„Europa erlebt eine Konjunktur“
„Eine Rosinenpickerei gibt es mit uns nicht.“

Spannende Europa-Diskussion an der FHDW in Bergisch Gladbach: Prof. Dr. Frank Wallau, Dekan für Betriebswirtschaft an der FHDW; Rainer Deppe, Vorsitzender CDU Rheinisch-Bergischer Kreis; Andrea Steinert, Leiterin Arbeitskreis Europa CDU Rheinisch-Bergischer Kreis; Dr. Markus Pieper, CDU, Mitglied des Europaparlaments und Dr.-Ing. Alexander Brändle, Campus-Leiter FHDW Bergisch Gladbach. | Foto: FHDW
  • Spannende Europa-Diskussion an der FHDW in Bergisch Gladbach: Prof. Dr. Frank Wallau, Dekan für Betriebswirtschaft an der FHDW; Rainer Deppe, Vorsitzender CDU Rheinisch-Bergischer Kreis; Andrea Steinert, Leiterin Arbeitskreis Europa CDU Rheinisch-Bergischer Kreis; Dr. Markus Pieper, CDU, Mitglied des Europaparlaments und Dr.-Ing. Alexander Brändle, Campus-Leiter FHDW Bergisch Gladbach.
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(uw). Dr. Markus Pieper, seit 2004 für die CDU Mitglied im
Europapar­lament, stand an der Fachhochschule der Wirtschaft in
Bergisch Gladbach (FHDW), Rede und Antwort zum Thema Europa. In Zeiten
von Putin, Erdogan und Trump erlebe das Thema eine Konjunktur, so der
Parlamentarier.

Das Thema Europa findet laut dem Europa-Parlaments-Abgeordneten Dr.
Markus Pieper wieder mehr Interesse bei Bürgerinnen und Bürgern. Wie
eine Bestätigung dessen war der Diskussionsabend an der
Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach (FHDW) gut besucht.
„Und nicht nur Silverager wie ich sind gekommen. Das freut mich
besonders“,
konnte Rainer Deppe, Vorsitzender der CDU im
Rheinisch-Bergischen Kreis, auch viele junge Leute unter den rund 80
Gästen im Forum der FHDW begrüßen.

Das lag wohl auch am Veranstaltungsort, für den Andrea Steinert
verantwortlich war. Bewusst hatte die Leiterin des Arbeitskreises
Europa der Kreis-CDU Bergisch Gladbachs einzige Hochschule für den
Besuch des Europaparlamentariers aus Lotte im Münsterland gewählt.

An der FHDW in Bergisch Gladbach studieren rund 700 Studierende
Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaft. „Es gehört nicht
nur das Fachwissen dazu, sondern auch gesellschaftliches
Interesse“,
sagt Prof. Dr. Frank Wallau.

Der Dekan für Betriebswirtschaft an der FHDW freute sich über die
Anfrage der CDU, den Diskussionsabend an der privaten Hochschule zu
veranstalten: „Junge Leute informieren sich heute sehr viel über
Social Media und das sind häufig sehr verkürzte Sachverhalte. Hier
bieten wir Ihnen jetzt die Möglichkeit, sich ein umfassenderes Bild
zu machen und vielleicht auch Anregungen zu einem Nachdenken über
Europa. Sie kennen ja keine unterschiedlichen Währungen mehr, keine
Grenzen, Europa ist für sie selbstverständlich. Dass man sich für
die Werte und Freiheiten auch einsetzen muss, ist vielen jungen
Menschen nicht mehr klar.“

„Zwischen Putin, Trump und XI Jingping – welche Rolle spielt
Europa in der Welt“
war das Thema des Abends. „Da sind doch
einige wieder froh, dass wir dieses Europa haben“,
sagte Pieper.
In einer sich stark verändernden Welt habe man hier seit 70 Jahren
Frieden. „Und das ist das wichtigste Gut. Trotz Gurkenkrümmung
und Glühbirnenverbot ist dieses Europa wohl nicht so schlecht“,

ging er auf die Kritik an vermeintlich überbordender Bürokratie ein.

Die einheitlichen Standards seien wirtschaftlich ein euro­päischer
Erfolg. Man habe es geschafft, die 170.000 unterschiedlichen Normen in
Europa auf 15.000 zu drosseln. „Wenn ich das aus Sicht eines
mittelständischen Unternehmers sehe, dann habe ich den größten
Binnenmarkt der Welt und kann unter einheitlichen Bedingungen
produzieren.“

Auch Bürgerinnen und Bürger würden davon profitieren. Zum Beispiel
beim innereuropäischen Bahnfahren. „Von Leverkusen nach Mailand
brauchen Sie ein Ticket. Von Bocholt nach Bielefeld brauchen Sie
drei.“
Nach diesen Plädoyers für ein geeintes Europa ging er
auch auf die aktuellen Fragen in der europäischen Außenpolitik ein.
„Wir müssen weiter mit der Türkei reden“, sagte er.

Beitrittsverhandlungen stehen seiner Meinung nach aber angesichts der
Menschenrechtsanlage lange nicht auf dem Programm: „Das ist für
mich in den nächsten Jahrzehnten nicht absehbar.“
Einer
gemeinsamen Außen- und Verteidigungspolitik nach den Vorstellungen
von Frankreichs Premierminister Emmanuel Macron steht er positiv
gegenüber. „Das wird kommen, aber ein zentralistisches Europa
wollen wir nicht“
, sprach er für seine Partei.

Auch einer Transferunion erteilte der Münsterländer eine Abfuhr. Die
Rettungspakete für Portugal, Irland und Griechenland wertet er als
Erfolg. „Heute ist nur noch Griechenland dabei und die haben zum
zweiten Mal hintereinander einen Überschuss erwirtschaftet.“

Unverständnis und Besorgnis kommt bei Pieper angesichts des Brexits
auf. Wie bei einem Rührei könne man nicht ein einzelnes Ei nach der
Zubereitung aus der Pfanne holen.

Bei Themen wie Arzneimittelzulassungen und Luftverkehrsrecht sieht er
große Probleme bei einem endgültigen Ausstieg der Briten aus der EU
auf Europa zukommen. Und er warnte in Bezug auf die britischen
Forderungen nach freiem Handel bei den Austrittsverhandlungen:
„Eine Rosinenpickerei gibt es mit uns nicht.“

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