EVK
Wie ein Zufall die Medizin revolutionierte
Bergisch Gladbach - Wie bei vielen großen Erfindungen der Menschheit basiert auch die
Entdeckung der Röntgenstrahlung auf einem Zufall. Am 8. November 1895
beobachtete der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen bei einem Experiment
ein Phänomen, das heute seinen Namen trägt. Wenige Wochen später
fotografierte Röntgen die Hand seiner Frau Berta und erzeugte somit
das erste Röntgenbild der Geschichte. Heute, 125 Jahre später, ist
die Röntgenstrahlung insbesondere aus der Medizin nicht mehr
wegzudenken.
Die Geschichte der Röntgenstrahlung ist dabei eng verknüpft mit der
Geschichte des Strahlenschutzes. Während viele Forscher in den
Anfangsjahren nach der Entdeckung ohne genaues Wissen über die
Gefahren der ionisierenden Strahlung aus heutiger Sicht leichtsinnig
agierten, wird bei der heutigen Anwendung nichts dem Zufall
überlassen.
Im Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach (EVK) sind mit Prof.
Dr. med. Hans-Peter Hermann, PD. Dr. med. Payman Majd und Dr. med.
Marc K. Schuler drei Chefärzte als Strahlenschutzbeauftragte für den
sicheren Umgang mit Röntgenstrahlung verantwortlich.„Wir
überprüfen unter anderem regelmäßig alle eingesetzten
Röntgengeräte und schulen unsere Mediziner und Pflegekräfte im
Umgang damit“, erklärt Dr. Schuler. Allein in den Operationssälen
des EVK stehen fünf Röntgengeräte verschiedenster Art. Jedes davon
muss dabei von offizieller Stelle für den Einsatz genehmigt werden.
„Wir müssen als Strahlenschutzbeauftragte dafür sorgen, dass
Röntgenstrahlung so sicher und patientenschonend wie möglich bei uns
im Krankenhaus eingesetzt wird“, ergänzt Dr. Majd.
Die Technik hat sich seit der Entdeckung wesentlich weiterentwickelt.
Dr. Schuler erklärt: „Röntgengeräte sind heutzutage hoch
entwickelte Computer, die mit minimaler Strahlung gestochen scharfe
Bilder errechnen, auf denen wir auch kleinste Details erkennen
können. Früher waren lediglich Knochen oder Metall erkennbar.“ Im
EVK wird nur noch digitales Röntgen eingesetzt, etwa bei künstlichen
Gelenken oder Brüchen. Das klassische belichtete Röntgenbild auf
einem speziellen Röntgenfilm hat inzwischen ausgedient. Bei der
Erstellung tragen die Anwesenden aber nach wie vor entsprechende
Schutzkleidung.
Neben den bekannten Röntgenschürzen verfügt das EVK für den
OP-Bereich auch über mehrere Röntgenschutzwände aus durchsichtigem
Bleiglas. „Wir tragen außerdem Röntgenplaketten, mit denen die
Strahlenbelastung für jeden einzelnen Mitarbeiter gemessen wird“,
sagt Dr. Majd. Ein bisschen Röntgenstrahlung ist für den Körper
aber nicht schädlich. Im Gegenteil, wie Dr. Schuler erklärt:
„Ähnlich wie beim Immunsystem, das den Kontakt mit Keimen nicht zu
fürchten braucht, um zu funktionieren, regt auch geringe Strahlung
den Körper an, optimal zu funktionieren.“
Im Herzkatheterlabor der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie
gehört das Röntgenverfahren praktisch zu fast jeder Behandlung.
„Die Röntgenanlage ist hier fest und optimal integriert, wodurch
eine geringe Strahlenbelastung für den Patienten gewährleistet
werden kann“, so Prof. Hermann.
In der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie von
Dr. Schuler gehört diese Technik ebenfalls zum Alltag. Ein neues
Röntgengerät in seiner Klinik, der modernste Röntgen-C-Bogen,
erstellt sogar dreidimensionale Röntgenbilder der Knochen in
Sekunden.
„Die Operationszeiten sind dadurch kürzer, weil wir durch die
hochwertigen Bilder weniger Röntgenaufnahmen machen müssen“, so
Dr. Schuler. Bei Dr. Majd in der Klinik für Gefäßchirurgie ist es
ähnlich, auch hier kommt unter anderem ein vergleichbarer C-Bogen zum
Einsatz.
„Wir können sofort während der Operation die Qualität unserer
Arbeit überprüfen und so das bestmögliche Ergebnis für den
Patienten erzielen“, sagt Dr. Majd. Und das alles dank der
Zufallsentdeckung eines deutschen Physikers aus Remscheid vor über
100 Jahren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.