Spendensammlungen
Wahre Wohltäter von falschen unterscheiden
Verbraucherzentrale NRW, Beratungsstelle Bergisch Gladbach, Am
Alten Pastorat 32, Bergisch Gladbach,
bergisch-gladbach@verbraucherzentrale.nrw,
_02202 - 92631-01. _Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag 9 -
13 Uhr und 14 - 17 Uhr, Freitag 9 - 13 Uhr
BERGISCH GLADBACH - Ob für Flüchtlinge, Notleidende in
Krisengebieten, bedürftige Kinder oder für kulturelle Anliegen, ob
für Tier- oder Umweltschutz: Alle Jahre wieder wird in der
Weihnachtszeit zu Spenden aufgerufen – per Post, via Internet und
mit der Sammelbüchse in der Hand.
Rund 600.000 Vereine und 22.000 Stiftungen in Deutschland profitieren
von der Bereitschaft, das eigene Portemonnaie für Menschen in Not,
für die
Versorgung von Tieren und auch für kulturelle Belange zu öffnen.
„Wer
helfen möchte, tut gut daran, seine Gaben nicht allzu leichtgläubig
zu
verteilen. Denn nicht jede Organisation, die verspricht, mit Euro und
Cent Gutes zu bewirken, ist so seriös, wie sie sich gibt“,
erklärt die
Verbraucherzentrale NRW.
Folgende Hinweise der Verbraucherzentrale NRW helfen, wahre
Wohltäter von unredlichen Trittbrettfahrern zu unterscheiden:
Briefpost fürs Gefühl: Fast täglich landen Spendenaufrufe in
den Briefkästen. Wer einmal gespendet hat, erhält meist wieder Post.
Spendenorganisationen nutzen auch kommerzielle Adresshändler und
beziehen Anschriften etwa aus Telefonbüchern, durch Preisausschreiben
oder von Versandhändlern.
Dank weiterer Angaben wie Alter, Beruf, Geschlecht und Wert der
bestellten Ware lassen sich unterschiedliche Zielgruppen herausfiltern
und anschreiben. Wer per Post um eine Spende gebeten wird, sollte sich
bei Zweifeln an der Glaubwürdigkeit Zeit nehmen, die Organisation
genauer unter die Lupe zu nehmen.
Aufschluss bietet etwa ein Blick in den jeweiligen Jahresbericht, den
seriöse Organisationen auf Anfrage zusenden. Vorsicht ist hingegen
geboten, wenn die Werbepost – statt Daten und Fakten zu liefern –
allein auf Gefühle zielt. Emotionsgeladene Texte und Mitleid
erregende Fotos sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung.
Glaubwürdig hingegen sind klare, aussagekräftige Informationen und
authentische Fotos mit einem erkennbaren Bezug zum jeweiligen
Spendenzweck.
Mit der Büchse unterwegs: In den Bundesländern
Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen müssen Spendensammlungen
behördlich angemeldet und genehmigt werden. In allen übrigen
Bundesländern genügt es, einen Verein zu gründen, sich eine Satzung
zu geben und auf Sammeltour zu gehen.
Während eine Sammelbüchse früher verplombt sein musste, fehlt nun
oft eine Vorgabe, um Münzen und Scheine vor zweckentfremdetem Zugriff
zu sichern. Gerade die direkte Ansprache kann dazu verführen, rasch
und unbedacht zu spenden. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos
angeblicher Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere
Mitleid zu erregen. Doch auch bei einer Sammlung mit der Büchse
handelt es bei gezeigten Bildern womöglich um gestellte Aufnahmen.
Besser ist deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die
jeweilige Organisation zu
informieren.
Wer seriös agiert, kann in einem Geschäftsbericht darlegen, wofür
das Geld aus Spenden oder Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird – und
freut sich über eine wohl überlegte Spende per Überweisung. Ist ein
Verein oder eine Organisation als gemeinnützig anerkannt, ist dies
als Indiz für Glaubwürdigkeit zu werten. Karitativ anerkannte
Spenden können zudem steuerlich abgesetzt werden.
Spendenwerber im Internet: Eine eigene Homepage ist hingegen
kein Garant für die Vertrauenswürdigkeit einer Organisation.
Professionell gestaltete Internetseiten können zwar vordergründig
einen glaubwürdigen Eindruck erwecken. Doch besser ist, hinter die
Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein
Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind.
Wer Zweifel hegt, sollte um Informationen – Jahresbericht, Prospekte
– bitten und gucken, was andere Quellen im Netz über die jeweilige
Organisation und ihre Aktivitäten äußern. Das gilt auch für die
zahlreichen über soziale Medien – etwa per Facebook –
verbreiteten Spendenaufrufe. Dort tummeln sich etliche Organisationen,
Vereine, aber auch Shops oder einzelne Personen, die vorgeben, sich
für eine wohltätige Aktion zu engagieren.
Die ausgesendeten Appelle rühren mit mitleiderregenden Fotos direkt
ans Herz und somit an die eigene Spendenbereitschaft. Statt
Information zum Spendensammler und Belegen zu dessen sozialem
Engagement, springen die jeweiligen Bankverbindungen für eine
Überweisung meist jedoch sofort ins Auge.
Vorsicht bei Fördermitgliedschaften: Viele unseriöse Gruppen
buhlen sogleich um feste Mitglieder. Meist sind die Beiträge hoch,
geboten wird hierfür kaum etwas. Zudem bindet man sich in der Regel
für einen längeren Zeitraum. Denn im Unterschied zu sonstigen
Haustürgeschäften lässt sich die Verpflichtung zumeist nicht
innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Oft fließt auch nur ein kleiner
Teil der Beträge in Hilfsprojekte. Den weit größeren Teil der
Spendengelder verschlucken meist Werbung und Verwaltung.
Wegweiser durch den Spendendschungel: Das Deutsche
Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an
förderungswürdige Organisationen ein Spenden-Siegel. Derzeit dürfen
sich damit 230 überwiegend soziale Organisationen schmücken.
Allerdings: Geprüft werden nur Hilfswerke, die
mindestens 25.000 Euro an Spenden in den vergangenen zwei
Geschäftsjahre erhalten haben, sich außerdem selbst beim DZI für
eine Prüfung melden und die Kosten hierfür zahlen.
Kleinere Organisationen können dies oft nicht leisten. Wenn ein
Verein in der DZI-Liste fehlt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass
er unseriös ist. Trägt ein Spendenaufruf den DZI-Sternenkranz, ist
hingegen garantiert, dass die Organisation eindeutig und sachlich
wirbt, sparsam wirtschaftet und nachprüfbar ausweist, wie das Geld
der Spender verwendet wird.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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