Trauer um Hans Lennarz
Beuel verliert einen einen engagierten Mitbürger

Neun Jahre lang prägte Hans Lennarz als Bezirksvorsteher die Beueler Kommunalpolitik. | Foto: Haunhorst
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  • Neun Jahre lang prägte Hans Lennarz als Bezirksvorsteher die Beueler Kommunalpolitik.
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Beuel - Beuel trauert um Hans Lennarz. Der ehemalige Beueler Bezirksvorsteher
verstarb am Vatertag im Alter von 85 Jahren, ruhig und friedlich im
Beisein seiner Söhne im Beueler Krankenhaus, direkt neben seinem
„Wohnzimmer“, dem Heimatmuseum Beuel. Als Zeichen der Trauer um
den letzten noch lebenden Ratsherrn der ehemaligen selbständigen
Stadt Beuel, tragen die Fahnen der beiden Partnerstädte Beuel und
Mirecourt auf dem Mirecourtplatz am Beueler Rheinufer seit Freitag
Trauerflor.
Trauerflore für eine Persönlichkeit und Mitbürger, der sich für
„sein Beuel“, zahlreiche Vereine, das Beueler Brauchtum mit all
seinen Facetten, die Städtepartnerschaft Beuel/Mirecourt und das von
ihm mitgegründete Heimatmuseum in vielfältiger Weise einsetzte und
Beuel so nachhaltig prägte.

Die traurige Nachricht löste auch in Mirecourt große Betroffenheit
aus. So Andrée Bastien, Witwe des 2020 verstorbenen Jean-Marie
Bastien, die dortige ehemalige Säule der Städtefreundschaft:
„Unsere Freundschaft ist über 50 Jahre alt. Wir haben gemeinsam so
viel gestaltet, organisiert und erlebt, und mit dem anderen gefreut
oder auch getrauert.“ Gerne würde sie sich, wie viele Mirecourter
Freunde, von Hans Lennarz in Beuel am Grab verabschieden. Durch die
die Pandemie wird dies aber nicht möglich sein.

Hans Lennarz, achtfacher Groß- und mehrfacher Ur-Großvater war ein
Familienmensch, dessen Ehefrau Margret 2013 nach fast 55 Ehejahren
verstarb. Er hinterlässt übergroße Fußspuren in die wahrscheinlich
so schnell keiner mehr treten kann.
Nach 48 Jahren politischem Wirken, dabei von 1985 bis 1994 als Beueler
Bezirksvorsteher, verfügte er über Gaben, die in der heutigen Zeit
immer seltener werden: Bescheidenheit und Menschlichkeit voller
Tatendrang, kein aufs eigene Wohl bedachter Strippenzieher, aber
ausgestattet mit der notwendigen Schlitzohrigkeit, ohne die Probleme
selten gelöst werden können. Couragiert wurden Probleme angegangen,
Missverständnisse klargestellt und anschließend mit einem Kölsch
besiegelt.
Besiegelt wurde durch ihn auch 2000 die einmalige Städtepartnerschaft
zwischen Beuel und Mirecourt mit der Gründung des Vereins zur
Städtepartnerschaft. Von 2000 bis 2013 als 1. Vorsitzender und
später als Ehrenvorsitzender.
Vorausgegangen war der Glockentausch 1995 von zwei Glocken der
Schwarzrheindorfer Doppelkirche, die Napoleons Truppen 1806 nach
Mirecourt entführten. Der Beginn einer Freundschaft mit den
ehemaligen Gegnern des 2. Weltkrieges und der Aussöhnung, die 2019 in
Beuel mit dem 50jährigen Jubiläum drei Tage lang groß gefeiert
wurde.

Für Guido Déus (CDU), MdL und ehemaliger Beueler
Bezirksbürgermeister, war Hans Lennarz nicht nur ein Beueler
Urgestein und sein politischer „Ziehvater“. Er war, wie auch für
viele, ein Vorbild, Wegbegleiter und Unterstützer: „Mit ihm
verlässt uns ein wichtiges Stück Beueler und Bonner Stadtgeschichte.
Seine Verdienste um das kommunale Gemeinwohl und die
deutsch-französische Aussöhnung sind weitreichend.“
Heimat war für Lennarz keine Floskel, sondern tägliches Leben. Für
jeden sichtbar im Heimatmuseum, wo er seit 1999 als Museumsleiter
wirkte und die Beueler Historie „beten konnte“. Petra Clemens
ehemalige Geschäftsführerin: „Wir waren froh, dass er unser Museum
leitete. Es gab keinen anderen, der sich in der Beueler Historie so
gut auskannte.“ Und mit seinem Wissen hielt er nie hinterm Berg.
Humorvoll und durch viele Anekdoten begleitet.
Als „Hans Dampf in allen Gassen“ war er neben seinem Baby
Heimatmuseum im Karneval aktiv. Obwohl Mitglied und Senator bei den
„Stadtsoldaten“ und den „Schwarz-Gelben Junge“ gelang es ihm
in neun Jahren nie das Beueler Rathaus vor den Weibern zu verteidigen,
sammelte dafür aber, schlitzohrig wie er war, Bützchen non stop.

Mehr als 25 Jahre sammelte er zudem als Mitglied des Vereins
“Pützchens Markt hilft e.V“ am Kirmesmontag Spenden für den
Kinder- und Waisentag und ermöglichte somit den zahlreichen armen und
behinderten Menschen einen Besuch auf dem beliebten Jahrmarkt.
Guido Pfeiffer, Sprecher der Bezirksfraktion Beuel Bündnis 90/ Die
Grünen: „Frieden, Freundschaft und Partnerschaft in Europa, das
waren Deine Ziele. Das ist nun Dein Vermächtnis an uns und an die
nachfolgenden Generationen. Damit wir nie wieder eine solche
Katastrophe, die Deine Kindheit bestimmte, zulassen werden. Der Bezirk
verliert damit einen herausragenden und außergewöhnlichen
Menschen.“
Beuel wird den Verstorbenen, der sich selbst als das Beueler
Geschichtsbuch auf zwei Beinen beschrieb, in tiefer Dankbarkeit
gedenken.
(hm)

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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