Ehrenbürgerschaft für Eheleute Bethe
„Sie wollen wirklich Gutes tun“
Bergisch Gladbach - „Sie haben unendlich viel Gutes für die Stadt getan“, lobte
Bürgermeister Lutz Urbach Roswitha und Erich Bethe in seiner
Festrede.
Und nicht nur für Bergisch Gladbach - das Ehepaar Bethe engagiert
sich mit seiner 1996 gegründeten Stiftung, die heute eine der
größten Sozialstiftungen Deutschlands ist, für wohltätige Zwecke
weit über die Stadtgrenzen hinaus. Jeder gespendete Euro für ein von
der Stiftung unterstütztes Hilfsprojekt wird verdoppelt. „Damit
haben die Eheleute Bethe ein effektives und humanitäres Instrument
erdacht“, das Spender motiviert, zu helfen, erklärte der
Bürgermeister.
Die Bethe-Stiftung kümmert sich um soziale Hilfsprojekte,
hauptsächlich Kinderhospize, Kinderschutz, Erinnerungskultur und
Flüchtlingshilfe. So unterstützt das Ehepaar zum Beispiel
deutschlandweit alle stationären Kinderhospize. Dabei sind die
Stiftungsgründer mehr als bescheiden geblieben, „wirken im
Stillen“.
Ihnen persönlich wäre anlässlich der Verleihung der
Ehrenbürgerschaft eine „Veranstaltung im allerkleinsten Kreis“ zu
Hause lieber gewesen. Den Festakt wollte das Ehepaar erst, als die
Idee aufkam, dadurch die Arbeit der Bethe Stiftung einmal mehr der
Öffentlichkeit vorzustellen.
Günter Wallraff, ein guter Freund der Familie, stellte in seiner
Laudatio in Bezug auf den Festakt klar, „... das muss jetzt mal
sein - Gutes tun und darüber sprechen“. In diesem Sinne
forderte er das Publikum zur Kollekte für alle inhaftierten und
unterdrückten Journalisten in der Türkei auf, die letztendlich 2.300
Euro erbrachte.
Roswitha und Erich Bethe bedankten sich für die, vom Rat der Stadt
einstimmig beschlossene Verleihung der Ehrenbürgerschaft, der
höchsten Auszeichnung, die eine Stadt vergeben kann.
Im Anschluss richteten die neuen Ehrenbürger ihr Wort an das Publikum
und luden es zum Ausklang des Abends ein, sich bei Fingerfood und
Gesprächen über die Stiftungsarbeit an den Ständen im Foyer zu
informieren.
Die Eheleute Bethe gründeten 1996 mit einem großen Teil ihres selbst
erarbeiteten Vermögens die Bethe-Stiftung. Sie ist eine der größten
Sozialstiftungen in Deutschland. Mit Hilfe dieser Stiftung
unterstützen Roswitha und Erich Bethe seitdem viele Projekte im
Bereich Kinder- und Jugendhilfe in ganz Deutschland. Um alle
Hilfsprojekte kümmern sich die Eheleute Bethe persönlich.
Die Kinderhospizarbeit liegt Roswitha und Erich Bethe sehr am Herzen.
Die erste Einrichtung - das „Kinderhospiz Balthasar“, wurde 1998
in Olpe für acht kranke Kinder und ihre Familien eröffnet. Das
"Kinderhospiz Burgholz" in Wuppertal wurde 2015 eingeweiht. Das
ebenfalls in Wuppertal betriebene Projekt „ART Fabrik & Hotel“
bringt seit 2007 Einnahmen zugunsten der Hospizarbeit. Seit 2015
wohnen dort Flüchtlinge; die Mieterträge fließen zu einem Teil auch
in die Flüchtlingshilfe. In Bergisch Gladbach ist die Bethe-Stiftung
an Aufbau und Betrieb der Hospize am Vinzenz-Pallotti-Hospital und am
Refrather St. Josephshaus beteiligt.
Der zweite Förderschwerpunkt „Kinderschutz“ konzentriert sich auf
Einrichtungen, die sich um vernachlässigte sowie körperlich und
sexuell misshandelte Kinder und Jugendliche kümmern. Die
Bethe-Stiftung legt außerdem großen Wert auf Prävention und
Aufklärung.
Für Bergisch Gladbach zeigen die Eheleute Bethe besonders hohes
Engagement. Sie unterstützten mit Stiftungsmitteln u.a. das
Modellprojekt Bockenberg, das Haus für die Jugend in Moitzfeld, die
Jugendarbeit des DRK in Paffrath, das Zentrum für Aktion und Kultur
in Bensberg (ZAK), das Frauenhaus in Bergisch Gladbach, den Deutschen
Kinderschutzbund für ein Projekt gegen sexuelle Gewalt an
Jugendlichen, den Caritas-verband für die Aktion „Seite an
Seite“, die Kinder- und Jugendarbeit im evangelischen Gemeindebezirk
Herkenrath-Dürscheid-Immekeppel, das WHB (Wohnen für Menschen mit
Behinderung in Refrath), die Senioren-Begegnungsstätte
„Mittendrin“, das Bergische Museum für Bergbau, Handwerk und
Gewerbe in Bensberg, das Familienbildungswerk des
DRK-Kreisverbandes für das Projekt „Leben mit dem Tod“ und die
Bergisch Gladbacher Fossiliensammlung. Schon seit vielen Jahren
engagiert sich die Bethe-Stiftung im Verein „Tafel“ e.V. und
unterstützt immer wieder einzelne Projekte.
Ein dritter Förderungsschwerpunkt widmet sich der
„Erinnerungskultur“: Um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit
zu geben, Geschichte vor Ort nachzuerleben, wurde 2010 auf Initiative
der Eheleute Bethe - gemeinsam mit dem Land NRW - die Stiftung
„ERINNERN ERMÖGLICHEN“ gegründet. Schon weit mehr als 14.000
Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit genutzt, die
Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz
kennenzulernen. „Wer einmal in Auschwitz war, kann kein Nazi mehr
sein“, so Erich Bethes Auffassung.
2015 haben die Eheleute Bethe die Flüchtlingshilfe zu einem neuen
Förderungsschwerpunkt erklärt. Auch in ihrer Heimatstadt Bergisch
Gladbach engagieren sie sich stark in diesem Bereich. So hat die
Bethe-Stiftung die Aktion „Fluchtpunkt Bergisch Gladbach - 100 Tage
Spendenmarathon“ in 2015/2016 zusammen mit der Stiftung Solidarität
und Menschenrecht unterstützt. Rund 100.000 Euro sind durch die
Bethe-Stiftung verdoppelt worden.
Die Spendenverdoppelung - das „Markenzeichen“ der
Bethe-Stiftung
Mit den „Spenden-Verdoppelungsaktionen“ hat das Paar ein
effektives und motivieren-des Instrument erdacht: Jede Spende für ein
von der Stiftung ausgewähltes humanitäres Projekt - so klein oder
groß es auch sein mag - wird verdoppelt. „Wenn das Konzept
stimmt, die Zahlen plausibel sind, dann sind wir auch bereit zu
helfen“, so Erich Bethe. Bürgermeister Lutz Urbach würdigt
dies in seiner Festansprache: „Sie spornen damit andere an,
ebenfalls Verantwortung zu übernehmen, aktiv zu werden und
Unterstützung zu leisten. Sie bringen der Gabe anderer Spender somit
Wertschätzung entgegen.“
Auch Projekte im Ausland profitieren von der Bethe-Stiftung: So
entstand eine integrative Förderschule für bis zu 100 junge Menschen
mit und ohne Behinderung in der Palästinensischen Partnerstadt Beit
Jala, außerdem eine angegliederte Werkstatt für orthopädische
Schuhe. Auch einen Fußballplatz erhielt die Partnerstadt.
Zwei Rollstuhl-Basketballteams aus Palästina und Israel trafen sich
mit finanzieller Hilfe der Stiftung 2015 in Bergisch Gladbach – eine
Begegnung über Konflikte und Grenzen hinweg. Ein Kinderkrankenhaus in
Kambodscha, das aus Mitteln der Sonja-Kill-Stiftung gebaut wurde,
erfuhr dank einer Spendenverdopplungsaktion die notwendige
Unterstützung, um die ambulante Versorgung sicher zu stellen.
Roswitha und Erich Bethe haben für ihr soziales Engagement schon
einige hochrangige Auszeichnungen entgegennehmen dürfen:
• 2001 Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach für Erich Bethe
• 2007 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für Erich Bethe
• 2008 Ehrennadel in Gold der Stadt Bergisch Gladbach für die
Eheleute Bethe
• 2011 Ehrenring der Stadt Wuppertal für Erich Bethe
• 2012 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen für die
Eheleute Bethe
Die Eheleute Bethe wirken mit ihrer Stiftung eher im Stillen, sie
machen nicht viel Aufhebens um ihr Engagement. Sie zeichnen sich
vielmehr durch Bescheidenheit aus, was ihre soziale Motivation
unterstreicht und ihr Wirken besonders sympathisch macht. Sie sind
jederzeit für Hilfe ansprechbar - eine der vielen besonderen
Eigenschaften, die Bürgermeister Lutz Urbach in seiner Festansprache
hervorhebt: „Zu Recht kann man bei Ihrem Engagement von einem
beeindruckenden Lebenswerk sprechen, und es macht Bergisch Gladbach
stolz, dass Sie aus unserer Mitte kommen, dass Sie zu Bergisch
Gladbach gehören!“
Würdiger Festakt zum würdigen Anlass
Wie anerkannt und respektiert das Wirken der Eheleute Bethe ist, zeigt
die Gästeliste des Festaktes am 14. Juli: Der Bundestagsabgeordnete
Wolfgang Bosbach, der NRW-Innenminister Herbert Reul, die
Landtagsabgeordneten Rainer Deppe und Christian Lindner sowie Landrat
Dr. Hermann-Josef Tebroke haben ihr Kommen zugesagt, viele
Ratsmitglieder, dazu weitere Prominente aus Bergisch Gladbach und der
Region.
Natürlich fehlen auch die beiden amtierenden Ehrenbürger Bergisch
Gladbachs nicht: Willibert Krüger und Walter Hanel sitzen ebenfalls
in der ersten Reihe. Der international bekannte Journalist Günter
Wallraff, ein enger Freund der Eheleute Bethe, ist als Gastredner
eingeladen, und das Streichquartett der städtischen
Max-Bruch-Musikschule unter der Leitung von Jutta Herbold sorgt für
die musikalische Unterhaltung. Einen besonderen musikalischen Akzent
setzt das international renommierte „Duo Walju“ mit jiddischer
Musik.
Bürgermeister Lutz Urbach ist es ein Anliegen, den Eheleuten Bethe im
Rahmen des Festaktes nicht die Wertschätzung der Stadt, sondern auch
seinen persönlichen Dank zu vermitteln: „Manches Mal durfte ich
mit Ihnen zusammensitzen; diese Gespräche waren und sind mir
Wegweiser, denn Sie haben ein feines Gespür dafür, was zu tun
richtig ist. Wenn es Sie nicht gäbe – man müsste Sie glatt
erfinden!“
- Susanne Schröder
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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