Gedenken
In Beuel verlegte Gunter Demnig erneut „Stolpersteine“

Seit 2000 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine, seit 2002 im Bonner Stadtgebiet. Mittlerweile soll er in 21 Ländern über 70.000 Steine, die an die Opfer des NS-Regimes erinnern, verlegt haben. Finanziert werden die Steine, die jeweils 120 EURO kosten, durch Spenden. | Foto: H. Müller
  • Seit 2000 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine, seit 2002 im Bonner Stadtgebiet. Mittlerweile soll er in 21 Ländern über 70.000 Steine, die an die Opfer des NS-Regimes erinnern, verlegt haben. Finanziert werden die Steine, die jeweils 120 EURO kosten, durch Spenden.
  • Foto: H. Müller
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Beuel - Über die quadratischen Messingsteine vor Bonner Häusern, die
sogenannten Stolpersteine, können Passanten nicht Stolpern oder sich
gar verletzten. Die Steine mit einer 10 x 10 cm großen Messingplatte
und einer Inschrift bedeckt, die der Kölner Bildhauer Gunter Demnig
jährlich auf Bürgersteigen einlässt, in denen die Opfer des
Nationalsozialismus wohnten, stehen für deren Schicksal und ein
Menschenleben, das während der NS Zeit ausgelöscht wurde.

2002 wurde der erste Stein für die 1942 in Minsk ermordete Beuelerin
Ruth Herz von der Abiturklasse des Sankt Adelheid-Gymnasiums
gestiftet. Mittlerweile sind es 308 im gesamten Stadtgebiet und mit
den jetzt verlegten beiden Steinen in Beuel, alleine 77 im
rechtsrheinischen Stadtbezirk.

Diesmal verlegte der „Mann mit dem Hut“ elf Steine in Bonn. In
Beuel versenkte er den ersten Stein in der Combahnstraße 24. Es ist
mittlerweile der vierte Stein im Bürgersteig für die Familie Herz.
Er ist Rafael Herz (1928-1996) gewidmet, den sein Vater Ende 1935 als
Achtjährigen zu den Großeltern Goldreich nach Jerusalem brachte und
der als Einziger der Beueler Großfamilie Herz den Holocaust
überlebte. Er starb 1996 in Jerusalem.

Einen weiteren Stein verlegte er für Fritz Levy (1906-1943) in der
Siegburger Straße 18. Seine Eltern Carl Levy und Rosa Voss zogen 1912
von Köln nach Beuel. Hier unterhielt Carl Levy in der Siegburger
Straße 18 eine Metzgerei, die heutige Traditionsmetzgerei Mantau.
Fritz Levy besuchte von 1912 bis 1915 die Ev. Volksschule Beuel und
danach eine Schule in Oberkassel. Er flüchtete 1937 in die
Niederlande und lebte bis 1942 in Amsterdam, wo er am 10.Oktober
verhaftet und in das Lager Westerbork eingewiesen wurde. Am 12.12.1942
wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert und von dort ins Lager
Auschwitz III (Monowitz), wo er beim Aufbau der IG-Farben-Fabrik
eingesetzt war. Er starb am 06.01.1943 in Auschwitz.

Zu Levy konnte die Beueler Historikerin Ruth Schlette nicht viel mehr
recherchieren. Schlette und der Beueler Initiative gegen Fremdenhass
und den Opfern des Nationalsozialismus, die Anfang der 90er Jahre
gegründet wurde, geht es um die Gegenwart und damit auch um die
Zukunft der Gesellschaft.

Die Initiative will auch verhindern, dass NS-Opfer vergessen werden.
So sollen die glänzenden kleinen Messingplatten auch die Menschen
„stolpern“ lassen, die meist achtlos darüber laufen und die nur
bei wenigen eine angemessene Beachtung finden.

- Helmut Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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