Bürgerforum COPD
VPH: Experten klären auf über Erkrankungen der Lunge
Bensberg - (kli). „Halten Sie mal eine Minute lang den Atem
an.“ Eine durchaus gewagte Aufforderung an Patienten, die akut
an der Lunge erkrankt sind. Wie schwierig und doch möglich das Atmen,
aber auch die Therapie von Lungenerkrankungen sein kann, erfuhren in
diesen Tagen die Besucher im Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg
beim 9. Bürgerforum COPD.
„Mit COPD oder auch chronisch obstruktive Erkrankung der Lunge
ist landläufig der Raucherhusten gemeint, wenngleich wir heute hier
lieber über Lungenkrankheiten reden möchten“, so Dr. Stefan
Korsten, Chefarzt der Inneren Medizin. „Denn nicht alles was
pfeift und keine Luft kriegt, ist COPD.“
In Bensberg gibt es schon seit Jahren einen pneumologischen
Schwerpunkt. „Wir betreuen unsere Patienten auf höchstem
Niveau.“ Ziel sei es stets die Lebensqualität der Patienten zu
erhöhen. Dabei ist es für die Fachleute nicht immer leicht eine
Balance zwischen der Therapie, also meist der nächtlichen
Heimbeatmung auf der einen Seite und der Leistungsfähigkeit am Tag
auf der anderen Seite hinzubekommen.
Und je besser die Therapiestunden in der Nacht verlaufen, desto mehr
Kraft und Energie haben die Patienten tagsüber. „COPD ist eine
Langzeiterkrankung. Ohne ein aktives Mitwirken der Patienten geht es
nicht.“ Das VPH bietet für Lungenerkrankte spezielle
Trainingscamps an, in denen sie lernen, mit zusätzlichem
Sauerstoff „ihre Alltagsdinge zu regeln.“
Ein besonderes Problem vieler Lungenerkrankte ist es, die
erforderliche Nase-Mund-Atemmaske so anzulegen, dass sie nicht stört.
Francesco Cardone, Pflegerische Leitung der Intensivstation, erklärt
den Zuhörern sehr anschaulich, auf was man beim Anlegen der Maske
alles achten muss.
Ist die Maske dicht, der Nasenrücken ausreichend entlastet? Stimmt
das „Atemzeit-Management? Leidet der Patient unter Kopfschmerz,
trockenen Schleimhäuten oder einer Bindehautentzündung? „Im VPH
sind zwei Mitarbeiter nur für diese Themen freigestellt.“
Die Pflegenden und Ärzte beraten die Patienten bei der Einstellung
der Beatmung, bestellen Beatmungsgeräte, überwachen Kontrolltermine
und geben telefonische Hilfestellung. Wie wichtig die apparative und
technische Ausstattung von Lungenpatienten ist, wurde im Vortrag von
Berthold Braune deutlich. Als Beatmungspfleger der Lungenklinik
Bethanien in Solingen weiß er, dass Patienten den Sauerstoff
regelmäßig als Langzeittherapie zuführen müssen.
„Ohne ausreichend Sauerstoff nimmt der gesamte Organismus
Schaden.“ Der Experte vergleicht die Versorgung mit
Flüssig-Sauerstoff mit einem Medikament, wie der Herztablette. Und
die wirke schließlich auch nur, wenn man sie einnimmt. Dabei müsse
unbedingt die vom Arzt aufwändig ermittelte Dosis an Sauerstoff
zugeführt werden. „Dubiose Schnäppchen-Angebote im Internet aus
Fernost sind gefährlich.“
So sei es zum Beispiel ein großer Unterschied, ob der
Sauerstoffmangel in Ruhe oder unter Belastung zustande kommt. Ob es
sich wirklich um COPD handelt oder vielleicht doch eher ein Asthma
bronchiale oder eine Herzschwäche hinter der Lungenerkrankung steckt,
kann nur der Lungenfacharzt entscheiden.
„Eine Herzschwäche kann auch zusammen mit einer COPD auftreten.
Ein Patient mit Raucherhusten kann auch ein Lungenemphysem haben“,
erklärt Dr. Mario Sanchez Lansch, Pneumologe am VPH den
interessierten Zuhörern. Doch bei der COPD sei eben nicht nur die
Lunge betroffen, als Systemerkrankung „schwappt“ sie über auf den
ganzen Organismus, so dass weitere Erkrankungen, wie Diabetes oder
Schlafapnoe die Folge sein können.
Zu unterscheiden sei zudem, ob es sich um eine krankhafte Erweiterung
der Bronchien durch zum Beispiel häufige Infekte oder aber ein
Gendefekt handelt, bei der die Lungenbläschen zerstört werden und es
zum gefürchteten Lungenemphysem kommen kann. „Das können wir
durch ein High-Resolution-CT bzw. einem bestimmten Verfahren, bei dem
der Patient auf einen Mangel von Antitrypsin getestet wird,
herausfinden.“
Für die Experten der Klinik sind bei der Behandlung der COPD
letztlich zwei Faktoren wichtig: Wie ist die akute Verschlechterung
des Patienten in den letzten zwölf Monaten und wie sind die
Beschwerden im Alltag? „Ziel ist es stets, die Patienten zu
mobilisieren, damit sie möglichst gut am täglichen Leben teilhaben
können“, so Sanchez-Lansch. Und eines sei ganz klar: Bei der
Therapie müssen nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte,
Pflegenden und Therapeuten einen langen Atem haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.