Kultur in Coronazeiten
Beueler Theater bleiben vorerst noch geschlossen

Auch im Beueler Pantheon bleiben die Stühle zunächst noch leer: Angesichts der hohen Auflagen lohnt sich für die Betreiber der Spielstätten die Öffnung meist nicht. Statt dessen werden Alternativen gesucht. | Foto: H. Kirch/Pantheon
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  • Auch im Beueler Pantheon bleiben die Stühle zunächst noch leer: Angesichts der hohen Auflagen lohnt sich für die Betreiber der Spielstätten die Öffnung meist nicht. Statt dessen werden Alternativen gesucht.
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Beuel - Auch die Kulturszene ist von den Einschränkungen durch die
Coronakrise schwer getroffen: „Shutdown“ hieß es lange bei
Theatern, Kleinkunstbühnen, Opern und Kinos. Ab diesem Wochenende
dürften die Spielstätten wieder öffnen. Unter Auflagen, versteht
sich. So muss zwischen den Besuchern ein Mindestabstand von 1,5 Metern
gewährleistet werden, müssen Ansammlungen im Warte- und
Pausenbereich verhindert und Hygienebestimmungen beachtet werden.

Dennoch wird es sowohl beim „Jungen Theater Beuel (JTB)“, als auch
dem „Pantheon“ und den Einrichtungen der „Brotfabrik“ nicht
sofort heißen „Licht aus, Spot an“. Obwohl die umwerfenden und
berührenden Momente allerseits vermisst werden und den Künstlern die
Theateratmosphäre, der Spaß und sogar der Stress fehlt, geht die
ursprünglich für zwei oder dann für vier Wochen angesetzte
Spielpause weiter.

Martina Steimer, künstlerische Leitung des Pantheon: „Wir vermissen
so sehr die Bühnenluft, unsere Arbeit, unser Leben. Aber es wäre ein
wirtschaftlicher Schwachsinn. Deshalb haben wir uns genauso wie viele
andere private Häuser entschieden: Das Pantheon bleibt erst einmal
zu! Mir bricht es das Herz, und da bin ich nicht die Einzige.“

So bleiben auch die meisten Mitarbeiter weiterhin in Kurzarbeit oder
arbeiten gar nicht. Die Theaterleitungen bleiben derweil in
verschiedene Richtungen aktiv. Dabei konzipiert das JTB für die Dauer
der Krise Angebote und Projekte wie das „Stage Door“ die
„JTB@School!“‘ und eine Open-Air-Bühne, die im Sommer bespielt
werden soll.

In der Brotfabrik sollen kleinere Formate, auch digital, angeboten
werden. Realisiert wurden bereits gemeinsame Aktionen mit dem Bonner
Klezmermusiker Georg Brinkmann. Unter Einhaltung aller Auflagen spielt
er für kurze Auftritte vor Alten- und Seniorenheimen im Bonner
Stadtgebiet.

Im Innenhof des Beueler Heimatmuseums bietet die Brotfabrik am 18.,
21., 25. und 28. Juni ein kleines Bühnenprogramm an. Den Anfang
machen Petra Kalkutschke und Matthias Höhn mit „Kurioses und
Humoristisches“. Mehr unter www.brotfabrik-theater.de. Dort hat auch
der Traumpalast e.V., Trägerverein der Brotfabrik, einen
Spendenaufruf gestartet, der allen Institutionen im Haus zu Gute
kommen soll.

Dass auch andere Künstler wie Willi Bellinghausen (Dancing Sound) in
diesen Zeiten nicht nur zu Hause sitzen und komponieren können und
wollen, beweist der Vollblutmusiker täglich bei seiner „Wir sind
die Welt Tour“, mit bis zu zehn spontanen Open Air
Überraschungs-Kurzauftritten in der Region.

Die Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung sind begrenzt. Aber
immerhin: Bis zu 25.000 Euro können als Soforthilfe beim Land NRW
beantragt werden. Auch über die Einrichtung des Solidaritätsfonds
Kultur, den die Stadt Bonn mit 219.000 Euro eingerichtet hat, konnten
und können noch bis zum 31. Mai Mittel beantragt werden.

Mit der Kulturszene im Gespräch ist offenbar auch der Beueler
Bezirksbürgermeister und CDU- Landtagsabgeordnete Guido Déus. Mit
Veranstaltern wie dem Pantheon, dem JTB, Dirk Dötsch als Veranstalter
der Bonner Biergartenkonzerte, Eventveranstaltern wie Rico Fenoglio
sowie Dirk & Knut Malente vom „Malentes Theater Palast“ oder der
Geschäftsführung des „GOP“ geht es dabei um Hilfsmöglichkeiten,
Hygienekonzepte, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und mehr. Déus:
„Ich will dazu beitragen Hilfen zu organisieren, die
unterschiedlichen Erfordernisse zu transportieren und Lösungsansätze
zu liefern, um auch den Kultur- und Gastronomiebetrieben einen
wirtschaftlich tragfähigen Neustart zu ermöglichen.“

Werner Koch, Sprecher der Initiative Kulturquartier Beuel, betont:
„Absolut positiv ist, dass keiner unserer Kultureinrichtungen den
Kopf in den Sand steckt. Im Gegenteil: Man entwickelt tolle Ideen und
blickt nach vorne“

So auch seit 14 Tagen bei den Bonner Autokinokonzerten, die in aller
Munde sind. Sie ziehen in Endenich, Dottendorf und auf dem Hardtberg
nicht nur die Besucher an, sondern geben auch den „arbeitslosen
Künstlern“ eine Plattform. In Dottendorf traten auf dem ehemaligen
Miessen-Gelände, bei einem Event des Pantheon am Montag „die
feisten“ auf. Die Musiker spielen im Beueler Theater seit den 90er
Jahren, früher als „Ganz Schön Feist“ und waren 1998
Publikumspreisträger des Prix Pantheon.

Das Bonner Theater eröffnet zudem am 5. Juni mit Partnern aus der
Bonner Bühnenszene ein weiteres Auto-Theater auf dem Gelände der
Halle Beuel an der Siegburger Straße. Bis zum 28. Juni ist dort
zwischen Pantheon und Altem Malersaal Platz für 41 Pkw, um das neue
Format zu erleben. (Spielplan und Teilnehmer: www.theater-bonn.de)

Moritz Seibert, Intendant des JTB, zur Zukunft der Kulturszene und
seines Theaters: „Den Kopf in den Sand zu stecken ist natürlich
überhaupt keine Option. Aus der Krise heraus entstehen spannende
Projekte und tolle neue Partnerschaften. Wir kämpfen um unser Theater
und wir sind absolut sicher, dass wir gestärkt daraus hervorgehen
werden und es uns auch in zwei oder drei Jahren noch geben wird. Aber
das erfordert jetzt einige Jahre lang noch viel mehr Einsatz, als der
Erhalt dieses Theaters schon immer und ohne diese Krise gefordert
hat.“
   

- Helmut Müller

Auch im Beueler Pantheon bleiben die Stühle zunächst noch leer: Angesichts der hohen Auflagen lohnt sich für die Betreiber der Spielstätten die Öffnung meist nicht. Statt dessen werden Alternativen gesucht. | Foto: H. Kirch/Pantheon
Kultur in ganz kleinem Rahmen: Musiker Willi Bellinghausen ist mit seiner „We are the world“-Tour in der Region unterwegs und gibt spontane Open-Air-Konzerte. | Foto: Müller/Archiv
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