Zanders-Areal für Fußgänger und Radfahrer geöffnet
Hier entsteht ein neues Stadtquartier
Bergisch Gladbach (sf). Von einem „stadthistorischen Moment“ sprach Bürgermeister Frank Stein, als Insolvenzverwalter Marc d`Avoine den symbolischen Schlüssel zum Zanders-Areal an die Stadt überreichte. Wenige Minuten später wurde das Fabrikgelände erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zahlreich nutzten Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, das Zanders-Areal zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu durchqueren und zu erkunden. Ferdinand Tönnemann stand mit seinem Rad bereits als erster in den Startlöchern: Als Sieger eines von der Stadt organisierten Gewinnspiels durfte er allen anderen vorausradeln. Zuvor verfolgten die Gäste den feierlichen Moment, als Stadt und Insolvenzverwaltung gemeinsam das rote Band für die erste Durchfahrt durchtrennten. Besucherinnen und Besucher hatten an diesem Tag auch die Möglichkeit, die Räume, in denen sich einst die Werkstätten, Lager und Magazine befanden, zu besichtigen und so noch einmal in rund 200 Jahre vergangene Industriegeschichte einzutauchen. Deren Ende wurde im Jahr 2017 mit dem Insolvenzantrag des Unternehmens Zanders eingeläutet. Die Stadt erwarb daraufhin das Areal, doch die Suche nach einem neuen Investor blieb erfolglos. „Es war eine Zeit, die auch emotional und politisch nicht einfach war“, blickte Bürgermeister Frank Stein zurück. Im April 2021 hatten die Insolvenzverwalter die Fabrik von einem auf den anderen Tag abschalten müssen, es kam zum endgültigen Erliegen der Papierproduktion. Alle Gebäude auf dem Fabrikgelände mussten geräumt werden. Über drei Jahre erstreckte sich der Rückbau der großen Maschinen, der sich bei Erhalt der historischen Fabrikhallen als wahre Herausforderung erwies: „Als die Maschinen damals gebaut wurden, entstanden erst die Maschinen und dann wurden um diese herum die Gebäude gebaut. Unsere Aufgabe war es, sicherzustellen, dass diese Objekte auch noch heute dastehen können, nachdem die Maschinen ausgebaut wurden“, erklärte Jonas Geist von der Eigentumsvertretung (Liegenschaftsmanagement). Tausende Maschinen und weiteres Arbeitsmaterial galt es sicherzustellen. „Wir haben insgesamt 2500 Artikel bearbeiten und verkaufen müssen“, sagte Marc d`Avoine, Insolvenzverwalter der Zanders GmbH. Diese stießen nicht nur in Deutschland auf großes Interesse: „In 25 verschiedenen Ländern haben sich Käufer gefunden“, berichtete d`Avoine. Auch große Mengen an Müll galt es zu entsorgen: „Wir haben 1300 Tonnen Betriebsstoffe behandelt“, so d`Avoine. Die Räumungsarbeiten durch den Insolvenzverwalter konnten jetzt erfolgreich abgeschlossen werden: „Drei Jahre liegen hinter uns, die heute erfolgreich abgeschlossen werden können. Uns liegt jetzt das Attest vor, dass das Gebäude sauber und frei ist“, berichtete d` Avoine. Damit kann sich der Insolvenzverwalter vom Zanders-Areal zurückziehen und dieses der Stadt Bergisch Gladbach als neuem Eigentümer offiziell übergeben. In Anwesenheit zahlreicher geladener Gäste, darunter ehemalige Mitarbeiter der Zanders-Fabrik, erfolgte die Schlüsselübergabe kurz vor der ersten offiziellen Durchfahrt über das Gelände. Anschließend nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, die ehemaligen Werkstätten, Lager und Magazine zu besichtigen. „Dieses Herz hat aufgehört zu schlagen. Viel Wehmut liegt darin. Wir haben gelernt, dieses Grundstück wertzuschätzen“, blickte Udo Krause, Leiter der städtischen Projektgruppe, zurück. Die Stadt plant eine komplette Neugestaltung des Areals: „Was Sie uns hinterlassen haben, ist ein Schatz. Es gilt, diesen Schatz umzustrukturieren und wiederzubeleben“, sagte Krause. Auf dem ehemaligen Zanders-Areal soll in naher Zukunft ein neues mischgenutztes, urbanes Stadtquartier entstehen. Neben 3000 neuen Arbeitsplätzen und Wohnraum für rund 3000 Personen ist auch die Ansiedlung von Berufskollegs vorgesehen. Dabei soll der Aspekt Erholung durch Freiraumqualität nicht zu kurz kommen. „Es gilt, dieses Gelände in die Stadt zu integrieren“, sagte Krause.
Nach der sukzessiven Teilöffnung des Areals in den vergangenen Jahren liegt jetzt aber erst einmal der nächste Schritt darin, Genehmigungen einzuholen, um das Gelände dauerhaft für Radfahrer und Fußgänger zu öffnen. „Wir möchten möglichst schnell neues Leben auf das Gelände bringen“, sagte Krause.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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