Zelter-Plakette für die Heimatklänge
Probenarbeit mit Abstand
Bergisch Gladbach - Seit Mitte Juni proben sie wieder: Die Sänger des
Männergesangvereins Heimatklänge Nußbaum mit ihrem Chorleiter Rolf
Pohle. Möglich gemacht hat das ein umfangreiches Hygienekonzept, das
der Vorstand des 6-fachen Meisterchores erstellt hat und das sowohl
vom Gesundheits- als auch vom Ordnungsamt genehmigt wurde.
Veranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen des Chores wurden einfach
auf das nächste Jahr verschoben wie auch die feierliche Übergabe der
Zelter-Plakette durch den Bundespräsidenten.
Probenarbeit auf Abstand
und im Freien
Nun sitzen die Männer in einem Abstand von zwei Metern versetzt auf
der Außentreppe der Integrierten Gesamtschule in Paffrath. Acht Meter
vor ihnen steht der Dirigent hinter einem Akku-betriebenen Klavier.
Aktuell werden bekannte Lieder wiederholt. Schließlich hat die
Probenarbeit über zwölf Wochen geruht. Voller Begeisterung und
äußerst diszipliniert setzen die 35 Sänger die Wünsche und
Anordnungen ihres Chorleiters Rolf Pohle um. Dass sie allesamt eine
große Verantwortung tragen – darüber sind sich die Sänger des
6-fachen Meisterchores einig. „Nur wenn wir uns alle an die Regeln
halten, dürfen wir weiter in Gemeinschaft – wenn auch auf Abstand -
singen.“
Der Vorstand des Chores um den 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Setzekorn
hat ein umfangreiches Hygienekonzept entworfen.
Es wurden Sitzpläne erstellt, Fotos gemacht und das Regelwerk dem
Ordnungs- und Gesundheitsamt zur Freigabe übermittelt. Auch der
Umgang der Sänger untereinander wird hier geregelt. So verzichten die
Männer auf das Händeschütteln und das Umarmen zur Begrüßung. Auf
dem Weg zum Sitzplatz soll eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.
Die Noten bringen die Sänger selbst mit. Das Singen im Stehen ist
laut Konzept nicht gestattet und gesungen wird ausschließlich im
Freien. Bei der ersten Probe hat das so gut geklappt, dass selbst die
im Vorfeld skeptischen Sänger jetzt mit Überzeugung dabei sind.
„Wie diszipliniert die Sänger hier arbeiten und das Konzept des
Vorstands umsetzen, ist schon bemerkenswert“, meint Fabian Herbst.
Er ist der Vizechorleiter und Solist der Heimatklänge. Seine
anfängliche mahnende Haltung konnte so in Unterstützung umgewandelt
werden.
Erst kam Sturm Yulia dann Corona – 100-jähriges Jubiläum wird
einfach verschoben
Was für ein Jahr für den Gesangverein und sein Umfeld. Eigentlich
wollten sie ihr 100-jähriges Jubiläum groß feiern mit einem
Symphoniekonzert im Mai. Das wurde abgesagt und auf das nächste Jahr
verschoben. Die bereits erworbenen Eintrittskarten werden
zurückgenommen und der Eintrittspreis komplett erstattet. Auch der
Festkommers im September wurde auf das nächste Jahr verschoben.
Zum Auftakt des Ehrenjahres veranstaltete der Chor erfolgreich einen
ökumenischen Gottesdienst im Januar in der St. Clemenskirche in
Paffrath. Und die Männer standen auch schon auf dem festlich
dekorierten Karnevalswagen und freuten sich auf den Umzug durch
Bergisch Gladbach, als Sturm Yulia kam und der Zug kurzfristig
abgesagt wurde. Und dann kam Corona und das Singen im Chor wurde
plötzlich zum gefährlichsten Hobby der Welt. „Wir haben sofort die
Probenarbeit eingestellt“, erzählt der 1. Vorsitzende Karl-Heinz
Setzekorn. „Erste Priorität haben bei unseren Entscheidungen der
Schutz der Sänger und unseres Publikums.“
Schnell wurden Konzerte abgesagt und auch das Pfingstsingen fand nicht
statt. Und schnell waren sich die Verantwortlichen des Chores einig:
Wir feiern unser 100 +1 Jubiläum einfach 2021. Auch die Konzertreise
nach Rothenburg ob der Tauber wurde auf nächstes Jahr verschoben. Sie
hätte dieses Wochenende stattgefunden.
Doch auch unter den besonderen Einschränkungen mit Corona ging das
Chorleben weiter. Schon im März trafen sich rund 20 Sänger auf der
Online-Konferenzplattform Zoom – einfach zum „Plaudern“ aber
auch um ein Ständchen zu proben.
Das wurde dem langjährigen Vorsitzenden und Sangesbruder Heinz Fluß
zum 80. Geburtstag online dargeboten.
Die wöchentlichen Zoommeetings wurden dann einfach beibehalten –
immer nach Einladung des Chorleiters Rolf Pohle. Für die Sänger hat
der Musiker CDs zum Üben eingespielt. Für den Berufschorleiter ist
die Situation durch Corona mehr als ungewöhnlich und fast bedrohlich.
Anfang März noch durfte er mit seinen neun Chören und rund 300
Sängerinnnen und Sängern seinen 60sten Geburtstag feiern. Eine Woche
später dann das „Berufsverbot“ durch die Pandemie. Keine Proben,
keine Konzerte. Aber jetzt geht es vorsichtig wieder los und die
Hoffnung ist groß, dass vielleicht zu Weihnachten wieder die ersten
Konzerte stattfinden können.
Heimatklänge erhält die
Zelter-Plakette für besondere kulturelle Verdienste
Ende des letzten Jahres traf sie ein die gute Nachricht vom
Bundesmusikverband Chor & Orchester: Die Heimatklänge Nußbaum
erhält die Zelter-Plakette „als Auszeichnung für
Chorvereinigungen, die sich in langjährigem Wirken besondere
Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes
und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben“.
Die Plakette sollte dem Chor im März dieses Jahres vom
Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Dessau verliehen werden.
Auch diese Veranstaltung wurde abgesagt – die Plakette wurde erst
einmal virtuell verliehen.
Der Chor ist äußerst stolz auf diese hohe Auszeichnung. Im Oktober
dieses Jahres fährt der Chor – wenn die Pandemie das zulässt - auf
Einladung des Bundestagsabgeordneten Hermann-Josef Tebroke nach
Berlin. Ein Treffen mit dem Bundespräsidenten ist zwar nicht
vorgesehen, aber in diesen Zeiten ist ja nichts unmöglich. So wird
2021 für die Heimatklänge auf jeden Fall ein besonderes Jahr. Wenn
die Pandemie das zulässt, werden die Sänger zum „100 + 1“
Jubiläum im Karnevalszug in Bergisch Gladbach mitfahren. Das
Symphoniekonzert wird am 30. Mai nachgeholt ebenso wie der Festkommers
im September. Im Herbst wird der Chor dann auch antreten, um seinen
Meisterchortitel zu verteidigen. Und auch die Zelter-Plakette soll
dann feierlich überreicht werden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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