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Ein Spaziergang mit der Trauerbegleiterin
Das Leben wird wieder schön, nur anders

Foto: GFO
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„Wenn man sich bewegt, bewegt sich auch etwas in einem“, davon ist Trauerbegleiterin Ortrud Schmid überzeugt. Mit geschlossenen Augen steht sie am Treffpunkt im Königsforst, atmet tief ein und aus – „Wir spüren jetzt, wie unsere Füße ganz fest auf dem Boden stehen und nehmen wahr, was um uns herum passiert“.

Mit diesen Worten stimmt die 60-Jährige die Anwesenden auf den bevorstehenden Spaziergang ein, der nicht nur der Bewegung dienen soll, sondern auch der Trauerbewältigung. Dauer und Geschwindigkeit sind an das Wohlempfinden der Teilnehmer angepasst, die zwischen drei verschiedenen Wegen wählen können. „Je nach individuellem Fitnesslevel bieten wir eine leichte, eine mittlere und eine anspruchsvollere Strecke an“. Damit sei das Angebot des Palliativ- und Hospizzentrums am Vinzenz Pallotti Krankenhaus laut Schmid für jeden geeignet.

Nach ihrer Ausbildung zur Trauerbegleiterin im Jahr 2018, arbeitet Schmid zunächst ehrenamtlich in der Einzelbegleitung, bis ihr im September 2020 die Idee zum Trauerspaziergang kommt. „Viele Trauernde schöpfen unheimlich viel Kraft aus dem Austausch mit anderen“, erklärt sie. Zudem setze die Kombination aus Bewegung und frischer Luft ganz andere Synapsen im Gehirn frei als beispielsweise das Stillsitzen.
Um den Austausch mit Leidensgenossen hat sich eine Teilnehmerin an diesem Nachmittag in der Vergangenheit schon einmal bemüht. Nach dem Tod ihres Mannes sucht sie Kontakt zu einer Trauergruppe eines Bestattungsunternehmens. Dort hätte es einige harte Schicksale gegeben, die die Rentnerin erst einmal habe verkraften müssen. „Ich denke, zu diesem Zeitpunkt war das einfach noch zu früh für mich“, berichtet sie. Schmid nickt bestätigend: „Jeder trauert anders. Man sollte sich also nicht unter Druck setzen.“ Gefährlich werde es ihrer Ansicht nach nur, wenn sich Trauernde gewaltsam am Riemen reißen würden, denn das stehe dem Verarbeitungsprozess im Weg.

Während die beiden Frauen nebeneinander über den Waldboden laufen, äußert die Teilnehmerin ihre Sorgen. Sie wolle ihren Kindern und Freunden nicht zur Last fallen und fürchte sich vor dem Gedanken, am Weihnachts- und Silvesterabend allein zu sein. „Sie müssen doch aber im August noch nicht wissen, was Sie an Silvester machen“, lacht Schmid und versucht der Trauernden so den Druck zu nehmen. Einen Vorschlag hat sie dennoch parat: „Verbringen Sie die Tage mit ihren Liebsten und kochen Sie sich am Abend etwas Leckeres“. Es folgen Gespräche über Lebensumstände, Singlereisen und Interessen, sowie der Vorschlag einmal etwas zu tun, wofür bisher die Zeit gefehlt hat.

„Das Leben wird wieder schön, nur anders“, ermutigt die Ehrenamtlerin die Verwitwete abschließend und holt einige Muscheln aus ihrer Tasche hervor. „Ich gebe den Teilnehmern immer eine kleine Erinnerung mit auf den Weg, passend zur Jahreszeit“. „Die werde ich meinem Mann aufs Grab legen, da freut er sich“, lächelt die Beschenkte.

Trotzdem sie sich an diesem Tag gewünscht hätte, auf Gleichgesinnte zu treffen, habe ihr der Spaziergang gutgetan. „Beim nächsten Mal werde ich mich der Trauerwanderung anschließen“. Ein Angebot, welches neben dem Trauercafé ebenfalls vom Bensberger Hospizzentrum veranstaltet wird. „Wir arbeiten derzeit an dem Bekanntheitsgrad unserer Hilfsangebote“, so Schmid. Nach den verschärften Corona-Beschränkungen seien diese noch nicht wieder so richtig angelaufen. Ziel aller Angebote sei es, den Betroffen die Unterstützung zu geben, die sie in diesen schweren Tagen benötigen.

Fotos (GFO): Impressionen Palliativ- und Hospizzentrum Bensberg

LeserReporter/in:

Jörg Zbick aus Bergisch Gladbach

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