EVK
Wie ein weltweit einmaliger Maßanzug
Bergisch Gladbach - Was bislang nur in Unikliniken und großen Zentren möglich war,
wurde jetzt erstmals auch am Evangelischen Krankenhaus (EVK) Bergisch
Gladbach realisiert: eine patientenangepasste Gefäßprothese zur
Behandlung eines Bauchaortenaneurysmas (BAA), einer erweiterten
Schlagader.
Die Prothese wird in einem aufwändigen Verfahren millimetergenau an
die anatomischen Verhältnisse des Patienten angepasst. „Das ist wie
ein Maßanzug, der aber nur genau einem Menschen auf der ganzen Welt
exakt passt“, erklärt PD Dr. med. Payman Majd. Schließlich müssen
neben dem Durchmesser der Aorta auch die Winkel und Größen der
abzweigenden Gefäße für die perfekte Passform berücksichtigt
werden, wie der Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie - vaskuläre
und endovaskuläre Chirurgie - erklärt.
Ein BAA wird von den Betroffenen häufig gar nicht bemerkt und oft
erst durch Zufallsbefunde entdeckt. Dabei geht von einer geweiteten
Hauptschlagader eine große Gefahr aus, denn wenn sie platzt, kann nur
eine sofortige Notoperation helfen. Um die Aorta wieder auf ein
Normalmaß zu bringen, wird das geweitete Gefäß durch eine Prothese
ersetzt.
Wenn die geweitete Stelle unterhalb der abzweigenden Nierenarterie
liegt, sei die Platzierung einer Prothese relativ leicht, so Dr. Majd.
„Kompliziert wird es, wenn das Aneurysma weiter oben beginnt, denn
dann müssen wir die Gefäße berücksichtigen, die zu den inneren
Organen abzweigen.“
Die Aussackung der Ader wird mit Hilfe der Computertomographie (CT)
exakt vermessen. Mit diesen Daten wird ein Modell des betroffenen
Gefäßabschnitts erstellt, das als Vorlage zur Herstellung der
Prothese dient. Weltweit gibt es nur wenige Anbieter, die solche
Prothesen herstellen. Die Produktion dauert rund zwei Monate. In
dieser Zeit findet ein reger Austausch zwischen Dr. Majd und den
Herstellern statt.
„Die Prothese muss mehrmals anprobiert werden, eben wie bei einem
Maßanzug. Alles muss haargenau stimmen, die Durchmesser und die
Platzierung der Öffnungen für die abzweigenden Gefäße.“
Liegt die fertige Prothese vor, wird sie in einem minimal-invasiven
Eingriff über die Leiste eingeführt und mit viel
Fingerspitzengefühl an der richtigen Stelle fixiert. Bei manchen
Patienten ist es jedoch besser, wenn der Zugang quasi von oben, also
vom Schlüsselbein aus erfolgt.
„Es ist immer gut, wenn man einen Plan B hat“, weiß Dr. Majd. Mit
der patientenangepassten Prothese, die minimal-invasiv eingesetzt
wird, erspart man dem Patienten eine offene Operation, bei der mit
großer Wahrscheinlichkeit größere Komplikationen die Folge sein
können.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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