Nervenaufreibende Rückreise
Schüleraustausch durch Corona-Pandemie vorzeitig beendet
Bergisch Gladbach - Herrenstrunden. Leo Witterstein ist Schüler am Gymnasium in
Herkenrath, lebte aber die letzten Monaten als Austauschschüler in
Südamerika. Geplant war sein Aufenthalt in Argentinien für elf
Monate, aufgrund der Corona-Pandemie musste Leo jedoch vorzeitig
wieder zurück. Und das wurde eine nervenaufreibende Rückreise über
viele Tage.
Ermutigt durch die positiven Erfahrungen seines Cousins mit einem
Schüleraustausch in Südamerika, wollte auch Leo Witterstein in die
weite Welt. Aufgenommen in das weltweite Schüleraustauschprogramm der
Rotarier, begann im August letzten Jahres mit Hilfe und finanzieller
Unterstützung des Rotary Clubs Bergisch Gladbach für ihn sein
Austauschjahr in Argentinien.
Der Ort Catamarca ist mit gut 150.000 Einwohnern etwas größer als
Bergisch Gladbach und liegt auf 1.200 Metern Höhe in den Anden. Hier
besuchte Leo eine Privatschule, vom Anspruch her ähnlich einem
deutschen Gymnasium. „Ohne Vorkenntnisse der Sprache dauerte es bei
mir etwa einen Monat, bis ich Spanisch verstanden habe“, gesteht Leo
im Gespräch. Freunde hatte er, auch dank des Sports, schnell gefunden
und auch in den drei Gastfamilien wurde er immer wie ein Sohn
aufgenommen.
Leo wurde Argentinier auf Teilzeit. Die Gastfamilien nahmen ihn mit in
ihr Leben und zeigten ihm ihr Argentinien. Als Reise-Bonbon hatten die
Rotarier für ihre 60 Austauschschüler in Argentinien eine
vierwöchige Rundreise organisiert. Eigentlich wollte Leo erst jetzt
im Juni nach Deutschland zurückkehren. Aber dann wurden Mitte März
aufgrund des Corona-Virus in Argentinien sehr strenge Beschränkungen
verhängt. Schulen wurden geschlossen, Ausgangssperren und
Kontaktverbote verhängt. Wenig später wurden die Provinz- und die
Landesgrenzen geschlossen. Sechs Wochen Quarantäne vergingen, ohne
eine Änderung der Situation.
Ende April kam es wider Erwarten zu einer Verlängerung des
Flugverbotes bis September. Die wenigen noch genehmigten Flüge von
Buenos Aires nach Europa wurden auf der Webseite der deutschen
Botschaft veröffentlicht. Zwei Wochen lang verlor die Familie
Witterstein das Wettrennen um einen der begehrten Sitzplätze. Aber
dann hatte Leo Buchungsglück und bekam ein Ticket für einen Flug von
Buenos Aires über Sao Paulo in Brasilien und Paris nach Frankfurt.
Aber Catamarca ist 1.200 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Wie
sollte der mittlerweile 17-Jährige Junge die Strecke überbrücken?
Weil die Provinzgrenzen geschlossen waren, war eine private Fahrt der
Gasteltern mit dem Auto unmöglich und auch der öffentliche
Inlandsverkehr war durch Corona ausgesetzt. Leo blieb eine Woche, um
nach Buenos Aires zu gelangen.
Die deutsche Botschaft stellte den für Inlandsreisen notwendigen
Passierschein aus. Damit durfte Leo die Reise nach Buenos Aires
antreten. In das 500 Kilometer entfernte Cordaba kam Leo mit dem
Taxifahrer aus Catamarca, der eine Erlaubnis besitzt, während des
Lockdowns tätig zu sein. Auf der zehnstündigen Autofahrt haben die
beiden nur zwei andere Fahrzeuge über Land fahren gesehen.
Von Cordoba nach Buenos Aires konnte Leo dann mit einem Reisebus
fahren. In Buenos Aires angekommen, begab sich Leo in eines der
letzten noch geöffneten Hotels der Stadt. Allein und so gut wie in
Quarantäne verbrachte er hier die verbleibenden zwei Tage bis zum
Abflug.
Leo und seine Familie(n) sind froh, dass er wieder zu Hause ist. Die
vom Gesundheitsamt angeordnete, zweiwöchige häusliche Quarantäne
ist vorbei und langsam kehrt für ihn auch das „normale“ Leben
zurück. Mittlerweile muss Leo wieder zur Schule nach Herkenrath, aber
irgendwann kommt er auch noch einmal nach Catamarca. Ganz bestimmt
sogar!
Die Rotarier freuen sich auf neue Bewerbungen für den
Schüler-Austausch unter
bergisch-gladbach@rotary.de.
- Dieter Roth
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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