Aussichtsplattform Oberkassel
Atemberaubende Augenblicke

So etwa soll die Plattform aussehen, wenn die Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen sind - einmaliges Panorama inklusive. | Foto: die3 landschaftsarchitektur / Ingenieurbüro Miebach
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  • So etwa soll die Plattform aussehen, wenn die Arbeiten im Frühjahr abgeschlossen sind - einmaliges Panorama inklusive.
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Oberkassel - Morgendlicher Schwerlastverkehr im Naturschutzgebiet an der
Oberkasseler Rabenlay. Journalisten, ein TV-Team und Vertreter des
Bauherren, der Rheinische Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz e.V., des LVR LandesMuseum Bonn und die der
Hauptförderer, der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege
machten sich, allesamt in einer Autokolonne auf dem Weg zu einer
Baustelle, die seit Anfang Dezember bei Spaziergängern, Joggern und
Wanderern für Aufsehen sorgte.

Den Vögeln verging kurzzeitig das Zwitschern, Jogger bekamen große
Augen und mit der Ruhe im Reich von Revierförster Sommerhäuser war
es erstmal vorbei, als Scheinwerfer im Morgengrauen die zukünftige
Touristenattraktion oberhalb der berühmten Fundstelle des
„Oberkasseler Menschen" erhellten.

Grund war die Anlieferung des großen Bauteiles der Aussichtsplattform
die montiert wurde, um ab Frühjahr allen die Möglichkeit zu bieten,
mehr über die Geschichte des Rheintals von der Steinzeit bis heute zu
erfahren und das eindrucksvolle Panorama auf dem „Oberkasseler
Balkon" zu genießen.

Weit im Vorfeld des 100-jährigen Jubiläums der Entdeckung der
berühmten späteiszeitlichen Doppelbestattung von Bonn-Oberkassel im
Jahr 2014 gab es Überlegungen im Umfeld der einstigen Fundstelle
einen Ort zu schaffen, an dem die herausragende Bedeutung des Fundes
in angemessener Weise gewürdigt werden könnte.

Die 1914 im Zuge von Steinbrucharbeiten im Bereich der Rabenlay
geborgene Doppelbestattung einer Frau und einem Mann von vor 14.000
Jahren zählt zu den bedeutendsten altsteinzeitlichen Funden Europas
– nicht zuletzt aufgrund der weiteren Beigaben (ein Knochenstab mit
Tierkopfverzierung, ein Geweihstück in Form einer Elchkuh und der
Penisknochen eines Bären) sowie den Resten eines der frühesten
Haushunde weltweit. Die Originalfunde werden heute mitsamt der in den
letzten Jahren im Rahmen der umfassenden Neubearbeitung gewonnenen
Ergebnisse im LVR-LandesMuseum Bonn präsentiert.

Zu Beginn des Projektes stand ein mit der Alanus-Hochschule für Kunst
und Gesellschaft in Alfter durchgeführter Workshop, der sich mit der
Aufwertung der bestehenden Informationssituation unterhalb der
Rabenlay befasste. Das Ergebnis war, dass der bisherige Platz als
Vermittlungsort aufgrund seiner unzureichenden Einbindung in das
Wegenetz und seiner versteckten Lage kaum dafür geeignet ist aber
auch, dass dieser einzigartige Fundplatz stärker im öffentlichen
Bewusstsein zu verankern ist. Schon damals wurden Überlegungen
formuliert, den Vermittlungsort oberhalb der Fundstelle zu
positionieren, dort wo sich bereits Tafeln zur Doppelbestattung
befanden.

Als planerischer Partner wurden 2013 die Landschaftsarchitekten
„die3" tätig. In einem intensiven Austausch- und Abstimmungsprozess
wurden die weiteren Schritte zu Realisierung der Vermittlungs- und
Aussichtsplattform oberhalb der Fundstelle entwickelt. Von zentraler
Bedeutung waren hierbei, neben dem Vermittlungsaspekt zur
Doppelbestattung, vor allem die Belange des Naturschutzes, denn die
Rabenlay und die ehemaligen Steinbrüche stellen ein sehr wertvolles
Biotop dar.

#Infobox

Bauherr wurde der Rheinische Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz, der das Vorhaben in enger Abstimmung mit dem
LVR-Landesmuseum Bonn umsetzte. Als Hauptförderer konnte die
NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege gewonnen werden,
die das Projekt mit 66.000 Euro förderte. Darüber hinaus wurde zur
Realisierung von Beginn an das Ministerium für Bauen, Wohnen,
Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen intensiv
in das Projekt eingebunden.

Auf insgesamt 16 Tafeln, die am Geländer der Plattform angebracht
werden, wird es neben Angaben zur Doppelbestattung weitere
Informationen zum Naturschutzgebiet Siebengebirge, der Geologie und
verschiedenen Themen der Kulturlandschaft geben.Umgesetzt wurde die
Baumaßnahme durch das Ingenieursbüro Miebach, das vor allem im
Brückenbau tätig ist und intensiv mit dem Werkstoff Holz arbeitet.
Die Aussichtsplattform orientiert sich in der Materialwahl am
natürlichen und nachhaltigen Baustoff Holz und besteht aus einer
Holzkonstruktion, die auf einem Widerlager aus Beton sowie einer
Stahlstütze aufgelagert wird.

Die Konstruktion ragt in Form eines Kragträgers über die Stütze
hinaus. Durch diese Konstruktionsform bleibt der Gründungskörper in
dem als eingeschränkt bebaubar ausgewiesenen Bereich. Der Besucher
erhält jedoch die Möglichkeit auch darüber hinaus bis an die
Abbruchkante des Steinbruchs zu gehen. Erklärtes Ziel ist es, bis zur
Fertigstellung im Frühjahr eine klare und eindeutige Besucherlenkung
zu erreichen und damit das derzeit bestehende Netz aus illegalen
Trampelpfaden im Bereich der bestehenden Aussichtssituation oberhalb
der Rabenlay zu beseitigen.

- Helmut Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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