in der Latènezeit
hin“, resümiert Berthold. Dennoch ist eine eisenzeitliche Präsenz
am Lüderich keine Überraschung, da eine Wallanlage und Hügelgräber
dort schon seit langem bekannt sind. „Sollte sich ein
eisenzeitliches Montanrevier am Lüderich weiter bestätigen, so wäre
dies ein bedeutender Erfolg der Montanarchäologie im Bergischen Land
auch über dieses Revier hinaus.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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