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Wasserstrahl schält Prostata von innen aus
Weltneuheit in MKH-Urologie vorgestellt

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Bergisch Gladbach. Im Marien-Krankenhaus werden Prostata-Operationen seit einigen Wochen per Wasserstrahl durchgeführt. Den größten Teil der sehr präzisen Arbeit übernimmt ein Roboter, wovon der Patient und das Krankenhaus profitiert. „Der AquaBeam bedeutet für uns der Einstieg in die robotergestützte operative Behandlung von Prostatabeschwerden, die durch eine gutartige Prostatavergrößerung bedingt sind,“ sagt Dr. Stefan Machtens.

Der Chefurologe am Marien-Krankenhaus Bergisch Gladbach (MKH) im Verbund der GFO RheinBerg ist sichtlich beeindruckt von dem neuen OP-Verfahren mit dem Wasserstrahl-Roboter, das seit sechs Wochen in der Urologie der Klinik zur Anwendung kommt. „Die Behandlung der gutartigen Vergrößerung der Prostata per computergesteuertem Wasserstrahl stellt eine Weltneuheit dar,“ betont Machtens.

Hierbei wird das überwuchernde, überschüssige Prostatagewebe per Wasserstrahl abgetragen. Dazu wird Wasser mit Hochdruck über eine Präzisions-Saphirdüse geleitet. Der Wasserstrahl schält die Prostata wie eine Mandarine von innen aus.

Und das mit einer hohen Geschwindigkeit. Mit einer Fliesgeschwindigkeit von 2000 ml pro Minute und einem Druck von bis zu 550 bar schneidet der Wasserstrahl das Gewebe in der Prostata. „So erreichen wir, dass die vergrößerte Prostata nicht mehr auf die Harnröhre drückt und der Patient wieder normal Wasserlassen kann“, erklärt Machtens.Wozu der Operateur sonst etwa 60 bis 90 Minuten benötigt, schafft der AquaBeam in etwa 15 Minuten. Die kürzere Therapiezeit bedeutet für die Klinik einen noch größeren Patientendurchlauf bei der Behandlung dieser Volkskrankheit.

Das Schneiden mit dem Wasserstrahl kommt aus der Industrie und wird zum Beispiel in der Stahlindustrie seit Jahrzehnten zum Schneiden von Blechen angewendet. Diese Technologie hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt. Galt sie für die Medizin lange Zeit als ein zu ungenaues Verfahren, so wird sie nun verstärkt in der Medizintechnik eingesetzt, nicht nur in der Urologie.

Der AquaBeam wurde in den Vereinigten Staaten entwickelt und wird mittlerweile weltweit angewendet. „Wir haben nun fünf Patienten damit operiert, die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen“, sagt Udo Herbst, erfahrener Oberarzt am MKH.

Das Besondere an dem System ist, dass der Operationsroboter ein Höchstmaß an Präzision garantiert. Nachdem der Operateur mittels Ultraschall das OP-Gebiet festlegt, trägt der Roboter das Gewebe ab, millimetergenau. Die Steuerung des Wasserstrahls erfolgt ebenfalls per Ultraschall. „Nach entsprechender korrekter Planung am Computer und am Ultraschall macht das Gerät die Resektion der gutartig vergrößerten Prostata mit dem Wasserstrahl selbst.“

Große Vorteile für den Patienten

Die Vorteile für den Patienten liegen auf der Hand: kein Laser, kein Röntgen, kein Strom. Das umliegende Gewebe wird optimal geschont. Vorerst wird dieses Verfahren nur zur Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung eingesetzt. Zusätzliche Indikationen werden derzeit geprüft.

Im Marien-Krankenhaus werden aber auch zukünftig die erfolgreichen Programme mit der konventionellen Resektion und allen Laserverfahren angeboten. „Unsere Patienten bekommen mit dem Wasserstrahl-Roboter jetzt ein noch größeres und individualisiertes Therapiespektrum angeboten.“

Die Urologische Klinik in Bergisch Gladbach ist bereits seit Jahren technologisch im Bereich der Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung mit modernsten Verfahren ausgestattet. So wird seit Jahren die konventionelle Therapie mit der Elektroresektion (monopolar und bipolar) neben fast allen Techniken der Lasertherapie (Holmium) angeboten.

Bei hohen Fallzahlen ist es nur konsequent, dass sich gerade die Urologie in Bergisch Gladbach um die Erweiterung des operativen Angebots mit der innovativen Technik der Wasserstrahlresektion bemüht. Neben den bereits etablierten modernen Methoden wird nun das technische Werkzeug zur Therapie der Volkskrankheit „Gutartige Prostatavergrößerung“ im MKH um eine präzise, sichere, computergestützte Technik erweitert.

„Wir wollen unsere Ausnahmeposition bei dieser Therapie zum Wohl der Patienten mit der Einführung dieser Technik weiter ausbauen. Diese zusätzliche Therapieform wird auch den überregionalen Patientenzuspruch weiter steigern“, so Chefarzt Dr. Stefan Machtens.

Vorbereitung zur OP

Bevor es richtig losgeht und das Gewebe vom Wasserstrahl herausgeschnitten wird, muss die OP vom Operateur exakt geplant werden. Der Bereich in der Prostata, der entfernt werden soll, wird im mehrdimensionalem Ultraschall ganz genau identifiziert, markiert und mehrfach kontrolliert.

Die Übergänge zu Enddarm, Schließmuskel und Blase müssen exakt positioniert werden, um so diese Strukturen zu schonen. Erst dann beginnt die eigentliche Wasserstrahlprozedur, die ebenfalls durch den laufenden Ultraschall kontrolliert wird.

Ablauf der OP

Im ersten Durchgang der OP wird die Prostata mit einer hohen Präzision von innen wie eine Mandarine ausgeschält. Der robotergesteuerte Wasserstrahl dient dem Operateur quasi als Schneidwerkzeug.

Anschließend wird in einem sehr genau definierten Bereich der Prostata die Blutung mit einer Resektionsschlinge gestillt und nur noch sehr wenig überschüssiges Gewebe, das der Wasserstrahl nicht erfasst hat, mit besonderen farbcodierten Elektroden fein säuberlich abgetragen.

„Dieser Schritt ist nur erforderlich, um zu kontrollieren, dass es am Blasenhals, dem Übergang Prostata zur Harnblase, nicht blutet“, erklärt Machtens. Das sowohl durch den Wasserstrahl als auch durch die elektrische Schlinge abgetragene Gewebe wird zur Befundung zum Pathologen eingesandt, der unter dem Mikroskop feststellen muss, dass das entfernte Gewebe hoffentlich nur gutartig verändert ist.

Zum Abschluss der OP wird dem Patienten ein Katheter gelegt, der bereits bei günstigem Verlauf am Tag nach der OP entfernt werden kann. Die Behandlung wird in der Regel im Rahmen eines stationären Aufenthaltes zwischen zwei und fünf Tagen angeboten. Der Patient verläßt die Klinik in der Regel ohne Katheter und wird von den niedergelassenen Kollegen weiterbehandelt.

Foto: Dr. Stefan Machtens (re.) zusammen mit Matt Sprinkel aus San Francisco bei der Therapie in der MKH-Endourologie und der Präsentation des AquaBeams.

LeserReporter/in:

Jörg Zbick aus Bergisch Gladbach

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