Funkkontakt zur ISS
Anruf bei "Astro-Alex"
Beuel-Limperich - “Delta Papa Zero, ISS, do you copy, over”. Cool wiederholte Lasse
Harrington, zwölfjähriger Schüler der Unterstufe im Beueler
Kardinal Frings Gymnasium (KFG), zehnmal im Sekundentakt die Anfrage
an die Raumstation ISS, um die Verbindung mit „Astro-Alex“
Alexander Gerst im All herzustellen.
Am 6. Juni wurde Gerst mit dem Raumschiff Sojus MS-09 zur ISS und zur
„Mission Horizons“ geflogen. Zwei Tage später dockte die Kapsel
an. Sein Aufenthalt in der Raumstation, davon zwei Monate als
Kommandant, soll 187 Tage dauern. Die „Mission Horizons“ steuern
Deutsche Universitäten, Forschungseinrichtungen und Firmen sowie das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR. In rund 40 Experimenten
soll Gerst mithelfen, Fragen aus Biologie und Medizin zu beantworten.
Weitere Wissenschaftsgebiete sind (Astro-)Physik, Materialwissenschaft
und Technologie. Gerst selbst wird am eigenen Körper medizinische
Experimente durchführen. Für den 42jährigen Geophysiker ist es nach
seinem sechsmonatigen Besuch im All 2014 als Bordingenieur bereits der
zweite Aufenthalt auf der ISS.
Das KFG ist eine von 15 ausgewählten deutschen Schulen, die sich um
eine Live-Schaltung mit der in 400 Kilometern über der Erde fliegende
Raumstation beworben hatte. Initiator war der stellvertretende
Schulleiter Markus Möhring. „Seit der ersten Mondlandung der
Astronauten Armstrong und Aldrin 1969 habe ich Weltraumfieber. Damals
mussten mich meine Eltern nachts wecken, damit ich das Spektakel live
mitbekommen konnte. Fortan beschäftige mich das Thema. Als bekannt
wurde, dass Alexander Gerst nach seiner 2014 durchgeführten Mission
‚Blue Dot‘ noch einmal auf die ISS sollte, begannen die
Vorbereitungen für das einmalige Erlebnis, bei dem am Dienstag mehr
als 1.000 Schüler, Lehrer, Eltern, Politiker sowie Raumfahrtexperten
des DLR und Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Leiterin der HA Schule
Hochschule im Generalvikariat Köln, live dabei sein konnten.
Es dauerte zwei Jahre bis sich für Möhring ein Traum erfüllte.
Zuvor musste er sich für die Schule unter anderem bei der NASA
bewerben und Kontakt zu Amateurfunkern herstellen. Intensiv wurde die
Schule dabei durch das Raumfahrtmanagement im DLR in Bonn-Oberkassel
unterstützt. Zeit genug aber auch, um mit den Schülern Themen um
Raumflüge und Sinn der Missionen ergründen und Fragen auszuarbeiten,
die sie beim etwa elf Minuten dauernden Überflug an „Astro-Alex“
stellen konnten.
Schon am Morgen stimmten auf der Außenbühne die Funkamateure des
Deutschen Amateur-Radio-Clubs e.V. (DARC) auf den Live-Call ein, der
aus der Turnhalle auf eine Riesenleinwand übertragen wurde. Per
Video-Zuschaltung aus Berlin war zuvor Wirtschaftsminister Peter
Altmaier dabei, der sich an sein Gefühl erinnerte, als er mit elf
Jahren die erste Mondlandung am TV miterlebte.
Daumen hoch, strahlende Gesichter, Erleichterung bei den
Amateurfunkern und Jubel im Außenbereich, als sich um 11:32 Astronaut
Gerst klar und deutlich mit „Delta Papa Papa Zero, ISS, I copy you,
over“ meldete und die Uhr der „Frage und Antwort Schalte“
ablief. Gerst der sich mit der ISS über dem Atlantik Richtung Europa
befand, kam authentisch rüber und verzichtete die Fragen hoch
wissenschaftlich zu beantworten. So auch auf die erste Frage „Wie
haben sie es geschafft als Astronaut und Kommandant ausgewählt zu
werden?“, die er nicht beantworten konnte und dabei auf
Selbstdarstellung verzichtete.
Ob er Veränderungen im All gegenüber seinem ersten Flug feststellen
konnte? Er führte als Antwort das Waldsterben, kleinere und
schwindende Gletscher und vermehrte Trockenheit an. Also Klimawandel
live aus dem All zu erleben. Die Kosten-Nutzen Frage beantwortete er
pragmatisch mit „Du bringst einen Euro in das Projekt ein und
bekommst zwei Euro zurück“, denn die Forschungsergebnisse sind
einzigartig und die gesamte Menschheit profitiert davon.
Nach knapp elf Minuten brach der Kontakt wie erwartet ab. Die Schüler
hatten noch viele Fragen auf ihren Zetteln. Vielleicht gibt es nach
der Rückkehr des Astronauten die Möglichkeit ihn nochmal persönlich
zu fragen. Das DLR ist schließlich vor der Haustür und sicherlich
auch Anlaufstelle von „Astro-Alex“.
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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