Juedischer Friedhof in Schwarzrheindorf
Gräber für die Ewigkeit
Bonn-Beuel - (hm). „Ich freue mich sehr darüber, die Informationstafel
gemeinsam mit der Gesellschaft für christlich-jüdische
Zusammenarbeit in Bonn e.V. (GCJZ) enthüllen zu dürfen“, so
Bezirksbürgermeister Guido Déus bei Übergabe der Informationstafel
am „alten jüdischen Friedhof“ hinter dem Hochwasserdeich in
Schwarzrheindorf (zwischen Kläranlage und
Friedrich-Ebert-Brücke).
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Bereits am 5. Mai 2011 hatte die Bezirksvertretung Beuel beschlossen,
eine Hinweis- und Erläuterungstafel auf einer der ältesten noch
erhaltenen Begräbnisstätten der Juden des Rheinlandes aufstellen zu
lassen. Sie soll auf die Geschichte und Bedeutung des ehemaligen
Friedhofs hinweisen und an die Diskriminierung und die Verfolgung der
jüdischen Bürgerinnen und Bürger erinnern. Jetzt – nach sieben
Jahren (19. April 2018) – stimmte dann auch der Termin, denn am Tage
zuvor begannen in Israel die Feierlichkeiten zum 70. Gründungstag des
Staates.
Bettina Citron, Geschäftsführerin der GCJZ, ist überzeugt, dass die
Tafel Aufmerksamkeit auslösen wird. Sie sei in der heutigen Zeit
immens wichtig, um Informationen und Wissen über die Vergangenheit
der Juden zu transportieren. Citron wies in diesem Zusammenhang
zugleich auf jüngste Angriffe auf Juden und deren Symbole hin. Auf
dem 7.660 Quadratmeter großen Friedhof sind heute noch 444 Grabsteine
vorhanden. Der älteste noch erhaltene Grabstein auf diesem Friedhof
der damaligen Bonner jüdischen Gemeinde stammt aus dem Jahr 1623. Im
Unklaren ist, wann der Friedhof angelegt wurde. Bis 1873 bestatteten
die Bonner Juden hier ihre Toten. Später belegten sie den neu
erworbenen Friedhof auf der Römerstraße in Bonn. Dennoch blieb der
Friedhof Schwarzrheindorf weiterhin Begräbnisplatz für die Beueler
Juden und die Landjudengemeinden der Umgebung. 1992 fand hier die
letzte Beisetzung statt. Damals wurde Theresia Weidenbaum beerdigt,
die allerdings keine Jüdin war, aber sich Verdienste um die
Unterstützung von Juden im „Dritten Reich“ erworben hatte. Neben
ihr ruhen jüdische Persönlichkeiten wie Moses Kaufmann
(1693–1754), kurfürstlicher Hoffaktor und Vorsteher der
kurkölnischen Judenschaft. Oder Jonas Cahn (1749–1819), Gründer
des ältesten Bonner Bankhauses. Oder auch Simcha Benjamin Cohen
(1734–1816), letzter kurkölnischer Landesrabbiner und sein Enkel
Maximilian Cohen (1806–1865), Stammvater der Buchhändler- und
Verlegerfamilie Cohen-Bouvier. Die beiden Konsistorial-Oberrabbiner
Abraham Auerbach (1760–1845), und sein Sohn Dr. Aaron Auerbach
(1810–1886), sind hier ebenso begraben wie Mayer Marx (1794–1844),
von 1801 bis 1833 Stadtrat von Bonn oder Anselm Ungar (1805–1887)
und sein Bruder Leopold Ungar (1799–1869), damalige Mitstreiter von
Gottfried Kinkel und Carl Schurz in den Revolutionsjahren 1848/49.
Während Gräber auf christlichen Friedhöfen meist nach 40 oder 25
Jahren eingeebnet werden sind jüdische Gräber für die Ewigkeit.
Erhaltungsmaßnahmen sind also wichtig, insbesondere bei den
Inschriften.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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