Von Guben über Hoheneck zum Bundesverdienstkreuz
Zeitzeugin erzählt ihre Geschichte

Wer Heidrun Breuer zuhören möchte, kann sich an das Zeitzeugenbüro in Berlin wenden. | Foto: Susanne Schröder
  • Wer Heidrun Breuer zuhören möchte, kann sich an das Zeitzeugenbüro in Berlin wenden.
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Bergisch Gladbach - Die Verleihung kam so unverhofft wie einst ihre Inhaftierung in der
DDR. Am Morgen des 9. Februar 1984 wird Heidrun Breuer zu Hause in
Guben verhaftet. Die kleine Tochter bleibt weinend allein in der
Wohnung zurück. Zunächst glaubt die 30 Jährige an ein
Missverständnis und verlässt die Kleine mit den Worten „Ich
komme gleich wieder!“
Es ist kein Missverständnis, so
fadenscheinig die Anschuldigungen gegen sie sind, so real sind
Freiheitsentzug, Verurteilung und Überstellung in das berüchtigte
Frauengefängnis Hoheneck.

Gudrun Breuer hatte allein und zusammen mit Ihrem Mann immer und immer
wieder Ausreiseanträge gestellt, wollte auf legalem Weg in den
Westen. Einem Bekannten in der Bundesrepublik übermittelte sie
private Daten, um die Mühlen der Bürokratie zu beschleunigen. In der
DDR reichte das zur Verurteilung. Sie hatte „Nachrichten an eine
fremde Macht übermittelt.“

In Hoheneck saß sie mit Mörderinnen, Schwerverbrecherinnen und
Gewalttäterinnen in einer Zelle, nähte täglich Kleidung für den
Westexport, keine Heizung im alten Gemäuer. Es gab kaum und nur
zensierte Nachricht von Außen, kaum Besuche. Sie hatte Angst um
Tochter und Mann, war perfiden Methoden alltäglicher, psychischer
Misshandlung ausgesetzt: „Das Schlimmste waren die Ungewissheit
und die Angst um mein Kind.“
Es durfte zu den Großeltern
ziehen. Den Ehemann hatte man in Brandenburg eingesperrt.

Nach einem Jahr wurde das Ehepaar von der Bundesrepublik freigekauft
und abgeschoben. Die Kinder anderer freigekaufter Paare durften mit,
ihre Tochter fehlte; ein letzter Terror des Regimes gegen die Eltern.
Erst vier Monate später gelang es, die Elfjährige nachzuholen.

Nach gut 25 Jahren Schweigen erzählt Heidrun Breuer seit 2010 ihre
Geschichte, auch wenn jedes Mal alte Emotionen und böse Erinnerungen
wach werden. Sie erinnert an „die Hölle, durch die ich gegangen
bin.“
Schüler, die das SED-Regime nur aus Geschichtsbüchern
kennen und andere interessierte Gruppen will sie mahnen, gegen
Unterdrückung sensibilisieren und „das Bewusstsein für den Wert
der Freiheit schärfen.“ 
Für dieses Engagement überreichte
Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier der Zeitzeugin nun das
Bundesverdienstkreuz.

- Susanne Schröder

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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