Özi im Heimatmuseum
Die Wäscherin auf der Ziege
Beuel (fes). Ganz schön kess, was die Wäscherin da so alles treibt mit der vorwitzigen Ziege Aphrodite. Besucher, die das Heimatmuseum Beuel kennen, kennen auch die Bronzeskulptur der Wäscherin von Ernemann Sander am Eingang des Gebäudeensembles und die ausgestopfte Ziege Aphrodite im Stall des Museums. Seit kurzem werben die beiden in bunten comicartigen Bildern als Maskottchen für das Heimatmuseum.
Zu Papier gebracht hat die witzigen Zeichnungen der Künstler Sebastian Jenal. Vor 44 Jahren in Goch am platten Niederrhein geboren ist er seit 2003 in seiner Wahlheimat Beuel zu Hause. Bekannt wurde er allerdings unter seinem Pseudonym „Özi“. Zu dem Spitznamen kam er durch eine zufällige Namensverwechslung in der dritten Klasse und zwar lange Zeit vor dem Fund einer Gletschermumie 1991 in den Südtiroler Alpen und noch viel länger bevor ein gewisser DJ Ötzi, der mit so anspruchsvollen Schlagern wie „Burger Dance“ oder „Ein Stern (… der deinen Namen trägt)“ die deutschsprachige Popkultur bereicherte, die Weltbühne betrat.
Aktuell zeigt Özi (ohne t im Namen) einen Querschnitt seiner Werke im Beueler Heimatmuseum. Seine erste öffentliche Ausstellung überhaupt. Vielseitig wie sein Œuvre liest sich auch der Lebenslauf Jenals. Zwei Jahre absolvierte er ein „unbrauchbares Comic-Studium“ an der Brüsseler Kunsthochschule Institut Saint- Luc. Gut aufgehoben fühlte er sich dort nicht, Özi brach sein Studium ab und begann als Autodidakt die ersten Comics und Karikaturen zu zeichnen und macht dies seit mittlerweile 25 Jahren hauptberuflich. Sein Stil ist geprägt durch die legendären franko-belgischen Comics von „Lucky Luke“ bis zu den „Schlümpfen“. Er liebt die Vielseitigkeit seines Berufs: „Jeder Auftrag bringt neue Sichtweisen, neue Stile, kein Auftrag gleicht dem anderen, so kann ich mit unterschiedlichen Stilen experimentieren.“
Los ging es bereits in ganz jungen Jahren. Als Fünfjähriger bewaffnet mit einem Kugelschreiber tobte er in seinem Kinderzimmer seine kreative Ader auf der Tapete aus vom spuckenden Lama aus dem Streichelzoo bis zum Chamäleon aus dem Terrarium seines Onkels. Dass ihm das Tierzeichnen immer noch im Blut liegt, zeigt das großformatige detailreiche knallige Regenwald-Wimmelposter für die Tropenwaldstiftung OroVerde.
Viel zu entdecken gibt es auch auf dem Wimmelbild mit der Godesburg, das Özi für das Landesmuseum Bonn gemalt hat. Ziemlich erotisch daher kommen die Zeichnungen diverser Meerjungfrauen – eine Instagram-Challenge, an der Özi sich beteiligt hatte. Und dann gibt der Mann mit den langen Dreadlocks auch private Einblicke. 2018 änderte sich sein Leben „von einem Tag auf den anderen“. Sohnemann Jaris erblickte das Licht der Welt und ist seitdem ein beliebtes künstlerisches Motiv. Folglich zückt Özi nun seinen Stift an der Wiege, auf dem Spielplatz oder beim Babyschwimmen. Apropos Stift zücken: Ständiger Begleiter ist sein Skizzenbuch, ob auf Reisen oder im Alltag.
Der Wahlbeueler setzt sich nicht nur für seinen eigenen Nachwuchs ein, er gibt auch Kunstkurse an Bonner Grundschulen. Mit dabei sind seine Helden Eisbär Bo und Löwe Bonni, mit denen er die Mädchen und Jungen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sensibilisieren möchte.
Und wie kommt es eigentlich, dass er nun im Heimatmuseum ausstellt? „Ich mochte das kleine Museum schon immer und wollte mich dort ehrenamtlich engagieren. Schnell wurde bemerkt, dass ich mehr kann als Stühle schleppen und so kam die Idee ein Maskottchen für das Museum zu schaffen“, erklärt Özi.
Infos kompakt
Die Sonderausstellung „Özi – Comiczeichner & Illustrator“ ist noch bis Mitte März im Heimatmuseum Bonn-Beuel, Wagnerstraße 2-4, zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr. Eintritt und Führungen durch das Museum sind kostenlos; eine Spende ist erwünscht. Tel.: 0228/47 08 53; E-Mail: info@hgv.beuel.de; Internet: www.hgv-beuel.de. Bitte die aktuelle Coronaschutzverordnung beachten.
Redakteur/in:Frank Engel-Strebel aus Bornheim |
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