Altenpfleger und Travestie-Künstler
Traum von der Begegnung mit Guido Maria Kretschmer
Bergisch Gladbach - Im Alltag ist er als Altenpfleger des CBT-Hauses in Bergisch Gladbach
tätig und kümmert sich liebevoll um ältere Bewohner. Aber in seiner
Freizeit geht Florian Goller völlig andere Wege.
Dann tritt er in Frauenkleidern, mit langhaariger Perücke, auf hohen
Pumps und kunstvoll geschminkt, auf die Bühne. Dann ist er so
verändert, dass niemand erkennen würde, dass es sich tatsächlich um
dieselbe Person handelt.
„Wenn man mich erkennen würde, hätte ich etwas falsch
gemacht“, sagt der Künstler, der als „Miranda Lordt“ Teil
der „Femmes Fa-Gee Travestie“-Show ist. Ab Juni ist er an jedem
dritten Samstag in der Kölner Erlebniskneipe „Amadeus“, Vor St.
Martin 8-10, zu sehen.
Mag alleine das so manchem schon recht außergewöhnlich erscheinen,
so ist die Tatsache, dass der 32-Jährige sämtliche Kleider selber
näht, vielleicht noch ausgefallener. Es begann schon in der Kindheit.
Während die Mutter arbeitete – Goller stammt aus der Nähe von Hof
bei Nürnberg - verbrachte er viele Stunden in der Hobbyschneiderei
seiner Großmutter. Von ihr hat er wohl – anders lässt es sich kaum
erklären - die Leidenschaft für Stoffe geerbt.
Bis er die erste eigene Nähmaschine kaufte, sollten aber noch einige
Jahre vergeben. Zunächst absolvierte er eine Ausbildung als Koch, ehe
er der Liebe wegen nach Köln kam. Zeitgleich mit dem Kauf der
Nähmaschine legte er gleichsam den Grundstock für seine große
Leidenschaft, die Näherei.
„Ausprobieren, nachlesen, Tutorials im Internet ansehen, all dies
gehörte nun zu meinem täglichen Pensum“, schildert Goller
rückblickend auf die Geschehnisse des Jahres 2008.
Immer größer wurden die Herausforderungen, denen er sich stellte.
Immer aufwändiger wurde die Technik und immer kostbarer die Stoffe,
mit denen er arbeitete. „Ich versuche mich ständig neu zu
erfinden“, sagt Goller über Goller, der sich als Detailverliebt und
Perfektionist beschreibt. „Ich versuche, das Unmögliche möglich zu
machen.“
Zu rund 35 Kreationen, die er bislang geschaffen hat, gehört auch ein
Cocktailkleid mit Stehkragen. Es ist tatsächlich aus Stoffresten
entstanden, die er von einer Nachbarin erhielt. Ein spanisches
Flamencokleid besitzt einen tiefen Rückenausschnitt und ist verziert
mit Applikationen und insgesamt 240 Meter Rüschen.
Goller dazu: „Auch wenn es massenhaft Arbeit ist, brennt es unter
den Nägeln.“ Und er gesteht: „Ich liebe die
Herausforderung mit extravaganten Stoffen.“ Jedes einzelne Teil
sei ein Abbild seiner Leidenschaft, schildert er und fügt hinzu:
„Jedes Teil ist ein Unikat.“ Und immer noch arbeitet er an
sich, um seine Passion zu perfektionieren. Nicht nur für sich,
sondern auch für Kunden.
Am liebsten würde er sein Hobby zum Beruf machen, erzählt Goller.
Doch dazu fehlen ihm bislang der Mut und die finanzielle Sicherheit,
auf die der junge Ehemann mehr denn je angewiesen ist. „Mein
größter Traum ist es“, schildert das Allroundtalent, das
tanzen und singen kann, darüber hinaus aber für die Show auch seine
eigenen Texte schreibt, „den Modedesigner Guido Maria Kretschmer
kennenzulernen.“
Weitere Infos: www.queenwalk.de
- Gabi Knops-Feiller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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