Einkaufshelden
Nachbarschaftshelfer ziehen eine erste Zwischenbilanz ihrer Einsätze
Region - Zu Hause bleiben, Kontakte meiden: Vor allem für alte und kranke
Mitmenschen ist seit Corona nichts mehr wie vorher. Schnelle Hilfe war
gefragt. Unser Beispiel aus Beuel zeigt, wie das gelingen konnte.
Binnen kürzester Zeit entstanden Hilfangebote von
Junggesellenvereinen, Mitgliedern politischer Jugendorganisationen
oder aus Beueler Seelsorgebereichen. Meldestellen wurden eingerichtet,
die über soziale Medien, per Telefon oder Mail erreicht werden
konnten. Recht unterschiedlich waren die Reaktionen aus der
Bevölkerung - vielleicht auch den Strukturen vor Ort geschuldet.
So haben die Helfer in Holzlar und „Om Berg“ jede Menge Arbeit, da
dort viele Ältere alleine und oft zurückgezogen im Eigentum leben.
In Oberkassel, Ramersdorf, Pützchen oder Vilich hingegen sind die
Einkaufshelden weniger gefordert, was damit zusammenhängen mag, dass
es dort viele Alten- und Seniorenheime gibt. Das gilt auch für
Oberkassel und Geislar, wo zudem ein ausgeprägtes Vereinsleben das
Miteinander bestimmt.
So erreichten die Junggesellen der Oberkasseler
JMJ-Schützenbruderschaft in 23 Tagen lediglich vier Anfragen.
Bestellt wurde über die Hotline des Vereins und bezahlt wurde unter
Beachtung der Schutzmaßnahmen bar. Der Zeitaufwand betrug jeweils
etwas mehr als 30 Minuten.
Lediglich einmal wurden die Junggesellen in Küdinghoven zum Einkauf
von Lebensmitteln per Handy und e-Mail kontaktiert. Und zwar von einem
Ehepaar, Anfang 70, das, nach dem Urlaub auf den Kanaren, für 14 Tage
in Quarantäne gestellt wurde. Dreimal wurde für die beiden bislang
eingekauft. Auf die Aushänge im Dorf und die Berichterstattung in den
Mediengab es keine weiteren Reaktionen.
Mehr zu tun hatten die „Nahversorger“ aus Ramersdorf. Zehnmal
wurden sie per Telefon beauftragt.
16 Helfer und weitere Unterstützung aus dem JGV „Gemütlichkeit
Geislar“ stehen im Beueler Norden bereit. „Die Resonanz ist
aktuell sehr überschaubar“, sagt Sven Pachler, 1. Vorsitzender des
Vereins. Deshalb wurde beschlossen das Engagement in Zukunft auf den
gesamten Stadtbezirk auszudehnen.
Besonders durch die in Vilich–Müldorf verteilten Flyer bekommt die
Leitstelle der dortigen Junggesellen fast jeden zweiten Tag eine
Anfrage zu Lebensmitteleinkauf. Meist können die Wünsche binnen 30
Minuten erledigt werden. Um Kontakte zu vermeiden werden die Einkäufe
vor der Tür abgestellt. Das Geld liegt dann meist schon bereit.
Vertrauen gegen Vertrauen. Was den Helfern jedoch auch auffällt, ist
der gestiegene Redebedarf der Mitbürger - und das Bedürfnis jemanden
an der Seite zu haben. Sebastian Knoblauch meint: „Am meisten
fühlen wir uns vom Lächeln der Personen bestätigt. Wir sind froh,
dass viele Leute mit unserer Aktion geholfen werden kann. Auch die
Anzahl der freiwilligen Helfer, von Jung bis Alt, hat sich verdoppelt
und der Zusammenhalt im Dorf überwältigt uns!“
Ähnlich stark die Nachbarschaftshilfe in Holzlar und den Ortsteilen
„Om Berg“. Per Mail, Facebook oder Telefon wurden die
Rückmeldungen angenommen. Gefordert sind die Junggesellen und Mädels
des JGV „Om Berg“ vor allem für Einkäufe von Lebensmitteln,
Getränken und Medikamenten in der Apotheke. Dienstags und freitags
ist für die vier Zweier-Teams Einkaufstag. Bislang wurden an diesen
vier Tagen insgesamt 14 Einkäufe getätigt.
Alle Helfer werden nicht aufgeben und überlegen ihre Initiativen
weiter publik zu machen. Sie hoffen allerdings, dass die Krise bald
beendet, und zum normalen Leben übergegangen werden kann. Gelernt
haben sie zudem, dass sie auch in Zukunft mehr ein Auge auf ihre
älteren Mitbürger richten wollen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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