Zwischenbilanz
Corona-Pandemie setzt Ausbildungsmarkt sichtbar zu
Rheinisch-Bergischer Kreis/Leverkusen - Es hat Tradition, dass die Kreishandwerkerschaft, die Industrie-
und Handelskammer und die Agentur für Arbeit nach Abschluss jedes
Ausbildungsjahres die Ergebnisse vorstellen, daraus Rückschlüsse
für die künftige Entwicklung ziehen und von Problemen, aber auch von
Chancen, berichten.
Der Gastgeber der Pressekonferenz, der Hauptgeschäftsführer der
Kreishandwerkerschaft Marcus Otto, zeigte schon bei der Begrüßung
auf, dass das Jahr 2020 ein außergewöhnliches ist. Durch den
wochenlangen Stillstand vom Frühjahr bis in den Sommer hinein sei
kein abschließendes Resümee möglich.
„Diese noch nie dagewesene Situation soll für die junge Zielgruppe
aber keinesfalls zum Nachteil sein. Auch deshalb nicht, weil man im
Schulterschluss mit den Verantwortlichen in allen Bereichen
sicherstellt, dass auch jetzt noch und bis Ende des Jahres ein
Einstieg in die Ausbildung möglich ist“, so die wichtige
Kernaussage.
Auch Nicole Jordy, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur
für Arbeit in Bergisch Gladbach, berichtet vom großen Problem, dass
der so wichtige Zeitraum von Ostern bis zum Beginn der Sommerferien
für die Vermittlung und Beratung komplett ausgefallen ist. Ein
Hauptgrund, dass im gesamten Agenturbereich gemessen am Vorjahr 14,8
Prozent weniger Ausbildungsplätze gemeldet wurden. Bei den
Ausbildungssuchenden verringerte sich die Anzahl um 8,9 Prozent.
Nur für den RBK lauten die Vergleichszahlen minus 14,6 Prozent und
minus 7,5 Prozent. Die Rückgänge für Leverkusen sind mit 23,6
Prozent bei den Ausbildungsplätzen und 8,0 Prozent bei den Bewerbern
noch dramatischer. Gleichwohl ist zu sehen, dass die Anzahl der
„unversorgten“ Ausbildungswilligen nicht weit entfernt liegt von
der Anzahl unbesetzter Stellen. Es lohnt sich also, Kontakt
aufzunehmen. Jugendliche/Eltern im RBK:
berufsberatung.151@arbeitsagentur.de und für Leverkusen
berufsberatung.152@arbeitsagentur.de . Zeitnahe und umfassende
Beratung ist zugesagt. Carsten Berg, Bereichsleiter Ausbildung der
IHK, berichtet von ähnlichen Problemen. Im weiter gefassten Bereich
der Kammer sind die Ausbildungsverträge um 15,7 Prozent rückläufig.
Zuwächse in den letzten Monaten ergäben aber Lichtblicke. Nach einem
Erlass des Schulministeriums ist ein Einstieg in den Berufsschulen
noch bis zum 31.1.2021 möglich. Maßnahmen zum Ausgleich der bis
dahin versäumten Stunden sind eingesetzt. So gilt für Carsten Berg
besonders: „Das kann noch besser werden. Da geht noch was! Es gibt
noch viele interessante freie Ausbildungsplätze und an vielen Stellen
kompetente und engagierte Unterstützung für Betriebe, Jugendliche
und Eltern.“ Ausbildungsbetriebe werden finanziell gefördert, wenn
sie die Zahl ihrer Ausbildungsplätze konstant halten oder
erhöhen.„Das Handwerk ist einer der treibenden Kräfte“, so
Marcus Otto. Man müsse überlegen, ob aufgrund der Pandemie
ausgefallene Ausbildungs- und Berufsorientierungsmessen auf anderen
Wegen nicht doch durchgeführt werden können.
Im Speziellen, was den gesamten Bereich der Zuständigkeit der
Kreishandwerkerschaft (LEV, RBK, OBK) betrifft, fällt der Rückgang
mit einem Minus von 5 Prozent deutlich günstiger aus. Die für die
einzelnen Regionen genannte Rangliste der einzelnen Berufe zeigt die
große Vielfalt, gleichermaßen aber auch das große Potential für
diejenigen, die jetzt noch auf der Suche nach dem Traumjob und der
beruflichen Erfüllung sind. Das Corona-Virus hat dem Ausbildungsmarkt
in nie gekannter Weise zugesetzt. Aber alle Verantwortlichen halten
Alternativen und große Chancen bereit. Der Zug „Ausbildungsstart
2020“ ist keinesfalls abgefahren, sondern hält noch jede Menge
freie Plätze bereit.
- Alfred Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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