Neues Theaterprojekt
Neue Frau aus Bensberg trifft auf den Wolf
Bergisch Gladbach - (red) Vom Zusammenleben einer feinen, etwas unterkühlten Dame mit
einem ihr zugelaufenen Wolf erzählte die Kurzfilmreihe „Der Wolf
und die Frau“, die 1977 als Übergang vom Kinder- zum
Erwachsenenprogramm in der ARD ausgestrahlt wurde.
Kultur traf auf Natur, und beide philosophierten auf einer fast
leeren, nur auf das Wesentliche konzentrierten Bühne über Gott und
die Welt und alle möglichen Themen aus ihren höchst
unterschiedlichen Positionen, Vorerfahrungen und Blickwinkeln heraus.
Hinter der Produktion steckten damals zwei Puppenspiel-Legenden:
Wolfgang Buresch spielte und sprach den Wolf, der spätere Bensberger
Puppenspieler Rudolf Fischer (1920-1998) die Frau.
Mit Formaten wie „Emm wie Meikel“, „Maxifant und Minifant“,
„Plumpaquatsch“, „Kasper und René“ oder „Wolfgang und
Stoffel“ hat Wolfgang Buresch in den 60-er und 70-er Jahren
Fernsehgeschichte geschrieben. Seine bekannteste Figur aber war der
Hase Cäsar, der selbst den später Geborenen ein Begriff ist und
längst Kultstatus genießt. Heute lebt die inzwischen 79jährige
Puppenspielerlegende zurückgezogen in Hamburg.
Ein großer und nachhaltiger Publikumserfolg war „Der Wolf und die
Frau“ zwar nicht, für Gerd J. Pohl, Leiter des Bergisch Gladbacher
Theaters im Puppenpavillon, gehört die Reihe aber „zum Schönsten,
was je mit Puppen im Fernsehen gemacht worden ist“. Die poetischen
Texte und ruhigen Betrachtungen hatten es Pohl so angetan, dass er
Wolfgang Buresch um die Rechte an dem Stoff bat, um einige der alten
Szenen dieser Art als Abendprogramm auf die Bühne zu bringen - und
Buresch willigte nicht nur ein, sondern bot sich sogar an, dafür
neue, aktuelle Themen zu bearbeiten.
Die originalen Figuren aus der Fernsehserie, einst Eigentum von Rudolf
Fischer, sind leider unauffindbar. Wahrscheinlich wurden sie - wie
vieles mehr aus Fischers Nachlass - beim Brand des Puppenpavillons vor
gut 20 Jahren vernichtet. Deswegen machte sich Pohl daran, die Frau
wiederauferstehen zu lassen, und modellierte einen neuen Kopf nach
alten Foto- und Filmaufnahmen. Die Refrather Kostümbildnerin Karin
Zimmerhakl kleidete die Dame originalgetreu ein. Jetzt begegneten sich
die Bensberger Frau und Wolf Buresch zum ersten Mal persönlich: Gerd
J. Pohl ist nach Hamburg gereist, um sich Bureschs Segen für seine
Neuschöpfung abzuholen, die Bühnenfassung von „Der Wolf und die
Frau“ im Detail zu besprechen und an den Stimmen zu arbeiten. Und
tatsächlich zeigte sich Buresch zufrieden mit der neuen Frau und
nannte sie die „elegische und bodenständige Schwester“ des
verschollenen Originals.
Für Pohl bedeutet die Begegnung eine große Ehre: „Wolfgang Buresch
ist der letzte Gigant unserer Kunstform und für mich selbst ein
leuchtendes Vorbild. Als Hörspielsprecher und natürlich in seiner
Rolle als Hase Cäsar begleitete er mich schon durch meine Kindheit.
Wenn man seinem Idol so nahekommen darf, ist das schon etwas ganz
Besonderes“.
Für die Live-Aufführungen von „Der Wolf und die Frau“ sucht Gerd
J. Pohl nun einen Musiker aus Bergisch Gladbach oder Umgebung, der die
Spielszenen voneinander trennt und im Programm Zäsuren setzt. Am
liebsten wäre ihm jemand am Cello, an der Oboe oder am Fagott oder
einem anderen „erdigen“ Instrument. Wer sich für eine solche
Zusammenarbeit interessiert, kann sich beim Theater im Puppenpavillon
melden unter Telefon 0172/2456769.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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