Nüngzich Johr un joot drop
Fidele Reisetanten feiern ihren 90. Geburtstag

Schon 1937 wurde an Weiberfastnacht gefeiert. Das Komitee benannte sich nach einer Gemarkung der Pützchener Wiesen zwischen Pützchen und Bechlinghoven. | Foto: Reisetanten 
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  • Schon 1937 wurde an Weiberfastnacht gefeiert. Das Komitee benannte sich nach einer Gemarkung der Pützchener Wiesen zwischen Pützchen und Bechlinghoven.
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Beuel - 23 Minireisekoffer holte ein Reiseonkel, so werden die Partner der
Reisetanten genannt, aus dem Gepäcknetz und übergab die
Jubiläumsorden an Silvia Kluth, die diesen zu ihrem Einstand als 1.
Vorsitzende und 6. Präsidentin anlässlich des 90. Geburtstages des
Damenkomitees stiftete.
Bekannt für ihre hausgemachten Beiträge ließen die „Fidelen
Reisetanten“ im ausverkauften Pfarrzentrum in einer kurzweiligen
Show neun Jahrzehnte Revue passieren, eingebunden in Auftritte der 
„Auerberg Sterne“, „Frau Schmitz“, die Blue Man Group des
„Beueler Häärekomitee“  und der „Prinzengarde Bockeroth“.

Dass sie jetzt den „Neunzigsten“ feiern konnten, hatten sie "11
jecken Wievern" zu verdanken, die 1927 mit viel Tatendrang das
Pützchener Damenkomitee, die "Sebbeschlagsmöhne" gründeten. Die
erste Weiberfastnacht unter der Barbara Pütz, die bis 1938
Präsidentin war, wurde bei Webers Traud gefeiert, in dem Haus aus dem
heute die Geschäftsstelle der VOBA Bonn-Rhein-Sieg den „Weg frei
macht“. Magdalene Brenner, ihre Nachfolgerin im Präsidentinnenamt,
hielt die Truppe während der Kriegswirren zusammen.

1949 oder 1950 bekamen die Wiever Streit und wie im richtigen Leben
folgte die Trennung. Pützchen hatte plötzlich zwei Damenkomitees,
die „Rote Hexen“ und die „Fidelen Reisetanten.“ Der
Überlieferung nach entstand der Name des Komitees aus der Reiselust
der Wiever. 
Magdalene Brenner blieb bis zu ihren Tod im Jahre 1969 Präsidentin.
In ihrer Amtszeit reiste 1967 und zum 40. Geburtstag Reisetante 
Monika Mäurer als 1. Wäscherprinzessin aus den Reihen der "Fidelen
Reisetanten" durch Beuel.
Auf Magdalene Brenner folgte Änne Bohlken, die das Damenkomitee 21
Jahre lang mit viel Erfolg leitete, aber 2008 verstarb. Unter ihrer
Präsidentschaft wurde 1970 neben der Sitzung an Weiberfastnacht zum
ersten Mal eine zusätzliche karnevalistische Sitzung veranstaltet.
Regelmäßig wurde fortan Weiberfastnacht gefeiert, aber bereits 1972
waren die Gaststätten in Pützchen und Bechlinghoven und danach das
Gemeinschaftsheim zu klein. Im Pfarrzentrum fanden sie schließlich
ihre Bleibe und veranstalten dort bis heute und als einziges
Damenkomitee an Weiberfastnacht ihre traditionellen legendären
Sitzungen.
Fast immer, wenn ein „Runder Geburtstag“ oder ein närrisches
Jubiläum zu feiern war, wurde die  Wäscherprinzessin von den
„Quietschfidelen Tanten“ gestellt. So gelang es, dass zum 50.
Geburtstag Maritha Weber das Beueler Rathaus stürmte und zum
60jährigen Jubiläum Heike Arnold den Bezirksbürgermeister samt
Gefolge aus dem Festspielhaus in der Friedrich-Breuer Straße jagte.

1991 ging Reistante Änne Bohlken in Rente. Ihr folgte bis 1994
Hannelore Melzer und danach, bis 2001, Gerda-Marie Glock. 1998 und
außerhalb eines „Runden Geburtstages“ wurde Martina I. (Emmerich,
heute Déus) Wäscherprinzessin und verkündete, mit ihrer Erfahrung
als Reisetante, ihr Motto: "Fahrt net üvverall hin, Beueler
Wieverfastelovend is in".
Seit 2002 stand Heike Arnold dem Komitee vor. 2004 feierten die
Fidelen Reisetanten ihr 77jähriges Jubiläum und präsentierten zum
180. Bestehen der Beueler Weiberfastnacht mit Silvia I. (Emmerich,
heute Kluth) eine weitere Wäscherprinzessin, die das Sessionsmotto:
"180 Johre lang, sin Beueler Wiever at zejang" ausgab.

Als letzte Wäscherprinzessin der Reisetanten hinterließ Ann Kathrin
I. (Buhl) 2014 riesige Fußspuren, und es war zu befürchten, dass
diese ihren Nachfolgerinnen nicht passten. Singend zog sie mit ihrem
Sessionslied „Du bes ming Beuel“ durch die Säle, produzierte eine
CD und sorgte mit Charme und Schlagfertigkeit für Aufsehen.
Offensichtlich haben sich Ihre Nachfolgerinnen aber an ihr orientiert,
denn die Befürchtungen bestätigten sich nicht. In dieser Session ist
ihre damalige Wäscherin, Luisa I. (Braun), am Start. Bei deren
Geburtstagsvisite in Pützchen ließ sie schon mal ihre Klasse
aufblitzen und Ann Kathrin erinnerte mit ihrem Sessionshit noch mal an
ihre gemeinsame Session.  

Gemeinsam sind die Reisetanten nach der Session aktiv. Nach dem
Motto,  Et kütt wie et kütt – wird gemeinsam verreist, gegrillt
und am Promenadenfest sowie am Festumzug Pützchens Markt
teilgenommen. Wenn das Motto für die kommende Session feststeht wird
mit Planungen wie  Motivauswahl für die Saaldekoration,
Kostümgestaltung, Erstellung der Büttenreden und Gruppenummern und
sowie Tänzen begonnen und ab dem Herbst einstudiert.

Bereits jetzt wurden für das 111. Jubiläum eine Entscheidung
getroffen und am Geburtstagsempfang von der Obermöhn abgesegnet. Zum
Jecken Jubiläum 2037 soll die jetzt 16 Monate alte Emily Kluth als
Emily I. mit den Reisetanten das Rathaus einnehmen. Gleich nach ihrer
Geburt wurde sie im Komitee angemeldet, wird beim Umzug am 23. Februar
2017 schon mal reinschnuppern und hoffen das es 2037 heißt: „Met
111 sin, wat e Jlöck, die Reisetante noch op Jück“.

- Helmuth Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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