Zandrianer durch und durch
Hohe Auszeichnung für Frank Eschenauer
Bergisch Gladbach - Bürgermeister Lutz Urbach hat Frank Eschenauer mit der Silbernen
Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach ausgezeichnet. Der langjährige
Betriebsratsvorsitzende bei der Firma Zanders wurde insbesondere für
sein überdurchschnittliches Engagement ausgezeichnet, mit dem er sich
für den Fortbestand der Papierfabrik und damit für die
Arbeitsplätze der Zandrianer eingesetzt hat.
1981 begann Frank Eschenauer seine Ausbildung als Schlosser bei der
Zanders Feinpapiere AG. Schon früh interessierte er sich für die
Rechte und Belange der Kolleginnen und Kollegen, daher war es ein
logischer Schluss, dass er 1987 Mitglied des Betriebsrats wurde und
fast 30 Jahre in dem Gremium gewirkt hat.
Im Rahmen der Feierstunde im Gronauer Wirtshaus im Kreise von Familie,
Weggefährten und Freunden betonte Bürgermeister Lutz Urbach, wie
wichtig eben dieses Engagement für die Papierfabrik war: „Frank
Eschenauer kämpfte um den Fortbestand des krisengeschüttelten
Unternehmens und seiner Mitarbeiterschaft wie kaum ein anderer”,
betonte Lutz Urbach. “Immer wieder setzte er sich vehement für
zukunftsträchtige Konzepte, für wirtschaftliche Neuorientierung und
vor allem für den Verbleib möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen
beim Werk ein.”
„Sein Engagement, so lobte der Bürgermeister, ging weit über
das übliche Pensum eines Betriebsrates hinaus. Egal zu welcher
Uhrzeit oder an welchem Tag, Frank Eschenauer war immer erreichbar und
das hat mich sehr beeindruckt“, betont der Bürgermeister, der
sich durch den langen Zeitraum des Miteinander mit Frank Eschenauer
mittlerweile duzt.
Bereits im Jahr 2017 hatte der Rat der Stadt die Verleihung der
Ehrennadel in Silber an Frank Eschenauer beschlossen. Aufgrund der
Unsicherheiten rund um das Zanders-Werk hatte Frank Eschenauer darum
gebeten, seine Ehrung zu verschieben.
Die Zanders-Firmengeschichte ist eng verknüpft mit der Entstehung der
Stadt Bergisch Gladbach. Der heutige Standort in der Stadtmitte hatte
sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt. Doch mit dem Verkauf des
Unternehmens im Jahr 1989 veränderte sich die Situation.
Damals fand der erste Eigentümerwechsel des sonstigen Marktführers
in Papiersegmenten statt. Übernommen hatte die angeschlagene Firma
der amerikanische Konzern „International Paper“ – was mit einem
massiven Stellenabbau einhergehen sollte. Eschenauer und sein
Gewerkschaftsteam wehrten sich vehement und bewirkten einen
moderateren Stellenabbau.
Insbesondere seit Ende der 90er Jahre setzte sich Frank Eschenauer
verstärkt für das Wohl und Wehe der Papierfabrik ein. 1998 wurde er
zum Vorsitzenden des Betriebsrates gewählt. Bereits im Jahr 2000 kam
es zu einem erneuten Verkauf der Firma, der für das Werk weitere
Sparmaßnahmen mit sich brachte.
Und auch dieser Eigentümer Metsä Serla musste wirtschaftlich neu
planen, so gab es Restrukturierungen und weitere Maßnahmen, um das
Papiergeschäft weiter betreiben zu können. Auch in dieser Phase
brachte sich Frank Eschenauer überdurchschnittlich für die
Beschäftigten ein und „kämpfte“ für den Standort Bergisch
Gladbach.
2001 wurde Metsä Serla wurde in die M-Real Zanders GmbH umfirmiert.
Beschäftigt waren rund 2000 Mitarbeiter, die bereits in den Vorjahren
massiv mit den Auswirkungen von Überkapazitäten auf dem Weltmarkt
und den Folgen der Wirtschaftskrise konfrontiert wurden. Im Frühjahr
2011 gab die Konzernleitung am Kapitalmarkt bekannt, mit Ende des
Jahres 2011 komplett aus der Papierproduktion aussteigen zu wollen.
Danach wären der überwiegende Teil der Produktion und zentrale
Produktionsanlagen geschlossen und eventuell verkauft worden. Dies
hätte einen Personalabbau von 600 auf 200 Mitarbeiter bedeutet. Im
Endeffekt wäre dies gleichbedeutend mit dem Einstieg in eine
Komplettschließung über mehrere Etappen gewesen.
Aber der Betriebsrat mit Frank Eschenauer an der Spitze war
vorbereitet und schloss bereits im Vorjahr Rahmenvereinbarungen mit
dem Konzernvorstand von M-Real Zanders GmbH ab. Diese sollte das
Weiterbestehen durch die Konzentration auf Spezialpapiere und die
schrittweise Weiterentwicklung des Geschäfts durch neue innovative
Produkte ermöglichen.
Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es Überlegungen zu einem
„Papierparkkonzept“. Maßgeblich der Betriebsratsvorsitzende
setzte in dieser Zeit auf seine vorhandenen Konzepte und begann
umfangreiche Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite.
Aber der rührige Lobbyist war nicht nur hinter den
Industriegebietsmauern aktiv. Regelmäßig nutze er seine Kontakte zu
den Medien und bezog auch immer aktiv die Politik und die Behörden
– auch die der Stadt – mit ein.
Ihm gelang diese proaktive Betriebsratsarbeit zudem durch die gute
Vernetzung mit der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG
BCE) und externen Beratern.
Zudem war dem Zandrianer auch die Meinung der Kolleginnen und Kollegen
immer wichtig. Ihn hat immer interessiert, was die Menschen denken,
nahm ihre Ideen mit auf, informierte über die Hintergründe der Lage
des Unternehmens und warb für seine eigenen Zukunftspläne.
Auch dafür hat ihn die Belegschaft immer sehr geschätzt und
respektiert. Dies unterstreicht auch das Wahlergebnis bei den
Betriebsratswahl 2014. 94 Prozent der Belegschaft hatten sich an der
Wahl beteiligt, auf die Persönlichkeitswahl für Frank Eschenauer
entfielen 92 Prozent der abgegebenen Stimmen. „Darüber habe ich
mich sehr gefreut“, blickt der Geehrte zurück.
So ein Engagement war aber auch nur mit einem hohen zeitlichen Aufwand
möglich. Feierabend kannte Frank Eschenauer nicht, sein Arbeitstag
ging meist bis in die späten Abendstunden. Ende März 2016 hat seine
Amtsgeschäfte aus gesundheitlichen Gründen an seinen Nachfolger
Taner Durdu übergeben, ist aber immer noch in beratender Funktion
tätig.
Aktuell sind im Werk noch circa 280 Mitarbeiterinnen und MItarbeiter
im Werk beschäftigt. Seit Herbst 2018 führt eine Investorengruppe um
den norwegischen Zellstoffunternehmer Terje Haglund die Geschäfte. Im
Sommer 2018 musste das Unternehmen, das zu der Zeit zum Konzern von
Mutares gehörte, Insolvenz anmelden.
Viele Aktivitäten auch neben Zanders
In der IG BCE war er von 1985 bis 2004 zunächst im Beirat bis er 2004
Mitglied im Hauptvorstand war. Bei der Berufsgenossenschaft Rohstoffe
und chemische Industrie war er von 2011 bis 2015 in der
Mitgliederversammlung des Trägervereins der Unfallklinik Frankfurt
und in derselben Zeit im Aufsichtsrat des Uni-Klinikums Bergmannsheil
GmbH.
Seit 2015 ist er im Regionalausschuss West des Klinikverbundes der
gesetzlichen Unfallversicherung (Duisburg, Bochum, Frankfurt des
Klinikverbunds) und alternierender Vorsitzender der
Gesellschafterversammlung Bergmannsheil Bochum gGmbH des
Klinikverbunds. Außerdem war er bis 2016, etwa zehn Jahre lang,
ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht Köln.
Dies alles wäre für den heute 54-Jährigen nicht möglich gewesen,
wenn er von seiner Familie in all den Jahren nicht unterstützt worden
wäre. Seit seinem Ausscheiden Ende März 2016 hat er nun mehr Zeit
für seine Ehefrau Brigitte und seinen Sohn Tobias mit Freundin Sarah.
Enkelkind Kilian macht ihm ebenfalls viel Spaß.
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung, da mein Einsatz für
die Stadt, die Menschen und das Unternehmen Zanders wirklich mit der
Überzeugung erfolgt ist, dass es notwendig ist, dass die Papierfabrik
fortbesteht. Ohne Zanders hätte es nie eine Stadt Bergisch Gladbach
gegeben“, ist sich der Geehrte sicher.
Dem konnte Bürgermeister Lutz Urbach nur zustimmen: „Lieber
Frank, wenn ich Deinen Einsatz beschreiben soll, dann fällt mir das
Lied der Labbese ein: ‚Gläbibsch, bes us Papier jemaat‘, das gilt
nicht nur für unsere schöne Stadt, sondern auch für Dich als
Zandrianer und Gläbbischer Jong. Ohne Dich wäre die Papiergeschichte
in unserer Stadt vermutlich längst zu Ende geschrieben. So Menschen
wie Dich brauchen wir in Bergisch Gladbach.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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