Vilich-Müldorfer Sängerkreis
Der Sang ist verklungen...
Nach 114 Jahren gemeinsamen Singens verklang der letzte Ton im Beueler
Heimatmuseum. Der „Sängerkreis gemischter Chor
Bonn-Vilich-Müldorf“ hatte am 13. Mai dort seinen letzten
offiziellen Auftritt.
Vilich Müldorf (hm). Bevor sich der Verein am 22. Mai bei einer
außerordentlichen Versammlung aufgelöst hat, gab es bei der
Feierstunde noch die verdienten Ehrungen. Christa Bärhausen, Doris
Hatzfeld, Magdalene Kess, Agnes Kohmanns und Resi Riquier wurden für
50-jährige Zugehörigkeit geehrt und Wolfgang Heinrich bekam für 30
Jahre aktives Singen mit Heinz Meurer ebenfalls eine Urkunde.
Die Entscheidung zur Auflösung fiel schwer und tat weh, was aber bei
einem Durchschnittsalter der Aktiven von „Ü 75“ nicht mehr
abzuwenden war, denn der Nachwuchs fehlt.
Nach der Gründung des „MGV Vilich-Müldorf“ 1903 durch sieben
Junggesellen des Junggesellenvereins, erlebten die Sänger zwei
Weltkriege, in denen die Vereinsarbeit ruhte, den Neuaufbau, die
Hoch-Zeit als das Chorsingen „IN“ war und neben sportlichen
Vereinsaktivitäten oftmals die einzige Möglichkeit war, gemeinsam
etwas zu unternehmen.
Im Januar 1946 wurden die Proben wieder aufgenommen und bereits am
Jahresende kamen 33 Männer zu den Chorproben, stellten aber fest,
dass Alt und Sopran, also die entscheidenden Frauenstimmen, fehlten.
1949 übernahm Heinz Peter Stöcker der Chor und leitete ihn bis 2011.
Stöcker prägte den Chor, der seine Erfolge hauptsächlich ihm zu
verdanken hat.
Ähnlich wie bei den Karnevalsvereinen dauerte es bis 1967, dass
erstmals Frauen mitsingen durften: Darunter Agnes Kohmanns, die als
eine der ersten Sängerinnen des Sängerkreises, beim Abschiedskonzert
geehrt wurde.
Die Aktivitäten des Chors brachte Vilich-Müldorf zusammen.
Gemeinsam ging es auf Konzertreisen ins benachbarte Ausland und an
Karneval auf die heimischen Bühnen. Organisiert wurden über 70
Kappensitzungen und Seniorennachmittage. Der Sängerkreis wurde
bedeutend für das Dorfleben und dort nicht mehr weg zu denken.
Jetzt ereilt den Verein das Schicksal vieler Chöre, die allzu oft
nicht bereit sind, Kompromisse zu machen und mit anderen
Singgemeinschaften zu fusionieren. Sei es „weil Männer- und
Frauenstimmen getrennt sein wollen“, der Beitritt in einen „Verein
aus dem Nachbardorf nicht in Frage kommt“, oder weil die Sänger
bislang anspruchsvolle Konzerte gaben und „nie im Leben Volkslieder,
Schlager oder gar Fremdsprachen“ singen würden.
Bedeutend war der Verein auch für den Vilicher Komponisten Willy
Trapp, deutscher Musiker, Komponist, Bearbeiter und Texter und
Kirchenmusiker an der Stiftskirche in Bonn. Eigens für den Chor
schrieb er zwei Stücke, deren Partituren anlässlich des
Abschiedskonzertes sowie die Vereinsfahne, zahlreiche Medaillen und
Plaketten, die Vilicher im Laufe der Jahre erhalten hatten dem
Heimatmuseum übergeben wurden.
„Jüngere Sänger“ versuchen sich jetzt noch bei anderen Vereinen,
die Mehrzahl hat sich aber zurückgezogen und singt vielleicht noch
mit Enkeln und Urenkeln unterm Weihnachtsbaum.
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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