„Von Bensberge über den Ziehenberg“
Historischer Wanderführer – neu gedacht
Bensberg (su). Vor einigen Jahren fiel Lothar Eschbach beim Aufräumen vom Dachboden des Elternhauses ein kleines, in verblichenem Rot gebundenes Büchlein in die Hände. „Führer durch Bensberg und Umgegend“, herausgegeben im Jahre 1899 vom „Wirteverein Bensberg“. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Rhein-Berg wusste sofort: „ein Schatz“!
Auf rund 100 Seiten, zwischen zeitgenössischer Werbung und Anzeigen verteilt, enthielt er detailliert beschriebene Wanderungen. Ganz ohne Kartenmaterial ging es vom rechtsrheinischen Köln bis Strunden oder Wahn; von der Stadt Deutz zum Königsforst. Drei bis 25 Kilometer lange Ausflugsvorschläge, um und für die drei Stadteile von Bensberg: Refrath, Untereschbach und Immekeppel, ebenso wie Bergisch Gladbach zeugen davon, was heute so aktuell ist wie 1899: schöne Wanderrouten kommen an.
Den „Prototypen eines Wanderführers“ in der Hand, stellten sich viele Fragen. Kann man wohl die Routen gut 120 Jahre später noch laufen? Kann man auf die Hinweise, „an der Birkenbank rechts abbiegen“ „bis zum Aussichtsturm Emilienhöhe, dort den Waldweg bergab“ oder „aufwärts zu den hohen Tannen“ noch bauen? Vom „Waldcurort“ Bockenberg ist nur ein trauriger Rest geblieben, aber wie verhält es sich mit „dem Hause mit der hohen Fahnenstange“, dem Ziehenberg oder Steinhaus? In den vergangenen zwei Jahren wurden diese spannenden Rätsel gelöst. In Hans-Peter Schiele fand Initiator Lothar Eschbach einen Fotografen und Autor, der auf Grundlage der Beschreibungen von 1899 versuchte, „historische Hintergründe mit den Herausforderungen der Gegenwart“ zu verknüpfen.
Entstanden ist ein spannender Bildband, in akribischer, oft mühevoller Arbeit recherchiert, mit langen Fußmärschen und Antworten, die oft schwierig zu erhalten waren. Textausschnitte des alten „Führers“, historische und aktuelle Kartenausschnitte sowie Fotos heutiger Begebenheiten sind einander gegenübergestellt und in einem aktuellen Wanderbuch vereint. Oder sollte man besser sagen: zu einem Geschichtsbuch vereint, das sich erwandern lässt? Es lohnt sich, den nahezu unveränderten Wolfsweg zwischen altem Bensberger Schloss und dem „Dorfe“ Wahn kennenzulernen. Sicher findet sich in der Wolfsschlucht kein Rudel mehr. Ab und zu ist Isegrim heute jedoch wieder im Königsforst unterwegs. Vielleicht macht man Rast in einer der Gaststätten, die noch denselben Namen wie 1899 trägt. Eine willkommene Gelegenheit, dort den „Führer von 2022“ aus dem Wanderrucksack zu nehmen und sich über dem charmant-eigenwilligem Humor des Autors zu freuen, der im ersten Buch – nun „auf 400 Seiten und ohne Werbung“- sechs von insgesamt 25 Wegen vorstellt. Weitere vier Bände „1899 - Bensberg und Umgegend“ folgen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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