100. Patientin mit Neurostimulation behandelt
Innovative Therapie bei Depressionen

PD Dr. med. Fritz-Georg Lehnhardt mit seinen beiden Mitarbeiterinnen und der 100. Patientin, die mit dem rTMS-Verfahren behandelt wurde. | Foto: Daniel Beer
  • PD Dr. med. Fritz-Georg Lehnhardt mit seinen beiden Mitarbeiterinnen und der 100. Patientin, die mit dem rTMS-Verfahren behandelt wurde.
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Bergisch Gladbach - (red) Am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach (EVK) wurde
kürzlich die 100. Patientin mit einem modernen und innovativen
Neurostimulationsverfahren behandelt.

Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik setzt
zur Behandlung von Depressionen die sogenannte repetitive
transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ein. Die Behandlungsmethode
wurde von Chefarzt PD Dr. med. Fritz-Georg Lehnhardt am EVK
eingeführt und ist ein schonendes, alternatives und ergänzendes
Verfahren zur Standardbehandlung depressiver Erkrankungen.Bei der rTMS
wird in einer seitlich am Kopf aufgelegten, stromdurchflossenen
Magnetspule ein rasch wechselndes Magnetfeld erzeugt, das nahezu
ungehindert den Knochen durchdringt und bis in ein bis zwei
Zentimetern Tiefe der Hirnrinde einen schwachen Stromfluss erzeugt.
Dieser kann in Abhängigkeit von der gewählten Impulsrate die
Erregbarkeit der Nervenzellen verändern. Der stimulierte Bereich
liegt im seitlichen Vorderhirn und ist Teil eines bei der Depression
fehlverschalteten Netzwerkes von Nervenzellen.

Die Behandlung wird in einer Serie von fünf wöchentlichen Sitzungen
von etwa zehn bis 20 Minuten Dauer über maximal vier bis fünf Wochen
durchgeführt. Das Therapieverfahren ist die dritte Säule in der
spezifischen Behandlung von Depressionen in der psychiatrischen Klinik
am EVK und hat besondere Vorteile gegenüber den anderen möglichen
Stimulationsverfahren - Elektrokonvulsionstherapie (EKT) und
Vagus-Nerv-Stimulation (VNS). „Für die rTMS sprechen die gute
Verträglichkeit bei den Patienten und die leichte Anwendung im
klinischen Alltag“, erklärt Dr. Lehnhardt.Die Therapie verzeichnet
eine gute Erfolgsrate und hat auch bei über zwei Dritteln der bisher
hier behandelten Patienten angesprochen, so Lehnhardt: „Das ist eine
sehr gute Quote, gemessen an der Schwere der Erkrankungen. Bei
Patienten, die von der Behandlung profitierten, waren bereits nach
zehn von in der Regel 20 bis 25 Sitzungen die ersten positiven
Veränderungen zu beobachten.“ Insbesondere eigne sich die rTMS bei
der schwer zu behandelnden Depression als ein begleitendes und
unterstützendes Verfahren bei der Psychotherapie oder wenn sich die
medikamentöse Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen oder
Unverträglichkeiten als schwierig darstellt.

Bei neun von zehn der bisher behandelten Patienten wurde die rTMS bei
einer depressiven Erkrankung eingesetzt. In seltenen Fällen eignet
sich das Verfahren aber auch bei besonderen Formen einer Psychose,
somatoformen Schmerzerkrankungen („Fibromyalgie“) und sogenannten
Phantomschmerzen, wie sie etwa nach Amputationen aufgrund schwerer
Gefäßerkrankungen auftreten können.

Volkskrankheit Depression

Innerhalb eines Jahres erkranken in Deutschland 8,2 Prozent aller
Menschen an einer Depression. Nach den Angst- und Suchterkrankungen
ist die Depression damit die dritthäufigste psychiatrische
Erkrankung. In den Krankenkassendaten weist der Anteil an
Krankschreibungen aufgrund einer Depression die höchsten
Steigerungsraten auf. Auch bei den vorzeitigen Berentungen ist bereits
länger schon die psychische Erkrankung der häufigste Grund. In den
psychiatrischen Kliniken wird jeder dritte Patient aufgrund einer
Depression behandelt - ähnlich wie der Bluthochdruck oder
Gefäßerkrankungen kann die Depression als eine der großen
Volkskrankheiten in Deutschland bezeichnet werden. Die Behandlung der
Depression erfolgt in der Regel erfolgreich durch den Einsatz
spezieller Verfahren aus der Psychotherapie sowie spezifisch wirksamer
Psychopharmaka. Trotzdem können bei rund einem Drittel der Patienten
auch nach dreimonatiger Behandlung depressive Symptome fortbestehen.
Eine stark verminderte Lebensqualität und negative Auswirkungen auf
Familie und Beruf sind nur einige der daraus entstehenden Folgen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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