Hochwasser
Der Frühling kann kommen

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Beuel (hm). „Et hätt mol widder jot jejange“, als der Rhein am 8.
Januar mit 8,18 Meter und zehn Tage später mit

7,74 m den Scheitelpunkt des Hochwassers 2018 am Bonner Pegel erreicht
hatte. Beuel blieb dank der Hochwasserschutzmaßnahmen weitgehend
verschont. Die Stadt ja, aber die beliebten Beueler Ausflugslokale nur
bedingt.

Nichts ist jetzt mehr zu sehen, wenn Spaziergänger und Radfahrer in
den kommenden Tagen die gepflegten Wege am Rhein nutzen. Das Treibgut
wurde von den städtischen Betrieben weggeräumt, die Keller sind
wasserfrei und aufgeräumt, Terrassen und Landestege vom Treibholz
befreit und wieder bestuhlt, die Gasträume gereinigt und alles wieder
an seinem Platz. Und an den Ufern können die Sonnenanbeter jetzt in
der Sonnen liegen, die Kinder können Ostereier suchen oder
Freizeitaktivisten können dort, wenn es wieder wärmer wird, Chillen
und Grillen. Schnell vergessen war das Hochwasser, das mittlerweile
zum immer wiederkehrenden „Event“ der Ausfluglokale geworden ist,
diesmal bei den Wirten, die regelmäßig mit ihren Helfern an der
Hochwasserfront kämpfen. Auf Beueler Gebiet sind es die Betreiber des
„Bahnhöfchen“, der „Rheinlust“, des „Chinaschiffes“, des
„Bootshauses vom WSV Oberkassel“ und des Hochwasser-Hotspots, dem
„Bundeshäuschen.“ Durchgängig geöffnet hatte das Bahnhöfchen,
dessen Keller erst ab 9 Meter nass wird. In der Rheinlust wurde
durchgängig Karneval gefeiert, hier musste allerdings die Feuerwehr
Wasser aus dem Keller pumpen. Das Chinaschiff wäre ein
Hochwasserparadies gewesen, hätte es erreicht werden können. Da dies
aber nicht machbar war, wurde die Crew damit beschäftigt Treibholz zu
fischen, um sowohl Schiff als auch Anleger vor Schaden zu bewahren.
Abgesagt werden musste die Karnevals-Party „Blaue Nacht am Hafen“
des Oberkasseler Wassersport-Vereins. Das Bootshaus war umspült und
nicht trocken zu erreichen. Das „Bundeshäuschen“ in Oberkassel
musste tagelang geschlossen werden. Eigentlich hatte sich die Familie
Opgenorth, die seit 40 Jahren ihr Ausflugslokal betreibt, das
Jubiläumsjahr anders vorgestellt. Knapp zehn Meter liegt das
ehemalige Fährhaus vom Ufer entfernt und ist eines der ersten Beueler
Gebäude, das Wasser spürt. Zuerst füllt es den Keller und ab acht
Meter läuft es über die Außentreppe ins Restaurant. Wie oft Keller
und Restaurant bisher geräumt wurden, kann Monika Opgenorth nicht
mehr sagen. „Beim 40. Mal haben wir das Zählen eingestellt“, sagt
die Chefin des Hauses, die beim Betrachten der Hochwassermarken im
Treppenhaus nicht in Jubelstürme ausbricht. Diesmal kamen die
Opgenorths glimpflich davon. Die

21 cm (8,21 m Pegel Bonn) hohe braune Rheinbrühe im Restaurant
reichte Gott sei Dank nicht für einen neuen Rekord. Diesen hält das
„Jahrhunderthochwasser“ aus dem Jahre 1993, als der Rhein am 23.
Dezember bis auf eine Höhe von 10,13 Meter anstieg und einen Schaden
von 120.000 DM anrichtete. Bei „normalem Hochwasser“, bis ca. 8,30
Meter, liegt der Schaden bei ca. 20.000 EURO. Versichern kann sich die
Familie dagegen nicht. Meist ist das Restaurant in einer Woche nach
dem Rückgang wieder begehbar. Vorausschauend ist das Haus seit Jahren
mit Fliesen versehen worden, was die Reinigungsarbeiten erleichtert.
Gehandicapt war die Familie in diesem Jahr durch den Unfall des
Eigentümers, der beim Ausräumen am Treppengeländer hängen blieb,
die Treppe herunter stürzte und sich dabei einen Finger verletzte und
an der linken Hand operiert werden musste. Die beim Sturz beschädigte
Sehne war allerdings nicht mehr reparabel und ein steifer Mittelfinger
wird Eberhard Opgenorth für immer an das Hochwasser 2018 erinnern.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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