Tafel sucht Bufdis
Bundesfreiwillige werden zur Unterstützung dringenst gebraucht

Foto: Stadt Bergisch Gladbach

Bergisch Gladbach - „Ich werde nie die großen Mengen Brot vergessen, die an meinem
ersten Probearbeitstag bei der Tafel angeliefert wurden“,
bei
Paul Grünewald ist die Anlieferung der Wegwerfware vor fast einem
Jahr als Erinnerung haften geblieben.

Der Abiturient war sich bei der Frage nach der Jobwahl für die
Zukunft noch unschlüssig und hatte sich daher als Bundesfreiwilliger
bei der Bergisch Gladbacher Tafel beworben. Seit dem 1. September 2017
arbeitet er 25 Stunden pro Woche für die gemeinnützige Einrichtung,
die die beiden Ziele verfolgt, Hilfestellung in akuten Notlagen zu
geben und der allgegenwärtigen Vernichtung von Lebensmitteln
entgegenzuwirken.

Paul ist einer von fünf Bufdis, darunter auch sein Bruder Anton sowie
Julia Kämmerling. Alle drei jungen Leute standen am Montag, den 2.
Juli 2018, beim Pressegespräch in den Räumen der Tafel an der
Kalkstraße zur Verfügung. „Als die Tafelarbeit vor über zehn
Jahren in Bergisch Gladbach gestartet ist, da konnte dieses Engagement
mit ehrenamtlicher Unterstützung aus der Bürgerschaft gestemmt“,
erläutert Vorstandsmitglied Markus Kerckhoff die Situation.

Doch die Zeiten haben sich geändert, mehr Tafelkunden bedeutet auch
mehr Arbeit und daher nutzt die Bergisch Gladbacher Tafel seit 2017
die Möglichkeit, junge Menschen im Rahmen des
Bundesfreiwilligendienstes zwischen sechs und 18 Monate zu
beschäftigen.

„Das ist eine Win-Win-Situation“, erklärt Markus
Kerckhoff, der für die Bufdi-Auswahl zuständig ist. Denn die jungen
Leute bringen in die Arbeitsabläufe neue Ideen mit und können die
vielen Kisten besser transportieren. Und die ehrenamtlichen
Helferinnen und Helfer können ihr Wissen weitergeben. Denn nach wie
vor sucht die Tafel Hilfskräfte für die Lebensmittelausgabe am
Dienstag und Samstag in Bergisch Gladbach sowie am Donnerstag in
Bensberg.

Marlene Hoffmann, Aja Südkamp und Eddy Stoffel sind bereits seit
vielen Jahren als Ehrenamtler im Einsatz. Sie begrüßen die
Unterstützung durch die Bundesfreiwilligen. „Mit zunehmenden
Alter wird es auch schwerer, die Ware zu transportiere, wenn da jemand
gut zupacken kann, dann ist das wirklich prima“,
sind sich die
Drei im Seniorenalter einig. Rund acht bis neun Tonnen pro Woche an
Lebensmittel gilt es einzusammeln, zu sortieren und zu verteilen.

Alle Lebensmittelgeschäfte in Bergisch Gladbach geben ihre Ware, die
sie nicht mehr verkaufen wollen, kostenfrei weiter. Meist ist
lediglich das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen oder die Kunden
kaufen nur tagesfrisches Brot.

Für Anton, Julia und Paul begann am 1. September die Arbeit in der
Kalkstraße in Bergisch Gladbach. Seitdem sind sie entweder drei oder
vier Tage in der Woche im Einsatz. Die Jungs sind vor allem beim
Packen und Sortieren sowie bei der Abholung der Lebensmittel gefragt.
Julia ist auch bei der Ausgabe an die Bedürftigen in der Stadt
tätig.

„Wir versuchen an jedem Ausgabetag rund 170 Familien, wir
schätzen, dass rund 950 bis 1.000 Personen dann von den Tafelspenden
profitieren“,
erklärt Tafel-Vorstandsmitglied Marcus Fehler. Da
die Ärmsten der Gesellschaft von dem Angebot profitieren erhalten die
jungen Helfer einen Einblick in die Gesellschaft.

Das hilft Verständnis für die Situation der Menschen zu schaffen und
Distanz abzubauen. „Mir fällt es jetzt viel leichter auf
Migranten oder andere Tafelkunden zuzugehen“,
erklärt Paul.
„Ich kann jetzt nachvollziehen, dass die fehlende Sprache eine
Barriere für Menschen sein kann und helfe gerne, wenn mich
beispielsweise jemand nach der Bushaltestelle fragt“,
beschreibt
der 18-Jährige eine Situation im Alltag, in der er von seiner
Tätigkeit und den damit verbundenen Erfahrungen profitiert.

Die drei Bufdis machen gerne Werbung für andere Interessierte:
„Die Arbeit hat unterschiedliche Inhalte, manchmal ist sie zwar
körperlich anstrengend, aber sie hat einen großen Mehrwert: Essen an
Menschen zu verschenken, die es sich sonst nicht leisten
können“,
fassen sie zusammen.

Sie können junge Leute, die nach dem Abi beispielsweise noch nicht
wissen, was sie machen möchten, nur ermutigen, sich zu bewerben.
„Das ist wirkliche eine sinnvolle Tätigkeit und man hat auch noch
genügend Freizeit“,
sind sich Julia, Anton und Paul einig. Auch
wenn in der Zukunft Bankkauffrau und Wirtschaftsinformatik als
Berufswunsch auf dem Plan stehen, möchte alle drei gerne als
Ehrenamtler noch mal zurück kommen.

Wobei Markus Kerckhoff betont, dass Menschen jeden Alters sich als
Bundesfreiwillige bewerben können, auch Seniorinnen und Senioren.
„Gezahlt wird ein Taschengeld von rund 180 Euro, zudem gibt es 25
Tage Fortbildungen, die deutschlandweit mit anderen Bufdis der Tafeln
stattfinden“,
erklärt Kerckhoff.

Zum 1. September 2018 sucht die Bergisch Gladbacher Tafel neue
Bundesfreiwillige werden zur Unterstützung in den Bereichen
Sortierung, Allgemeine Verwaltung, Lebensmittelausgabe und Logistik
wieder Bundesfreiwillige gesucht.

Angeboten wird die Mitarbeit in einem großen engagierten Team, das
mit großer Freude die vielfältigen Aufgaben meistert. Die Bergisch
Gladbacher Tafel arbeitet komplett ehrenamtlich nach dem Grundsatz
"Jeder gibt, was er kann“.

Interessierte wenden sich an Markus Kerckhoff, mobil: 0170-2818517
oder per Email an
bfd@bergisch-gladbacher-tafel.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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