Brotfabrik
Brotfabrik feiert 35-jähriges Bestehen - Partizipatives Konzept soll fü ...

Pläne für die Zukunft des Bonner „Kulturtempels“ haben die Macher der Brotfabrik: Tina Jücker, Jürgen Becker und Guido Preuß. | Foto: Weller
  • Pläne für die Zukunft des Bonner „Kulturtempels“ haben die Macher der Brotfabrik: Tina Jücker, Jürgen Becker und Guido Preuß.
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Beuel - (we) Dass die Beueler Brotfabrik schlichtweg „der“ Kulturtempel
für Bonn und Umgebung ist, ist nichts Neues. Dass die Ex-Fabrik aber
ihr Publikum am jeweils aktuellen Geschehen beteiligt, dürfte schon
eine grundlegende Neuerung sein. Das mag der Grund dafür sein, dass
das Brotfabrik-Team den 35. Geburtstag ihres Hauses unter das Motto
stellte: „Der Durchbruch ist geschafft.“ „Der Durchbruch in das
nächste Jahrzehnt“, wie der Mit-Vorstand des Trägervereins
„Traumpalast“, Jürgen Becker, schmunzelnd bekennt.

Das neue Konzept, also der sogenannte Durchbruch, beinhaltet die
Abkehr vom Kulturverständnis alter Couleur als von Kulturprofis
gemachtes Kunstwerk. Wie Tina Jücker, ebenfalls Vorständin des
Traumpalastes und auch Chefin des Theaters Marabu, zeigt, besteht die
Neuerung im Wesentlichen aus einem 400 Quadratmeter großen Raum. Den
hat es vorher nicht gegeben, er ist komplett neu entstanden, ebenerdig
neben dem Haupteingang. Nebenan soll die Kulturkneipe den Gästen zur
Verfügung stehen, ebenfalls ebenerdig. Der Multifunktionsraum aber
soll das Zentrum partizipativer Events werden.

„Wer immer einen Raum braucht, läuft im Moment bei uns ins
Leere‘“, so Jürgen Becker. Und eben das soll sich ändern: Die
Brotfabrik-Nutzer der nahen Zukunft werden nicht nur Kultur
konsumieren, nein, sie werden selbst Kultur schaffen. „Ob
Diskussionsrunden, Performances, Kolloquien, was immer man sich mit
und von Zuschauenden vorstellen kann, das soll hier ein Zuhause
finden“, zeigt sich Tina Jücker von der Idee nach wie vor
begeistert. Vor 9 Monaten begann die Planung, heute steht der Raum.
Nötig Zeit, den Geburtstag des Babies angemessen zu feiern.

Die Geburtstagsgäste waren allesamt Freunde des Hauses. Sie alle,
darunter die Kultuspolitiker der Stadt einschl. der OB Katja Dörner,
freuten sich über die neue Offenheit der Brotfabrik. Programmlich war
es schon immer erste Sahne, was man hier an Kulturgenuss erwarten
durfte. Und das wird weiter so sein. Kino, Theater, Tanz, Kneipe,
Kunst und Marabu wird es weiterhin geben. Die Kneipe wird ebenerdig
einschl. einer Außengastronomie sein. Und dann der neue Raum, der
für alle da sein wird, die selbst eine Kulturveranstaltung
durchführen wollen.

„Wir haben Gott sei Dank großes Verständnis für unsere Wünsche
bei der Eigentümergemeinschaft, der das Haus gehört“, sagt Jürgen
Becker. „Die denken mit und freuen sich mit uns, wenn es uns gut
geht.“

Und das ist bei einem Haus aus dem Jahre 1904 nicht immer einfach. Zur
Zeit macht die Technik Sorgen. „Wir arbeiten mit Technik von vor 30
Jahren.“ Es sind immer wieder Investitionen notwendig, die nicht
durch den bisherigen Mietvertrag abgedeckt sind. „Das sind keine
Riesensummen, aber ...“ Die Stadt als Geldgeber ist hier gefragt,
genauso wie die Vermietergemeinschaft. Hinzu kommen ab und an
Fördergelder vom Land.

Auch die Brotfabrik muss am Ball bleiben. Denn wie sagte schon Albert
Schweitzer sinngemäß: „Kultur ist keine reife Frucht, die einem in
den Schoß fällt. Sie muss vielmehr gewissenhaft gepflegt werden,
wenn sie reiche Ernte bringen soll.“

Die Brotfabrik ist mit ihrem neuen offenen Konzept ganz vorn mit
dabei, wenn es um nachhaltige, also zukunftsfähige, Kultur geht. Die
wird nicht im Elfenbeinturm gemacht, sondern von den bisherigen
Konsumenten und Konsumentinnen selbst.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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