Beueler Kreativquartier
Geordnete Unordnung
Beuel - Differenzierende Meinungen innerhalb der Verwaltung und der
Kommunalpolitik bestimmen seit Jahren die Entwicklung des
Kulturquartiers Halle Beuel: Äußerte sich Oberbürgermeister Ashok
Sridharan 2017, dass er mit der Umwandlung der Halle Beuel zu einem
Kulturquartier nicht fünf bis zehn Jahre warten wolle, widersprach
der mittlerweile scheidende Kulturdezernent Martin Schumacher, dass
das Areal wegen der bevorstehenden Opernsanierung zehn Jahre lang
nicht anderweitig genutzt werden könne. Nichts tat sich bis Juni 2018
und die Beueler Kommunalpolitiker warfen der Verwaltung vor, dass sie
ausgebremst würden und somit die Infrastruktur Beuels nicht voran
bringen können. Im Juni wurden in Zusammenarbeit mit dem
Stadtplanungsamt wichtige Eckpunkte eines Strategiepapiers
festgezurrt, die Hoffnung genährt die Halle Beuel besser in das
Beueler Stadtgefüge einzubinden und die angestrebte Aufwertung des
Umfeldes zu erreichen.
Wie und wann es mit der Quartiersentwicklung weiter gehe fragte die
Beueler SPD bei einer Matinee im September. Damals als Vertreter der
Stadt Bonn mit dabei: Intendant Helmich und Baudezernent Wiesener.
Wiesner sah Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Kulturquartiers,
räumte allerdings ein für Anregungen und Gespräche ein Ohr zu
haben, während Helmich stur beim entwickelten Konzept um die Bonner
Oper blieb und nicht bereit war über Möglichkeiten nachzudenken, wie
Teile der teilweise nicht ausreichend genutzten Hallen zugänglich
gemacht werden könnten.
Jetzt lud der Bonner GA zum Bürgerdialog ein. Zur beliebten, von GA
Redakteur Holger Willcke initiierten und moderierten
Podiumsdiskussion, kamen knapp 100 Interessierte zur Mittgaszeit ins
Pantheon-Theater, dem Paradebeispiel für gelebte Kultur und
Vorzeigeprojekt im Backsteinensemble aus der Zeit um 1895. Zugebaut
mit Hallen, die überwiegend als Lager, auch leerstehend und mit
baulichen Mängeln belastet, von Theater genutzt werden. Daher die
allgemeine Meinung bei den Kreativen, dass das Theater als Bremser
erscheint.
Gäste der Kulturszene aus Wuppertal und Köln suchten gemeinsam mit
Martina Steimer, Künstlerische Leiterin des Pantheon, sowie Johanna
Schäfer vom „StadtlaborBonn“ und Vordenkerin der jungen
Generation, Sigurd Trommer, Architekt und ehemaliger Baudezernent der
Bundesstadt, Bezirksbürgermeister Guido Déus, Werner Koch, VS der
Gewerbegemeinschaft und Michael Isselmann, Leiter Stadtplanungsamt
nach Argumenten und Lösungen.
Herausgestellt wurde das geordnete Chaos im Quartier, der Charme der
Gebäude, die Nähe zum Beueler Zentrum, die gute Infrastruktur und
der Wunsch der Beteiligten zeitnah etwas zu bewegen.Ergebnis:
Zwischennutzung der „städtischen Brache“ und die möglichst
sinnvolle und zeitnahe Quartiersentwicklung, in der sich Wohnen,
Soziales, Gewerbe und Kultur aufs Positivste ergänzen können.
Angestoßen durch die Argumente von Podiumsgast David Becher,
Utopiastadt Wuppertal: „Wir Kreative sollten das Heft in die Hand
nehmen, Vorschläge unterbreiten und nach Zwischenlösungen suchen,
damit das Chaos mit Charme anpacken und möglichst wenig regulieren
lassen“. Eine „Zwischennutzung“ also die von den Gästen
unterstützt wird und das „Sesam öffne Dich“ sein soll, um den
Prozess voran zu treiben
Wenn man die Diskussion während der SPD Veranstaltung mit dem
Bürgerdialog vergleicht, war jetzt ein wesentlicher Unterschied zu
erkennen. Werner Koch: „Die beiden Gruppierungen, die
Kommunalpolitik und die Kreativen einerseits und Verwaltung
andererseits, haben sich aufeinander zu bewegt“. Es ist Bewegung
entstanden, denn noch am selben Abend wurde auf Koch´s Bestreben hin
die „Initiative Beueler Kreativquartier“ ins Leben gerufen. Mit
dabei Martina Steimer und Michael Kernbach, Geschäftsführer der
Popfarm.
Werner Koch: „Wir werden unsere Arbeit in Kürze aufnehmen. Im
Januar gibt es ein Treffen der Kulturschaffenden. Angestrebt wird die
Teilnahme der „Brotfabrik“ und des „Jungen Theater“. Bis Mitte
März sollen sowohl Ideen zusammengetragen und als konkrete Wünsche
und Vorstellungen an die Verwaltung formuliert werden. Angeboten hat
sich als direkter Ansprechpartner der Verwaltung, Planungsamtsleiter
Michael Isselmann. Er will die Arbeit mit den am Projekt beteiligten
Fachämtern koordinieren. Spätestens im Frühjahr 2019 sollen erste
Ergebnisse realisiert werden.“
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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