EVK: „Demenz aktiv“
Es geht um Zeit und persönliche Zuwendung

Auf dem Bild stehend von links: Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Veronika Friedel (Chefärztin Psychiatrie), Cornelia Lübbe-Roggen (Vorsitzende Förderverein), vorne Mitte: Ingrid Piaskowski (Alltagsbetreuerin). | Foto: Susanne Prothmann
  • Auf dem Bild stehend von links: Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb, Veronika Friedel (Chefärztin Psychiatrie), Cornelia Lübbe-Roggen (Vorsitzende Förderverein), vorne Mitte: Ingrid Piaskowski (Alltagsbetreuerin).
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Beim Projekt „Demenz aktiv“ kümmert sich eine
Alltags­betreuerin um Patienten in der Psychiatrie – Durch
zweckgebundene Spende in Höhe von rund 12.000 Euro
ermöglicht

BERGISCH GLADBACH - Der Förderverein des Evangelischen
Krankenhauses Bergisch Gladbach geht mit dem Projekt „Demenz
aktiv“ neue Wege. Erstmals wurden nicht wie gewohnt
medizintechnische Geräte zur Diagnose, Therapie und Nachsorge
finanziert, sondern mit dem Geld wurde die Stelle einer
Alltagsbegleiterin geschaffen, die sich im Rahmen einer 1:1-Betreuung
um Demenzpatienten kümmert und damit eine wertvolle Arbeit leistet.

Möglich machte dies eine zweckgebundene Spende von Prof. Dr. Dr. h.c.
Barbara Dauner-Lieb aus Bergisch Gladbach. Sie ist Inhaberin des
Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht,
Arbeitsrecht und Europäische Privatrechtsentwicklung an der
Universität zu Köln und seit 2006 gewähltes Mitglied am
Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen.

Nach dem Tod ihres Mannes, Prof. Manfred Lieb, im Jahr 2017 wollte sie
sich für die gute psychiatrisch-palliative Betreuung, die ihm am EVK
zuteil geworden ist, bedanken und bat anlässlich seiner Beerdigung um
Spenden statt Blumen. Das Ergebnis: Rund 12.000 Euro, die nun das
Projekt auf der Station P-1A ermöglichen.

Die wesentliche Problematik bei Menschen, die aufgrund ihrer Demenz in
einer psychiatrischen Klinik behandelt werden müssen, liegt darin,
dass sie Verhaltensweisen zeigen, die die Betroffenen selbst und die
Angehörigen stark belasten.

Beispiele hierfür sind eine starke Unruhe mit dem ständigen Drang
umherzulaufen, was oft zum Ver- und Weglaufen führt oder
Aggressionen, die sich in Anspannung, Schimpfen, aber auch
körperlicher Gewalt wie Schlagen, äußern können. Weitere
Verhaltensweisen sind unmotiviertes permanentes Rufen oder emotionale
Zustände, die sich als Niedergeschlagenheit und starke Ängste oder
Antriebsmangel
und Apathie zeigen.

„In fast allen Fällen hilft eine intensive menschliche
Zuwendung, wobei eine 1:1-Betreuung oder eine Betreuung in einer
Kleingruppe oft besonders förderlich ist“,
weiß die
Psychiatrie-Chefärztin Veronika Friedel. Im Rahmen der stationären
Behandlung geschieht dies durch das Fachpflegepersonal und während
der spezifischen Therapien durch Ergo-, Sozial-, Musik- und
Körpertherapeutinnen. Jedoch ist in diesen Angeboten der zeitliche
Rahmen begrenzt und „es wird häufig noch eine weitergehende
Alltagsbetreuung ohne spezifischen Therapieansatz vermisst“, s
o
Veronika Friedel. Hierbei gehe es im Wesentlichen um Zeit und
persönliche Zuwendung.

Um ein Angebot für die betroffenen Patienten zu schaffen, ist nun die
Alltagsbetreuerin Ingrid Piaskowski mit vier Stunden pro Woche in der
Psychiatrie tätig. Sie ist eine ausgebildete Gesundheits- und
Krankenpflegerin, verfügt über Weiterbildungen und Erfahrungen in
der
Demenzbetreuung und ist ehrenamtlich im Vorstand des Demenznetzwerks
Overath aktiv. Durch ihre Tätigkeit wird ein zusätzliches Angebot
für schwer Betroffene geschaffen, wobei keine der vom Krankenhaus
angebotenen Leistungen ersetzt wird.

Jedes Mal aufs Neue wird entschieden, um welche Patienten sich Ingrid
Piaskowski mit welchem Angebot dieses Mal kümmern soll. Mit stark
unruhigen Menschen mit Laufdrang macht sie einen Spaziergang. Oder sie
lenkt ängstliche Patienten durch ihre Ansprache und ein kleines Spiel
ab.
„Manchmal genügt es auch, einfach nur die Hand zu halten“,
berichtet Veronika Friedel. Denn häufig schaffen es die Patienten
nicht, sich alleine und ohne Hilfe zu entlasten, zu beruhigen oder zu
aktivieren.

Zu Bewegungsförderung wurde ein Motomed-Beintrainer angeschafft, der
ebenfalls aus Spenden des Fördervereins finanziert wurde. Ähnliche
Programme wie am EVK werden derzeit in vielen Einrichtungen angeboten
und von den LVR-Kliniken Köln gemeinsam mit der Deutschen
Sporthochschule Köln erforscht.D

ie erste Bilanz am EVK fällt durchweg positiv aus: „Wir haben mit
dem Programm bislang sehr gute Erfahrungen gemacht und stellen fest:
Es macht einen Unterschied, wenn Frau Piaskowski bei uns im Haus ist
oder nicht“, so Veronika Friedel, die sich über weitere Spenden
für das Projekt „Demenz aktiv“ sehr freuen würde.

Redakteur/in:

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