„Vision Gronau 2035“
Ergebnisse des ersten Projektjahres vorgestellt

Bergisch Gladbach (sf). Ob die Bundesgartenschau wohl jemals nach Bergisch-Gladbach-Gronau kommt und der gesamte Stadtteil dadurch langfristig aufgewertet wird? Die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr gering – aber dennoch: Träumen darf man ja mal, sagt sich das „Forum Gronau“. „Wenn man nicht in Visionen denkt, bleibt man im Teufelskreis der Realität“, stellt Michael Wittasek fest. Der Gronauer ist Mitglied des Arbeitskreises „Forum Gronau“, der sich vor einem Jahr gebildet und seither regelmäßig getroffen hat. Neben einzelnen Bürgern und Bürgervereinen haben sich auch ortsansässige Vereine, die Lokalpolitik, Mitglieder der Stadtverwaltung, Wirtschaftsvertreter sowie externe Experten dem Arbeitskreis angeschlossen. Ihr gemeinsames Ziel: Eine Vision für die Gestaltung des Stadtteils Gronau entwickeln. Gesucht wurden kreative Lösungsvorschläge, wie die Wohnqualität im Stadtteil erhöht werden kann.
Fast 80 Beteiligte waren beim Starttermin vor genau einem Jahr dabei. Etwa 30 Personen haben während der gesamten ersten Projektphase mitgewirkt. „Der Arbeitskreis war von Anfang an darauf angelegt, ein Jahr lang zusammenzuarbeiten. „Es ist uns wichtig, dass die Gruppe Vertrauen zueinander findet“, sagt Michael Schubek von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft SolidarConsult, die gemeinsam mit dem Bürgerportal in-gl.de Initiator des Bürgerprojektes ist.
Die Mitwirkenden gingen alle hoch motiviert ans Werk: „Man macht das nicht ein Jahr lang, wenn man nicht überzeugt ist, dass die Arbeit fruchtet“, sagt Julia Zimmermann, ebenfalls Anwohnerin und Projektteilnehmerin.
Heute, ein Jahr nach dem Start des Bürgerbeteiligungsverfahrens, zieht der Arbeitskreis ein sehr positives Fazit: „Es war ein langer gemeinsamer Prozess des Auseinandersetzens: Das ist gelebte Demokratie“, resümiert Wittasek. Auch Cem Demircan ist froh, an dem Langzeitprojekt mitgewirkt zu haben. „Wir Bürger haben unsere Vision erarbeitet, wie wir uns unseren Stadtteil vorstellen und wie wir unseren Stadtteil voranbringen können“, sagt Demircan. Zu Beginn der Projektphase wurden insgesamt fünf themenbezogene Arbeitskreise gebildet, die unter anderem zu den Themenfeldern Mobilität, Bauen und Wohnen, Freizeit oder Kultur regelmäßig getagt haben. Bei der Entwicklung der „Vision Gronau 2035“ haben die Arbeitsgruppen geprüft, mit welchen Maßnahmen ihr Stadtteil bis zum Jahr 2035 grüner, kommunikativer, sozialer und damit lebenswerter werden kann.
Ein großes Sorgenkind der Bürger ist der Straßenverkehr, der das Stadtteilbild maßgeblich mitprägt, da zahlreiche Pendler Gronau auf dem Weg von Bergisch Gladbach nach Köln durchqueren. Der Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes , die Umwandlung der Mülheimer Straße in eine Tempo-30-Zone sowie ein besserer Takt der S-Bahn-Linie wären geeignete Maßnahmen, um mehr Personen zu motivieren, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen, um so den Straßenverkehr zu entlasten. „Auch Radfahrer und Fußgänger beeinträchtigen sich gegenseitig. Hier wäre ebenfalls eine Entzerrung sinnvoll“, sagt Zimmermann. Michael Wittasek fordert eine gleichberechtigte Teilnahme aller Verkehrsteilnehmer. Was den öffentlichen Nahverkehr angeht, müsste auch der Busfahrplan überarbeitet werden, insbesondere, was die einzelnen Strecken betrifft, von denen einige parallel verlaufen. Viele eigentlich nahe gelegene Ziele können nur durch Umsteigen und Zurückfahren einer Teilstrecke erreicht werden.
Was Gronau auch fehlt, ist die klassische Ortsmitte. Verschiedene kleine Zentren anstatt eines Ortskerns – bedingt durch das Straßennetz – sind für die Entstehung eines Gemeinschaftssinns weniger fördernd. Dagegen möchte der Arbeitskreis ansteuern: „Aktuell fehlt die Gemeinschaft im Stadtteil. Wir wollen ein Miteinander schaffen – auf vielen Ebenen“, sagt Zimmermann. So möchte der Arbeitskreis erreichen, dass viele „Orte der Begegnung“ im urbanen und grünen Bereich geschaffen werden, wie zum Beispiel Pavillons, Aussichtsplattformen oder auch durch Gemeinschaftsprojekte wie Urban Gardening. Diese Orte der Begegnung müssten durch den Ausbau der Fuß- und Radwege im Stadtteil besser miteinander verbunden werden.
Ein großes Anliegen des Arbeitskreises „Forum Gronau“ ist es, generationsübergreifend zu arbeiten und zu denken. Da viele Familien mit Kindern und Jugendlichen in Gronau leben, wurde auch die junge Generation zu ihren Wünschen gefragt. „Wir sind in Kinder- und Jugendeinrichtungen gegangen und haben die Kinder gefragt, was für sie relevant ist“, berichtet Manuela Muth, Leiterin des Jugendzentrums Cross und Projektteilnehmerin. Rund 200 Kinder und Jugendliche haben an der Befragung teilgenommen. Fazit: Den jungen Bewohnern Gronaus fehlen Orte der Begegnung – Plätze, wo sie sich draußen treffen und ihre Freizeit verbringen können. Zudem würden sie gerne ihr Fahrrad oder ihren Roller öfter nutzen, was jedoch aufgrund der Verkehrssituation schwierig und zu riskant ist.
Und wie geht es jetzt nach Abschluss der ersten Projektphase weiter? „Wir werden jetzt unsere Liste mit 80 Maßnahmen angehen und Fördermittel beantragen“, sagt Schubek. In Kooperation mit der Stadt werden Förderanträge bei verschiedenen Stiftungen gestellt. Dazu zählt auch der Antrag auf Einstellung eines Quartiersmanagers. Für den Sommer 2025 ist ein großes Stadtteilfest auf der Mülheimer Straße geplant – mit dem Ziel, das Potenzial des Stadtteils aufzuzeigen. Und wer weiß – vielleicht kommt eines Tages die Bundesgartenschau doch noch nach Gronau…

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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