Nervenzellen neu verschalten
Hilfe für Patienten, die an Phantomschmerzen leiden
Bergisch Gladbach - Patienten, die nach einer Amputation unter Phantomschmerzen leiden,
profitieren von einem neuen Ansatz in der Schmerzbehandlung am
Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach. Die repetitive
transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine nicht-invasive
Methode, die die Erregbarkeit von neuronalen Netzwerken im Gehirn
gezielt modulieren und zu längerfristigen Neuverschaltungen von
Nervenzellen führen kann („Neuroplastizität“).
Das neue Therapieangebot in der Akutschmerzbehandlung wird im Rahmen
eines interdisziplinären Gesamtbehandlungskonzeptes in Zusammenarbeit
zwischen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
und der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
realisiert.„Wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass die rTMS
in der Schmerztherapie insbesondere bei den medikamentös häufig nur
schwer beherrschbaren neuropathischen Schmerzen eine wirksame und gut
verträgliche Behandlung darstellt“, sagt PD Dr. med. Fritz-Georg
Lehnhardt, Chefarzt der Psychiatrie.
Hierzu gehören auch die sogenannten „Phantomschmerzen“, die sich
bei bis zu 70 Prozent der Patienten nach Gliedmaßenamputation bei
schwerer peripherer Gefäßerkrankung entwickeln. Sie führen häufig
zu einer deutlichen, schmerzbedingten Minderung der Lebensqualität
bei den Betroffenen.PD Dr. med. Payman Majd, Chefarzt der Klinik für
Gefäßchirurgie: „Wir verwenden in unserer Klinik die modernsten
interventionellen Behandlungsverfahren zur Gefäßrekonstruktion und
Rekanalisation bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.
Bekannt ist die Erkrankung auch als sogenannte
„Schaufensterkrankheit“. Wenn das Ziel, die Blutversorgung zu
sichern und die betroffene Gliedmaße zu erhalten, nicht mehr erreicht
werden kann, weil der Schädigungsprozess der Blutgefäße bereits zu
weit fortgeschritten ist, können Amputationen der betroffenen
Extremität unvermeidbar wer den. In diesen Fällen stellen die
Phantomschmerzen eine besondere therapeutische Herausforderung im
postoperativen Verlauf dar, weil sie medikamentös häufig nur schwer
zu erreichen sind.“
Die rTMS-Methode ermöglicht es, bestimmte, im neuronalen
Schmerznetzwerk wichtige Schaltzentren gezielt zu stimulieren, so dass
körpereigene schmerzlindernde Botenstoffe verstärkt ausgeschüttet
werden.
In fünf Sitzungen pro Woche von jeweils circa 30 Minuten Dauer werden
über zwei bis drei Wochen jeweils zwei umschriebene Hirnregionen
innerhalb einer Sitzung kombiniert stimuliert.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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