Hilferuf der Bensberger Bäume
Umgestaltung der Schloßstraße sorgt für Kritik
Bensberg - Mit einem Offenen Brief sowie einem Flugblatt haben Bürgerinnen
und Bürger des Stadtteils Bensberg die Frage aufgeworfen, ob die
Umgestaltung der Schloßstraße in Bensberg nicht erfolgen kann, ohne
dass der bisherige Baumbestand verändert wird.
Mit einer Bildcollage wurde ein Flyer mit der Überschrift „Hilferuf
der Bensberger Bäume“ verteilt. Die Stadtverwaltung reagiert
verwundert über die Aufmachung und die Behauptung, dass das Grün der
Schloßstraße verschwinden könnte Am 11. September wird sie bei
einer angekündigten Demo Stellung dazu nehmen.
#alleartikel
Betrachtet man sich den Flyer näher, so stellt man fest, dass auf
einigen der 13 Fotos Bäume abgebildet sind, die auch künftig an
ihrem Standort verbleiben. „Wir haben die Sorge, dass durch den
Flyer beim neutralen Betrachter eine falsche Vorstellung hervorgerufen
werden könnte“, erläutert Elisabeth Sprenger als zuständige
Fachbereichsleiterin für den Bereich Planung und Bauen.
Die Stadtverwaltung nimmt die angekündigte Demonstration am Mittwoch,
11. September, zum Anlass, konkret Stellung zu nehmen. Denn Experten
der Stadtplanung und Fachleute von StadtGrün haben sich –
unabhängig von den Protesten – bereits vor Ort ein Bild von der
Baumsituation gemacht.
In dem Rundgang wurde erläutert, welche Bäume aufgrund ihrer
aktuellen und prognostizierten Vitalität als nicht nachhaltig
erhaltenswert einzustufen sind und wo es aufgrund der Planung gut
begründbare Änderungen gibt. Um das zu erläutern, hat die Abteilung
Öffentlichkeit der Stadt Bergisch Gladbach die Fotos auf der Collage
nummeriert.
Insgesamt ist festzustellen, dass mit der Maßnahme „Umgestaltung
der Schloßstraße“ der Baumbestand vor Sankt Nikolaus, die
Kopflindenallee in der Achse zum Schloss sowie vier wertvolle Bäume
der Schloßstraße in Verbindung mit einer Standortverbesserung
erhalten werden.
Als Neupflanzungen sind 57 Bäume in der Schloßstraße vorgesehen.
Die vollständige Stellungnahme der Stadtverwaltung
Mit einem Offenen Brief sowie einem Flugblatt haben Bürgerinnen und
Bürger des Stadtteils Bensberg die Frage aufgeworfen, ob die
Umgestaltung der Schloßstraße in Bensberg nicht erfolgen kann, ohne
dass der bisherige Baumbestand verändert wird.
Mit einer Bildcollage wurde ein Flyer mit der Überschrift „Hilferuf
der Bensberger Bäume“ verteilt. Die Stadtverwaltung reagiert
verwundert über die Aufmachung und die Behauptung, dass das Grün der
Schloßstraße verschwinden könnte.
Betrachtet man sich den Flyer näher, so stellt man fest, dass auf
einigen der 13 Fotos Bäume abgebildet sind, die auch künftig an
ihrem Standort verbleiben. „Wir haben die Sorge, dass durch den
Flyer beim neutralen Betrachter eine falsche Vorstellung hervorgerufen
werden könnte“, erläutert Elisabeth Sprenger als zuständige
Fachbereichsleiterin für den Bereich Planung und Bauen.
Die Stadtverwaltung nimmt die angekündigte Demonstration am Mittwoch,
den 11. September 2019, zum Anlass, konkret Stellung zu nehmen. Denn
Experten der Stadtplanung und Fachleute von StadtGrün haben sich –
unabhängig von den Protesten – bereits vor Ort ein Bild von der
Baumsituation gemacht. In dem Rundgang wurde erläutert, welche Bäume
aufgrund ihrer aktuellen und prognostizierten Vitalität als nicht
nachhaltig erhaltenswert einzustufen sind und wo es aufgrund der
Planung gut begründbare Änderungen gibt. Um das zu erläutern, hat
die Abteilung Öffentlichkeit der Stadt Bergisch Gladbach die Fotos
auf der Collage nummeriert.
Nummerierung 1a bis 1c:
Auf dem Flyer gibt es drei Ansichten von Sankt Nikolaus und den davor
auf kirchlichem Grundstück stehenden Kastanien. In dem
ursprünglichen Wettbewerbsentwurf konnte sich das Gestaltungsbüro
grundsätzlich eine Entfernung der Bäume vorstellen, um die
Sichtachse zur Kirche zu erhalten und den sehr schmalen Querschnitt
der Nikolausstraße aufzuweiten. Die Eigentümer der Bäume können
sich dieser Idee aber nicht anschließen, so dass der Ist-Zustand
bleibt. Keine Kastanie wird gefällt.
Dieser Bereich ist weiterhin nicht einmal Bestandteil des
Planungsgebietes und wird daher in der aktuellen Bearbeitung in
keinster Weise betrachtet.
Nummerierung 2a und 2d:
Mehrfach fotografiert wurden die Robinien am unteren Wendehammer. Hier
standen zu Beginn des Jahres noch vier, jetzt nur noch drei, da eine
im Winter wegen Wurzelhalsfäule dringend gefällt werden musste.
„Auch die restlichen drei weisen bereits jetzt Schäden wie
Eschenbaumschwamm, Hallimasch und/oder Stammnekrosen auf und sind aus
baumphysiologischer Sicht nicht als nachhaltig erhaltungswürdig
einzustufen“, so die Experten von StadtGrün. Als Ersatz für diesen
Verlust sehen das Planungsbüro, wie auch die Verwaltung einen
großkronigen Solitärbaum, der etwas nördlich positioniert wird und
die Platzsituation auch im Bereich des kleinen Spielplatzes aufwertet.
Ein weiterer Solitärbaum im Wendehammerbereich ist zudem in Prüfung.
Nummerierung 3a und 3b:
Keine Zukunft haben leider die Wildbirnenbäume auf dem Stück der
Schloßstraße zwischen Haunummer 3 und 15 sowie die gegenüber
stehenden Bäume. „Aus Sicht von StadtGrün sind die Bäume bereits
jetzt schadhaft, teils sogar abgängig“, erläutert Christian Nollen
als Leiter von StadtGrün die Entscheidung alle elf Bäume zu
entfernen. Zudem stehen sie für die Parkplatzgestaltung ungünstig.
„Wir benötigen mehr Abstand zwischen den Bäumen, da die Autos
immer größer werden“, erklärt Landschaftsarchitekt Frank Flor vom
Planungsbüro Club L94. Das Hauptargument sehen die Stadtplaner in dem
verbindenden Element der Baumsetzung vom Deutschen Platz aus zum
Schloss hoch.
„Wir haben hier eine Lindenallee aus geschnittenen Kopflinden, die
auf dem Zwischenstück fortgeführt werden soll und so die historische
Achse betont“, erläutert Wolfgang Honecker als Leiter der
Stadtplanung. Daher werden 14 neue Linden gepflanzt, die wesentlich
robuster und langlebiger sind als die bisherigen Bäume an der Stelle.
Weiterhin ermöglichen die geschnittenen Kopflinden aufgrund ihrer
kompakteren Form ein problemloses Anleitern für die Feuerwehr im
Brandfall.
Nummerierung 4a und 4b:
Die Reihe von Kugelahorn, die bei der Gestaltung der Straße vor rund
40 Jahren auf der Südseite vor den Geschäften zwischen Hausnummer 56
und 70 gepflanzt worden sind, ist ebenfalls nicht erhaltenswert.
„Das scheint auf den ersten Blick unlogisch, da es sich um gesunde
Bäume handelt“, gibt Elisabeth Sprenger zu. „Aber diese Baumart
hat eigentlich bei der Straßengestaltung keine Daseinsberechtigung.
Es sind Gartenzierbäume ohne besonderen ökologischen Wert und
nachhaltige Nutzung.“ Auch die Hochbeete, in denen die Bäume
teilweise stehen, sind für die heutige Zeit nicht mehr
standardgemäß. Zudem sind die aktuellen Baumgruben für die Bäume
zu klein bemessen.
Daher wird für die Gestaltung der gesamten Schloßstraße eine neue
einheitliche Baumart ausgewählt. „Wir nehmen dafür die
GALK-Liste“, erläutern die Experten von Club L94. GALK steht für
Gartenamtsleiterkonferenz. In der Liste sind die Baumarten
aufgelistet, die sich aus Sicht der bundesweiten Kommission für die
Gestaltung einer Verkehrsfläche eignen. Zukünftige
Stadtklimaeignung, Anleitern für die Feuerwehr, nachhaltige Baumart
sowie größerer Wuchs sind die Hauptargumente für die Entfernung der
Bäume.
Nummerierung 5a und 5b:
Die Baumhaseln vor den Hausnummern 75 bis 83 sind aufgrund ihrer
Wuchsform stadtklimatisch nur von geringer Relevanz und weisen bereits
jetzt deutliche Vitalitätsverluste auf. Trotzdem ist es möglich
einen der Bäume in das Gestaltungskonzept zu integrieren und in
Verbindung mit einer aufwändigen Standortverbesserung im Untergrund
nachhaltig zu sichern und in seiner Vitalität zu steigern.
Auch der Weißdorn (nicht auf der Collage abgebildet) vor dem
Progymnasium wurde von den Experten besichtigt. Hier sind von den
sechs vorhandenen Bäumen nicht alle gesund. Aber auch der Wunsch nach
einer einheitlichen Baumgestaltung hat zur Folge, dass sie ersetzt
werden. „Der Weißdorn“, so der Planer, „soll nicht der Baum
sein, der auf der gesamten Straßenfläche gepflanzt wird“.
Aktuell stehen auf der gesamten Nordseite der Schloßstraße zehn
Bäume, von denen drei erhalten bleiben und mindestens fünf weitere
Solitärbäume neu gepflanzt werden. „Hier ist wichtig, dass die
Bäume einen angemessenen Abstand zueinander haben“, erläutert
Landschaftsarchitekt Frank Flor. Denn diese Seite der Schloßstraße
dient als Veranstaltungsfläche, dichte Baumreihen verhindern eine
Nutzung der Freiräume für Aufbauten oder Eventflächen.
Und es gibt noch die Fläche von Hausnummer 16b bis 44, auf der
bislang keine Bäume standen. Hier sind zwölf Neuanpflanzungen
geplant. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen lediglich drei Bäume
gegenüber auf der Nordseite, von denen zwei erhalten werden.
In der weiteren Planung wurde die Straßenachse auf der gesamten
Schloßstraße in Richtung Norden verschoben, sodass Verdeckungen und
Schattenwurf durch Bäume optimiert werden konnten.
Insgesamt ist festzustellen, dass mit der Maßnahme „Umgestaltung
der Schloßstraße“ der Baumbestand vor Sankt Nikolaus, die
Kopflindenallee in der Achse zum Schloss sowie vier wertvolle Bäume
der Schloßstraße in Verbindung mit einer Standortverbesserung
erhalten werden.
Im gesamten Plangebiet der Schloßstraße müssen 34 Bäume gefällt
werden. Hierbei ist zu beachten, dass diese Summe auch diejenigen
Gehölze umfasst, die bereits abgestorben, abgängig, nicht nachhaltig
erhaltungswert oder gar keine Bäume im Sinne eines Straßenbaumes
sind und somit jetzt und zukünftig keine ökologische oder
stadtklimatische Relevanz aufweisen.
Als Neupflanzungen sind 57 Bäume in der Schloßstraße vorgesehen.
Diese Summe wiederum setzt sich aus 31 Straßenbäumen in der
südlichen Baumreihe, 14 Kopflinden in der Verlängerung der
Schloßachse, sieben zusätzlichen Solitärbäumen auf der nördlichen
Seite der Schloßstraße sowie fünf Bäumen in der Böschung oberhalb
der Freitreppe zusammen. Ein 58. Baum befindet sich zudem in Prüfung.
Dieser Planungsstand ist das Resultat der permanenten
Weiterentwicklung und Qualifizierung des Wettbewerbsentwurfes inklusiv
einer Verschiebung der Straßen- und Baumachse in Richtung Norden.
Nicht nur die Anzahl der Bäume wird sich positiv auf die neue
Schloßstraße auswirken, sondern auch die ökologischen und
stadtklimatischen Funktionen, wo allem voran die in Summe deutlich
größere, beschattete Grundfläche zu Buche schlagen wird.
Zur nachhaltigen Entwicklung der neuen Bäume werden zudem nach
aktuellsten Regeln der Technik ausreichend große Wurzelräume mit
speziellem Baumsubstrat gebaut. Neben der reinen Betrachtung der
Bäume wird zudem oberhalb der Freitreppe eine circa 275 Quadratmeter
große intensiv begrünte Vegetationsfläche entstehen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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