MH Kinaesthetics aktiviert brachliegende Bewegungs
Zahlreiche positive Effekte in ...

Wenn Bewohnerinnen und Bewohner motiviert werden, beim Aufstehen ihre Muskelkraft der Beine und Arme zu nutzen, dann entlastet das die Pflegekräfte ungemein. Sie folgen dann nämlich nicht mehr dem Impuls, dem Bewohner im wahrsten Wortsinn „unter die Arme greifen“ zu müssen und ihn in die Höhe zu heben. | Foto: Daniel Beer
  • Wenn Bewohnerinnen und Bewohner motiviert werden, beim Aufstehen ihre Muskelkraft der Beine und Arme zu nutzen, dann entlastet das die Pflegekräfte ungemein. Sie folgen dann nämlich nicht mehr dem Impuls, dem Bewohner im wahrsten Wortsinn „unter die Arme greifen“ zu müssen und ihn in die Höhe zu heben.
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Bergisch Gladbach - (red) Alice Monika Peters sorgt in der Evangelischen Altenpflege
Bergisch Gladbach für Bewegung. Die zertifizierte MH Kinaesthetics
Trainerin und praktische Anwenderin hat dabei die Bewohnerinnen und
Bewohner und die Pflegekräfte im Blick.

Die Beschäftigten werden von Peters darin geschult, die vorhandenen
Bewegungsmuster der Seniorinnen und Senioren zu erfassen und dann mit
kleinen und wirkungsvollen Impulsen für eine zusätzliche Aktivierung
zu sorgen, um die vorhandenen körperlichen Ressourcen besser zu
nutzen.

Sitzt beispielsweise ein Bewohner an der Bettkante und versucht mit
ausgestreckten Beinen aufzustehen, so fällt ihm das sehr schwer und
er benötigt viel Kraft. „Besser ist es in dieser Situation, er
stellt die Füße unter die angewinkelten Knie und drückt sich mit
den Händen ab“, veranschaulicht Peters das Prinzip von MH
Kinaesthetics. Die Buchstaben MH stehen für die beiden Begründer
dieser Methode, Dr. Lenny Maietta und Dr. Frank Hatch.

Wenn Bewohnerinnen und Bewohner motiviert werden, beim Aufstehen ihre
Muskelkraft der Beine und Arme zu nutzen, dann entlastet das die
Pflegekräfte ungemein. Sie folgen dann nämlich nicht mehr dem
Impuls, dem Bewohner im wahrsten Wortsinn „unter die Arme greifen“
zu müssen und ihn in die Höhe zu heben. Somit vermeiden sie
anstrengende Tätigkeiten und sind am Ende ihrer Schicht nicht so
körperlich erschöpft wie bislang.

Dem gleichen Zweck dient auch der beherzte Einsatz von Hilfsmitteln
wie etwa Patientenliftern oder Aufstehhilfen. Vor allem die
Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler profitieren davon, wenn man
ihnen den richtigen Einsatz dieser Hilfsmittel vorführt und ihnen die
„Erlaubnis“ gibt, diese auch im Arbeitsalltag einzusetzen,
berichtet Peters aus ihrer jahrelangen Erfahrung.

Den ersten Kurs in MH Kinaesthetics absolvierte sie 2006 und hat sich
seitdem immer weiter qualifiziert und zur Trainerin fortgebildet. Um
den Bezug zur Praxis aufrechtzuerhalten, ist Peters weiterhin in der
Altenpflege tätig. Bei einem großen Arbeitgeber wie dem EVK
beschäftigt zu sein, bezeichnet sie als Schatz, der ihr viele
Möglichkeiten bietet. So besucht sie einmal im Jahr verschiedene
Abteilungen des Evangelischen Krankenhauses, schaut mit der Brille der
MH Kinaesthetics-Trainerin auf die Abläufe auf der Intensivstation
oder der Geburtshilfe und macht, wenn gewünscht, auf
Optimierungsmöglichkeiten aufmerksam.

Ziehen neue Bewohnerinnen und Bewohner in der Altenpflege ein, wird
danach gefragt, wo denn in ihrer bisherigen Wohnung das Bett stand
(mitten im Raum oder an der Wand?) und wie Senioren aufgestanden sind:
über die rechte oder die linke Körperseite? Um an diesen
Bewegungsmustern anzuknüpfen, wird das Bett in der Altenpflege dort
hingestellt, wo es auch früher war: nämlich zum Beispiel so, dass
auf der rechten Seite die Wand ist. „So verhindern wir mitunter,
dass die Leute aus dem Bett fallen, weil jetzt auf einmal rechts die
Wand nicht mehr da ist“, berichtet Peters von dem großen Effekt
dieser kleinen Maßnahme.

Der Großteil der neuen Bewohnerinnen und Bewohner hat Pflegegrad 4
oder 5, ist also sehr gebrechlich. Oft ist ihre Beweglichkeit deutlich
eingeschränkt und sie leiden unter vielerlei Schmerzen. Die
Pflegefachkräfte stellen fest, ob sich noch Möglichkeiten der
Mobilisierung eröffnen. „Was kann man mit diesen Bewohnerinnen und
Bewohnern noch tun, wie kann man sie zum Mitmachen bewegen“, fragt
Peters dann. Es geht darum, verschüttete Bewegungsmuster zu
aktivieren und zum Beispiel einen an Demenz erkrankten Bewohner, der
von sich aus nichts mehr trinken kann, weil er vergessen hat wie es
funktioniert, dazu zu bringen, zunächst die Trinkflasche
festzuhalten. Die Pflegekraft umfasst anschließend den Ellenbogen und
unterstützt den alten Menschen, indem sie den Arm führt und der
Bewohner dann mit Unterstützung die Trinkflasche zum Mund führt und
trinkt.

Ein anderes Beispiel: Wenn einer Bewohnerin im Bett die Beine
gewaschen werden und sie dabei passiv auf dem Rücken liegt und zur
Decke schaut, ist dies vor allem für die Pflegekräfte anstrengend.
Ist jedoch der Kopfteil des Bettes um 30 Grad angehoben und man bittet
die alte Dame, sie möge doch bitte das zu waschende Bein ein wenig
mitbewegen, dann ist allen geholfen: die Bewohnerin wird aktiv und die
Pflegekraft spart Kraft.

Peters berichtet von zahlreichen positiven Effekten des MH
Kinaesthetics in der Altenpflege: für die Bewohner weniger Schmerzen,
weniger Wundliegen (Dekubitus), weniger Erste-Hilfe-Einsätze, weil es
viel seltener Stürze gibt, weniger Fehlstellung in den Gelenken durch
gezielte Bewegungsübungen, weniger Atemnot wegen einfacher und nicht
zu anstrengender Mobilisation und geringerer Verbrauch von
Abführmitteln, weil die Darmtätigkeit durch die Mobilisation
angeregt ist.

Für die Pflegekräfte gestaltet sich die Arbeit „viel achtsamer und
flüssiger“, sie müssen weniger Gewicht von anderen heben und
tragen, achten mehr auf ihre eigene Bewegung und wie sie das Gewicht
von anderen Menschen gesund von einem Ort zum nächsten Ort verlagern
können und kommen nicht mehr so schnell außer Puste oder vermeiden
sogar Verletzungen am Bewegungsapparat.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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