Brauchtum in Küdinghoven
Margarethe hat´s in sich
Küdinghoven - Wenn zu Beginn des Wonnemonats Maibäume gestellt, Königinnen
ersteigert, Maikönigspaare gekrönt und sich die Junggesellenvereine
auf Maifesten treffen, heißt es nicht nur Party pur, sondern, wie
seit 1848 in Küdinghoven, Brauchtumspflege. Hierzu gehört auch das
Aufhängen von Eierkronen, die im LiKüRa Ort seit Generationen
weibliche Vornamen tragen. In diesem Jahr wurde die auf einer Acht
erstellte Krone als „Margarethe“ getauft.
Und Margarethe hat´s in sich, was sie seit Pfingstsamstag
eindrucksvoll mit 5.823 ausgeblasenen Eierdöpp „Am Brünnchen“
mitten in „Külekovve“ unter Beweis stellt. Bis zu Pützchens
Markt wird die 120. Eierkrone des JGV Concordia nicht nur die
LiKüRa-Bewohner erfreuen, sondern sicherlich auch zu einem begehrten
Fotomotiv mutieren.
Die zahlreichen Besucher der Krönung des neuen Maikönigspaares,
Damian Schablowsky (27) und seiner Partnerin Katharina John (21) waren
hin und her gerissen und wussten gar nicht, wem sie mehr zujubeln
sollten. Margarethe oder Damian I., der mit seiner Kathi I. in einem
„1972er Morgan Plus 8“, traditionell chauffiert vom Vorsitzenden
der GKKG Küdinghoven Achim Unger und mit reichlich Verspätung zur
Krönungszeremonie am Maibaum „Bernadette“ eintraf.
Grund war die Wegstrecke des Festzuges, die in diesem Jahr erstmals
durch das Neubaugebiet „Am Sonnenhang“ führte, auch um das neue
Königspaar abzuholen. Premiere also für die Neubürger, die sich
zwischenzeitlich bestens im Dorfleben integriert haben. Sie erlebten
live den Tanz der Majestäten unter der Fahne, der Fähndelmarsch der
Beueler Stadtsoldaten beim Fahnenschwenken, Traumkleider der
Königinnen, traditionelle Königsketten der Maikönige und mehr als
100 bestens aufgelegte Junggesellen mit ihren Fahnen und ganz viel
Reiseproviant.
Bereits am Freitag hatte der WDR in der „Lokalzeit Bonn“
ausführlich über Margarethe und die vielen Helfer der Junggesellen
und Mädels vom Maiclub sowie über den „Eierkronen-Designer“
Gregor Gonsiorowski berichtet. Seit April wurden in jeder freien
Minute frische Eier, ausgeblasene Eierdöpp sowie Bares bei den
Küdinghovener Bürgern gesammelt, um Eier kaufen zu können. Diese
wurden mit Backenkraft ausgeblasen und vorsichtig gelagert.
Jetzt, kurz vor dem 170. Maifest, wurden die Eierdöpp nach Anweisung
von Gonsiorowski auf das neue, vom Förderverein gestiftete Gestell,
aufgesteckt. Das alte über 50 Jahre alte Rekordgestell, das im
letzten Jahr noch 6.917 braune und weiße Eierhülsen aufnehmen
konnte, entsprach nicht mehr den erforderlichen
Sicherheitsbestimmungen. Einen neuen Eierrekord wird das neue Gestell
allerdings nicht mehr aufstellen können. „Aber“, so Gonsiorowski,
der seit acht Jahren die Tradition und das Brauchtum der Eierkrone
pflegt, „wir haben mit weiteren 450 Eierdöpp noch Luft nach
oben.“
Die formvollendete Margarethe, ist trotz über 1.000 weniger Eierdöpp
wahrscheinlich immer noch die Größte und Schönste in der Region,
und sogar bei Dunkelheit beleuchtet. Das Brauchtum der Eierkrone, das
im Rheinland bis heute erhalten ist, ist ein christianisierter
Fruchtbarkeitsbrauch, den in Franken die Osterbrunnen und im Rheinland
die Eierkronen der Junggesellen symbolisieren.
Hierbei steht das Ei seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol und in der
christlichen Theologie als Symbol der Auferstehung. Auffallend ist die
Unterteilung nach weißen und braunen Eiern, was nichts mit dem Design
zu tun hat. Vielmehr stehen die braunen Eier für die Erde, während
die weißen Eier den Himmel symbolisieren.
Neben Margarethe hängen im Beueler Stadtbezirk aktuell drei weitere
Eierkronen: Mit über 3.000 Hülsen je eine in Ramersdorf und
Niederholtorf und eine mit etwas mehr als 500 Hülsen „Om Berg“.
Eier für die fünfte Eierkrone werden an diesem Wochenende in Vilich
Müldorf gesammelt, damit diese rechtzeitig vor dem Maifest Ende Juni
aufgehängt werden kann. Die Junggesellen des JGV Rheindorf feierten
noch ohne Krone, beabsichtigen aber zu Pfingsten 2019, den seit fünf
Jahren eingeschlafenen Brauch wieder aufleben zu lassen.
Die größte Eierkrone der Welt mit über 25.000 ausgeblasenen Eiern
wird alljährlich in Bendorf am Rhein gefertigt, am 2. Juni durch die
Stadt gefahren und am über 30 Meter hohen Kirmesbaum befestigt. Sie
steht seit 1980 im Guinnessbuch der Rekorde.
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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