94 Kisten mit Tonscherben ans Tageslicht gebracht
Hinweise zur Herkunft sind erwünscht
Bergisch Gladbach (hh). Es wirkt fast schon wie eine kleine Detektivgeschichte: Als vor kurzem mit Unterstützung von Fördermitgliedern des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe der Keller unterhalb der Kupferschmiede ausgeräumt wurde, kamen über 90 Kisten mit Tonscherben aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen zum Vorschein, die in Vergessenheit geraten waren. Doch niemand weiß, wie die Kisten ins Museum gekommen sind und wo die Scherben gefunden wurden. Nicht nur Museumsleiterin Laura Oehms und Dr. Sibylle Friedrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums und zuständig für Sammlungsmanagement, würden daher sehr gerne mehr über die Herkunft des Fundes erfahren und hoffen nun auf weiterführende Informationen aus der Bevölkerung.
„Dass die Scherben in diesem Depot vorhanden sind, wissen wir schon sehr lange. Jens Berthold, der damalige Leiter der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, hatte schon vor einiger Zeit empfohlen, sie ans Tageslicht zu holen und zu schauen, ob es weitere Informationen in den Kisten gäbe“, blickte die Archäologin Dr. Friedrich zurück. Vor drei Jahren wurde der Keller erstmals ausgiebig inspiziert und letztlich 94 Kisten gezählt, deren Inhalt sich sehr sortenrein, aufgeteilt etwa in Krüge, Krughenkel oder Topfböden, und aus verschiedenen Materialien darstellte, darunter etwa (Plastik-)Salatkisten aus den Jahren zwischen 1970 und 1985. „Die Papierauslagen in den Kisten, darunter sogar Blätter des Bergischen Handelsblatts, stammen jedoch aus Juni 1990. Daher wissen wir, wann die Kisten wahrscheinlich in den Keller gebracht wurden.“ Üblicherweise erhält das Museum per Vertrag Schenkungen, Dauerleihgaben oder Stiftungen, so dass die Herkunft aller Exponate nachvollziehbar ist. „Hier existieren jedoch zum ersten und bisher einzigen Mal keine schriftlichen Unterlagen. Selbst ältere Mitglieder aus dem Förderverein oder ehemalige Mitarbeiter können sich nicht erinnern, dass die Kisten in einer größeren Aktion in den Keller geräumt wurden“, führte Dr. Friedrich aus.
Bei der archäologischen Bestimmung des Alters und der geographischen Herkunft der Tonscherben anhand von Büchern, Listen und Katalogen kam heraus, dass gut die Hälfte römische Funde aus dem zweiten und dritten Jahrhundert sind. „Auf einer Scherbe klebt etwa der Schriftzug ´Römisches Kastell Niederbieber´, was uns weitergeholfen hatte. Eine exaktere zeitliche Bestimmung ist aber leider nicht möglich, denn uns fehlen Glasscherben oder Metallfunde, die mehr hierzu beigetragen hätten.“ Die andere Hälfte der Kisteninhalte lassen auf die Epoche des späten Mittelalters zwischen dem zehnten und zwölften Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit schließen.
Es bleibt offen, wer die Scherben zusammengetragen hat und wie sie ins Museum kamen. „Vielleicht hatte jemand Interesse, über die Äcker zu gehen oder stattfindende Ausgrabungen zu verfolgen. Die Sammlung muss auf jeden Fall in den 60er Jahren stattgefunden haben, denn ab den 70ern hatte die Bodendenkmalpflege in Rheinland-Pfalz und NRW ein Gesetz eingeführt, das die private Mitnahme archäologischer Funde verbietet. Es könnte sein, dass die umfangreiche Scherbensammlung dann als Geschenk von Erben dem Museum übergeben wurde“, mutmaßte Museumsleiterin Laura Oehms.
Aufgrund der Platzsituation ist zur Zeit keine Wechselausstellung im Museum und somit keine separate Präsentation der besonderen Fundstücke möglich. „Wir haben aber Vitrinen im ersten Stock, wo wir einige Höhepunkte ausstellen könnten. Das wäre jedenfalls eine Option.“ Doch zunächst hoffen alle auf Meldungen aus der Bevölkerung, die mit Informationen zur Einräumung der Kisten oder zu deren Herkunft weiterhelfen können. Das Bergische Museum freut sich über eine Kontaktaufnahme unter der Nummer 02202/141555 oder per Mail unter kontakt@bergisches-museum.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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