Albert Eßer
Stadtarchivar Albert Eßer geht nach 27 Dienstjahren in Ruhestand
Bergisch Gladbach - (red) Er sieht gar nicht aus wie ein Urgestein: Dr. Albert Eßer, seit
27 Jahren und vier Monaten Bergisch Gladbacher Stadtarchivar, ist eher
der jugendliche Typ. Und doch ist er vor wenigen Tagen 63 Jahre alt
geworden und kehrt seinem Schreibtisch im Gustav-Lübbe-Haus
endgültig den Rücken. Dies sei ein herber Verlust für die Stadt,
denn Eßer kenne die Historie von Bergisch Gladbach wie sonst nur
wenige.
Obwohl er eigentlich gebürtig aus dem „anderen“ Gladbach am
Niederrhein stammt – das Studium hatte ihn aber bereits in die Nähe
seiner zukünftigen Arbeitsstätte gelockt, nämlich nach Köln, wo er
heute noch wohnt. Im Mai 1993 nahm Albert Eßer dann die Arbeit im
Stadtarchiv der bergischen Kreisstadt auf. Zuvor hatte er ein
komplettes Lehramtsstudium in Deutsch und Geschichte inklusive
Referendariat abgeschlossen.
Was fand der frischgebackene Archivleiter im Mai 1993 bei der Stadt
Bergisch Gladbach vor? „Zunächst einmal gab es noch keine Computer.
Den ersten bekamen wir 1995. Unsere Büros waren gerade in die neue
Unterkunft an der Hauptstraße 310 umgezogen, die Archivakten lagerten
aber noch im Stadthauskeller.“ Mit wenig attraktivem Zugang, wie
Eßer anschaulich beschreibt: „An den Mülltonnen vorbei und die
Treppe hinunter.“ 1994 wurde dann das Magazin in gemieteten Räumen
am „Alten Arbeitsamt“ fertig, und die Unterlagen konnten umziehen,
unter fachkundiger Begleitung des neuen Archivleiters.
Die Digitaltechnik revolutionierte in den darauf folgenden Jahren auch
die Archivarbeit grundlegend, wie Albert Eßer berichtet. „Die
lokalen Zeitungsseiten vor 1945, auch die aus Bergisch Gladbach, sind
heute über das Landeszeitungsportal online abrufbar. Das wurde durch
die Zusammenarbeit mit den Universitäts- und Landesbibliotheken Bonn
und Münster möglich. Und seit kurzem läuft das Projekt
Langzeitarchivierung gemeinsam mit der Stadt Köln; hier werden auch
Tondokumente für die Ewigkeit aufbewahrt.
Wesentlich erweitert hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte auch der
Nutzerkreis des Stadtarchivs: Waren es im vergangenen Jahrtausend
hauptsächlich lokale Anfragen, die den Archivar erreichten, so kamen
mit der Zeit immer mehr Interessenten aus der ganzen Welt auf das
Stadtarchiv zu. Die lokalen Medien sind regelmäßige Kunden.
Mikrofilme lokaler Zeitungen, Datenbanken historischer Fotos,
Flurkarten aus Kaisers Zeiten und Publikationen in Buch- oder
Aufsatzform sind nur einige der Unterlagen, die nachgefragt werden.
Eßers Reihe von Quellenheften zur Bergisch Gladbacher Geschichte sind
spannend zu lesen und geben die Stadthistorie sehr anschaulich wieder.
Weswegen sie auch im Unterricht eingesetzt werden; den Schulen konnten
mit Unterstützung der Bergisch Gladbacher Banken ganze Klassensätze
zur Verfügung gestellt werden. Vier Ausgaben decken die Zeit von 1815
bis 1990 ab.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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