Frauen mit Migrationshintergrund
Übersetzen, vermitteln und integrieren in Kita und OGS

15 Frauen im Alter zwischen 25 und 60 Jahren nehmen an der derzeitigen Qualifizierung in Bergisch Gladbach teil. Sie stammen aus der Türkei, aus der Ukraine, aus Syrien oder Aserbaidschan. Foto: AWO Rhein-Oberberg / Sabine Eisenhauer
  • 15 Frauen im Alter zwischen 25 und 60 Jahren nehmen an der derzeitigen Qualifizierung in Bergisch Gladbach teil. Sie stammen aus der Türkei, aus der Ukraine, aus Syrien oder Aserbaidschan. Foto: AWO Rhein-Oberberg / Sabine Eisenhauer
  • hochgeladen von Angelika Koenig

Bergisch Gladbach. „Das Mädchen wurde als zu still beschrieben, sie schien sich am Unterricht nicht zu beteiligen“, berichtet die Ukrainerin Nadja, die daraufhin beim Gespräch zwischen Eltern und Lehrkraft dolmetschte. Dabei konnte die junge Frau, die seit zwei Jahren in Bergisch Gladbach lebt, aufklären und allen Beteiligten weiterhelfen: „Denn in der Ukraine ist genau dieses Verhalten von den Kindern gefordert: Sie hören einfach zu und reagieren auf Anweisungen.“
Kulturelle Unterschiede, unterschiedliche Sozialisationen: Bei der derzeitigen Qualifizierung zur „Integrationsbegleiterin“ von Arbeiterwohlfahrt, Arbeitsagentur und Bildungsträger „Job Profil“ lernen Nadja und die anderen Teilnehmerinnen auch, dass Selbstständigkeit und Mitbestimmung in Nordrhein-Westfalen bereits sehr früh in den Kitas eingeübt werden. Der Kurs führt in Theorie und Praxis über sieben Monate und richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund. Sie lernen die wichtigen Aufgaben und Themen einer Kita kennen. Sie beschäftigen sich unter anderem mit Bildungsgrundsätzen, Kinderrechten, Sprachmittlung, Lebensmittelhygiene, den Grundsätzen von Nähe und Distanz und der Kommunikation mit Kindern.

Erklären, wie das Betreuungs- und Bildungssystem funktioniert

„Als ausgebildete Integrationsbegleiterinnen kümmern sie sich später in Kitas und beim Offenen Ganztag gezielt um eingewanderte Kinder und Familien und geben ihnen die benötigte Hilfe“, erklärt Anke Callegari, Leiterin des Bildungswerks im AWO-Kreisverband Rhein-Oberberg. „Damit gehen wir gegen den Fachkräftemangel an und nutzen vor allem das Potential der eingewanderten Frauen“, sagt Anke Callegari. Denn die Frauen, die jetzt im Unterricht sitzen, sind in ihrem Herkunftsland unter anderem zu Ingenieurin, Lehrerin oder Krankenschwester ausgebildet worden.
So wartet zum Beispiel Oksana schon lange darauf, dass ihr Diplom als Psychologin in Deutschland anerkannt wird. In der Zwischenzeit will sie nicht untätig bleiben und lässt sich daher zur Integrationsbegleiterin ausbilden. Teilnehmerin Anna arbeitete in der Ukraine im Hotel-Management. Da die Arbeitszeiten in diesem Bereich nur schlecht mit der Betreuung ihrer eigenen Kinder vereinbar sind, lässt sie sich nun ebenfalls zur Integrationsbegleiterin ausbilden.
Andere Frauen aus dem Kurs leben schon lange in Deutschland und haben hier ihre eigenen Kinder großgezogen. „Das System Kita, seine Leitlinien und pädagogischen Ausrichtungen kennen wir daher aus eigener Erfahrung“, sagt Sevim. Sie kam vor 14 Jahren aus der Türkei, im aktuellen AWO-Kurs wurde sie zur Klassensprecherin gewählt. Auch für die gelernte Krankenschwester Khadija aus Aserbaidschan ist die Ausbildung zur Integrationshelferin nach der familiären Care-Arbeit ein Einstieg ins Berufsleben. Während ihres begleitenden Praktikums steht Khadija derzeit einem Kita-Kind mit Diabetes zur Seite.
„Es ist für unsere Gesellschaft ein großer Gewinn, wenn die Frauen ihre Fachkenntnisse einsetzen können“, bemerkt Brigitte Holz-Schöttler, Kursleiterin und Referentin für Bildungsträger von der Pädagogischen Praxis Turtle. Als Beispiel nennt sie Falak, die vor sieben Jahren aus Syrien kam und vier Sprachen beherrscht.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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