Wäscherprinzessin
Die Beueler Wiever trauen sich...
Beuel - Karneval zu Corona Zeiten, ein Thema das polarisiert und nicht
konträrer diskutiert werden könnte. Auf der einen Seite die
Vertreter von Karnevalsgesellschaften und Eventprofis, die sich dem
kommerziellen Saal- und Veranstaltungskarneval verschrieben haben und
unter den derzeitigen Bedingungen, mit eingekauftem Programm,
gleichbleibenden Kosten und Besucherbeschränkungen keine Säle
füllen können.
Auf der anderen Seite stehen Gruppierungen, Vereine und
Festausschüsse, die mit eigenen Kräften das Brauchtum Karneval
erhalten wollen und anders feiern können.
So fordert die eine Seite eine politische Entscheidung, den Karneval
20/21 komplett abzusagen und die andere Seite erarbeitet
Möglichkeiten, wie trotz Pandemie das Brauchtum gefeiert werden kann.
Einig sind sich allerdings alle: „Karneval so, wie wir ihn kennen,
wird in der Session 2020/2021 nicht möglich sein.“
Als erstes Festkomitee im Rheinischen Karneval zeigte das Festkomitee
Beueler Weiberfastnacht bereits jetzt klare Kante und setze den dort
lange diskutierten Entschluss, eine Wäscheprinzessin zu proklamieren,
Orden zu prägen, Kaffeeklatschs vorzubereiten und ein Sessionsmotto
zu verkünden, es sei denn der Karneval wird vom Gesetzgeber verboten,
in die Tat um.
So wurde bereits am letzten Freitag das Geheimnis um die neue
Repräsentantin der Beueler Weiberfastnacht gelüftet. Lena Obliers
vom DK Nixen vom Märchensee aus Oberkassel wurde auf dem Beueler
Rathausbalkon, behängt mit ihrem Sessionsmotto: „Uns hält nix op,
Beuele Wieve sin stets joot drop“, vorgestellt. Anwesend auch die
Vorsitzenden und Mitglieder der Beueler Damenkomitees, der Bonner OB
Ashok Sridharan, Beueler Kommunalpolitiker und Förderer des
Brauchtums Beueler Weiberfastnacht. Organisiert vom Förderverein
Beueler Weiberfastnacht und selbstverständlich entsprechend aller
Pandemie-Auflagen sowie ohne Bützchen und alkoholische Getränke.
Vorgestellt wurden neben der neuen Tollität, die als
Wäscherprinzessin Lena I. am 15. Januar 2021 im Brückenforum,
entsprechend der dann geltenden gesetzlichen Abstands- und
Hygieneverordnungen als 63. Wäscherprinzessin proklamiert werden
soll, auch deren beiden Wäscherinnen.
Unterstützt wird die 22-jährige Automobilkauffrau, deren
Damenkomitee in dieser Session das 75-jährige Bestehen feiern wird,
von Janina Peeters-Daufenbach und Judith Rötten. Janina (22), ist
staatlich anerkannte Erzieherin und ebenfalls wie Lena I. seit 2018
Mitglied der „Nixen“ um Präsidentin Melanie Menzel, der
Wäscherprinzessin von 2006. Judith Rötten ist 17 Jahre alt und seit
der Session 2015/16 Mitglied im Damenkomitee St. Josef. Aktuell
absolviert sie ein freiwilliges soziales Jahr.
Lena, war in der letzten Session Wäscherin bei Romina I. (Markmann),
hat eine bespielhaft spannende, unvergessliche Session erlebt und das
Brauchtum kennen und schätzen gelernt. Für sie war es keine Frage
sich für die aktuelle besondere Regentschaft zu entscheiden. Sie
weiß, dass bis zum Aschermittwoch am 17. Februar 2021 alles anders,
als ihr bislang bekannt, verlaufen wird. „Wir planen die Session
zweigleisig und werden uns auf alle denkbaren Regularien einstellen.
Eins ist allerdings sicher. Ich werde das Rathaus stürmen! Notfalls
auch alleine“
Obermöhn Ina Harder wartet täglich auf die angekündigte
Entscheidung der Düsseldorfer Landesregierung: „Nicht nur wir
brauchen Klarheit, wie sich dort der Verlauf des Karnevals
vorgestellt. wird. Möglichkeiten alle gesetzlichen Reglungen um zu
setzten sind für uns kein Problem, da wir alle Sitzungen selbst
inszenieren, keine Programme einkaufen müssen, die jetzt schon
gültigen Hygiene- und Abstandsbestimmungen erfüllen und durch
personalisierte Eintrittskarten mögliche Infektionen zurückverfolgen
können. Ich kann mir allerdings keine Weiberfastnachtspartys nach dem
Rathaussturm vorstellen.“
Guido Déus, der bei der Vorstellung der Wäscherprinzessin zum
letzten Mal auf dem Balkon stand und in dieser Session, wegen der
Aufgabe des Amtes als Bezirksbürgermeister, nicht aus dem Rathaus
verjagt werden kann: „Was ist eigentlich Karneval? Nur
Großveranstaltungen und Alkoholexzesse? Unsere Wäscherprinzessin und
die Karnevalsverantwortlichen in unserem Stadtbezirk sind sich der
besonderen Situation durchaus sehr bewusst. Niemand von uns rechnet
mit einer ansatzweise „normalen“ Session.
Aber wer kann das Infektionsgeschehen in 6 Monaten voraussagen? Stand
heute dürfte Lena in die geöffneten Schulen, OGS und Kitas gehen und
das Brauchtum präsentieren. Kleinere Veranstaltungen und Konzerte
finden ja auch aktuell statt. Ich habe Verständnis für
Karnevalsgesellschaften, die insbesondere aus finanziellen Gründen
schnellstmöglich von politischer Seite Planungssicherheit brauchen.
Aber den Karneval über einen Kamm zu scheren und in Gänze abzusagen
geht nicht! Karneval ist weit mehr als Großveranstaltungen in
Bierlaune.
Wir brauchen schnellstmögliche Planungssicherheit für
Großveranstaltungen nach dem 31. Oktober und Menschen, die sich
weiterhin Gedanken machen, wie wir unser Brauchtum auch in dieser Zeit
umsetzen. Und da ich unzählig viele „kleine“ und „große“
Akteure hier bei uns im regionalen Karnevalsgeschehen kenne, bin ich
sehr sicher, dass wir das schaffen!“
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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