Projekt „Open Stage Door“ des Jungen Theaters Bonn (JTB)
Alice und der Hutmacher

Hoch konzentriert bei den Proben: Die Geschichte von „Alice" bringen 40 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren im Rahmen des Projekts „Open Stage Door" im Mai 2017 auf die Bühne.  | Foto: we
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  • Hoch konzentriert bei den Proben: Die Geschichte von „Alice" bringen 40 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren im Rahmen des Projekts „Open Stage Door" im Mai 2017 auf die Bühne.
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Bonn - (we). Konzentrierte Arbeit. Die Werkschau wird vorbereitet. Drama
allerorten. Auf der Bühne: Alice. Und der Hutmacher. Und die
Herzkönigin. Alice erinnert sich an gar nichts – kein Wunder, sie
ist ja verzaubert. Die böse Clique der Herzkönigin. Die Welt ist
grau in grau. Keine Fantasie, keine Liebe: „Du hast mir mein Herz
gebrochen", klagt Alice. Aber es besteht Hoffnung. Indem der Hutmacher
viele, viele Märchenfiguren aktiviert, die eins machen:
„Revolution"...

„Open Stage Door" heißt das Projekt des Jungen Theaters Bonn (JTB).
Auf drei Jahre angelegt, soll es Kindern ermöglichen, ihre
schauspielerischen Fähigkeiten und Ambitionen zu verwirklichen. Die
Kids zeigten jetzt mit „Alice" eine Werkschau vor begeistertem
Publikum in der zum Theater umfunktionierten Turnhalle der Nordschule.

„Ich muss nicht immer ich sein", beschreibt Hutmacher Jana, was sie
daran reizt, bei „Open Stage Door" mitzumachen. „Ich kann in eine
andere Persönlichkeit schlüpfen", sagt auch Samantha. Das macht
beiden am meisten Spaß. Herzkönigin Emilia, die den Mut aufbringt,
die ungeliebte und böse Herzkönigin zu spielen, hatte zwischendurch
den Herzenswunsch, auch im richtigen Leben Schauspielerin zu werden.
„Aber dazu muss man studieren. Das will ich nicht. Deshalb habe ich
mich davon verabschiedet." Weise Worte für eine 13-Jährige. Neun bis
13 Jahre alt sind die 40 Kids, die hier die Geschichte von der
seelenkranken Alice erzählen, die ihr gesamtes Leben vergessen hat.
Vergessen hat, wer sie ist. Und deren Gesundung natürlich ins Haus
steht.

In vier Jugendzentren Bonns haben sie geübt. Am Brüser Berg, der
Nordstraße, Auerberg und in Uns Huus üben sie einmal pro Woche unter
der Ägide von Evi Mürlebach und anderen, um ihre ersten
professionellen Schritte zu tun. Evi Mürlebach ist Theaterpädagogin
beim Jungen Theater Bonn. Sie hat auch heute Abend die Regie. Sie
fördert und fordert die jungen Mitspieler und Mitspielerinnen.
Energisch verschafft sie sich Gehör: Mensch, das war sch... Das
könnt ihr besser", schallt es durch den Probenraum. „Es ist
unglaublich, welche Fortschritte wir in der Zeit unseres gemeinsamen
Arbeitens gemacht haben", freut sie sich. „Wir sind ein tolles Team
geworden." Das Projekt, entscheidend - mit 170.000 Euro - gefördert
von der Aktion Mensch, besteht seit 2014. Es ist offen für alle Kids,
die Lust haben, sich und ihre Schauspielkunst zu erleben. Manche Kids
sind schon lange dabei, es kommen aber immer neue hinzu.

Sinn des Projekts ist es, Fantasie und Perspektive zu entwickeln. Und
charakterlich zu reifen. Verantwortung und Struktur zu lernen. Sieht
man die hoch konzentriert ihren Auftritt vorbereitenden Kids, voller
Würde und zugleich mit viel innerer Freude, ist eines klar: Ziel
erreicht.

„Am 28. Mai des nächsten Jahres ist Premiere. Und dann ist das
Projekt beendet", ist Lisa Künkel vom JTB traurig. Vielleicht auch
nicht: Denn bei der Werkschau wurde eine Abordnung der Aktion Mensch
gesichtet. Es mag also sein, dass die Welt wieder bunt wird. Für
Alice sowieso. Und vielleicht auch für die jungen Schauspieler. Die
alles geben, um ihr Stück, an dem sie selbst mitgeschrieben haben,
zum einmaligen Erlebnis für das Publikum zu machen. Toi, toi, toi.

 

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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