Schiffer-Verein belebt alte Tradition
In Beuel wird jetzt „gebeiert“
Beuel - (hm) Zu den Aufgaben des Schiffer-Vereins Beuel zählt insbesondere
die Pflege von Tradition und Brauchtum. Zum 155-jährigen Bestehen
machten die Mitglieder nun statt sich selbst der Bevölkerung des
Stadtbezirks ein ganz besonderes Geschenk: Einen mobilen Glockenstuhl,
um die Tradition des „Beiern“ zu demonstrieren und zu erhalten.
“Beiern“, ist das rhythmische Spielen von Glockendurch das
manuelle Anschlagen mit Klöppeln. Die Melodien variieren mit der
Anzahl und Tonart der Glocken. Die Klöppel werden in Läuterichtung
bis kurz vor den Glockenrand gezogen und an einer festgelegten Stelle
mit einem Draht- oder Seilzug fixiert. Dann werden sie vom
„Beiermann“, der mit Händen oder Füssen mit den Klöppeln
verbunden ist, über diese Züge gezogen. “Jetzt bedarf es nur noch
eines kleinen Rucks, und schon erklingt die Glocke“, erläuterte
Georg Wagner von den Glockenfreunden Königswinter den
„Beierbrauch“ bei der Übergabe von vier Bronzeglocken an Reiner
Burgunder, Käpt‘n der Beueler Schiffer. Die Glocken wurden am 30.
Juni bei der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen und
jetzt nach Bonn transportiert. Die größte der vier Glocken ist dem
Heiligen Nepomuk (Zweiter Schutzpatron des Schiffer-Verein) gewidmet,
wiegt ca. 100 kg und hat einen Durchmesser von 54 cm. Mit 50 kg und
einem Durchmesser von 42 cm ist die zweite Glocke nach dem Heiligen
Nikolaus (Erster Schutzpatron des Schiffer-Vereins) benannt. Die
Josefsglocke, benannt nach der Pfarrkirche St. Josef, hat bei einem
Durchmesser von 36 cm ein Gewicht von 30 kg. Die kleinste Glocke
trägt den Namen der Stadtpatronin, der Heiligen Adelheid, wiegt 22 kg
und hat einen Durchmesser von 32 cm. Die vier Glocken sind mit den
Tönen G‘‘, H‘‘, D‘‘ und E‘‘ Kammerton 440 Hertz bei
20 Grad Celsius in G-Dur nach der Melodienfolge „Salve Regina“
disponiert. Dadurch ist sicher gestellt, dass das „Beiern“ von
einer Bläsergruppe begleitet werden kann. Gebeiert wird aktuell in
Geislar am Erntedankfest und in der Pfarrei St. Gallus in Küdinghoven
am Weißen Sonntag, an Fronleichnam und am Patronatsfest. Allerdings
ist es für die „Beiermänner“, – ein eingespieltes Team mit
Musikalität und Gefühl – ein beschwerlicher Weg, über steile
Treppen und Leitern in die Glockentürme zu kommen. Traditionell
wurden die Musikstücke mit „Beierversen“ eingeübt, die eine
lokale Aussage machten. Oft waren dies Spottverse über Nachbarn,
über den Küster und die Geistlichkeit der Gemeinde. Die Glocken des
Schiffervereins werden in Zukunft in einem Glockenstuhl aus altem
Eichenholz hängen, der vom Schifferbruder Wolfgang Schäfer gebaut
und auf einer Lafette montiert wird. Durch die Mobilität ist
gewährleistet, dass jeder diese Form des Glockenspiels erleben kann,
ohne in die Kirchtürme steigen zu müssen. Der mobile Glockenstuhl
wird am 1. Oktober aus Anlass des Festes 500 Jahre Reformation
erstmalig der Bevölkerung präsentiert undkünftig Institutionen,
Schulen, Kindergärten und Vereinen zur Verfügung gestellt. Begleitet
wird die „Beierei“ mit einem kleinen Büchlein über die
Entstehung des Glockenschlagens, die Technik sowie die Beiermelodien,
verfasst vom Schifferbruder Claus Werner Müller. Realisiert wurde das
Projekt mit tatkräftiger Unterstützung von Winfried Clarenbach und
Georg Wagner von den Glockenfreunden Königswinter, beratend begleitet
von Andreas Strauss, Carilloneur des „St. Adelheidis-Spiel“ im
Kirchturm von St. Josef. “All‘ das wäre nicht möglich gewesen,
wenn es nicht zahlreiche Förderer gegeben hätte, die mitgeholfen
haben den fünfstelligen Betrag zu finanzieren. Stellvertretend
bedanke ich mich bei der Sparkasse KölnBonn und der Volksbank Bonn
Rhein-Sieg e.G. sowie bei unserem Förderer und Schifferbruder Helmut
Kessler!“ sagte Käpt‘n Reiner Burgunder dankend zum Abschluss der
Präsentation.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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