Beiern statt Böllern
Schifferverein begrüßt das neue Jahr mit Glockenklängen

Sie beierten sich in die Herzen der Beueler: Rolf Linden, Ariane Toffel, Georg Wagner, Wolfgang Schäfer und Winfried Clarenbach zugleich Erbauer des mobilen Beueler Glockenstuhls. | Foto: Müller
  • Sie beierten sich in die Herzen der Beueler: Rolf Linden, Ariane Toffel, Georg Wagner, Wolfgang Schäfer und Winfried Clarenbach zugleich Erbauer des mobilen Beueler Glockenstuhls.
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Beuel - Mit den vier Bronzeglocken am mobilen Glockenturm des Schiffervereins,
der „St. Nepomuk“, der „St.Nikolaus“, der „Josefsglocke“
und der „St.Adelheid“, läuteten am Neujahrstag Georg Wagner,
Ariane Töffel, Rolf Linden und Wilfried Clarenbach, die
„Beiermänner“ der Glockenfreude Königswinter, das Neue Jahr
ein.Kurzfristig hatten die Beueler Schiffer beschlossen 2019 nicht mit
Böllern sondern am Neujahrstag am Nepomukdenkmal gemeinsam mit den
Bürgern und Beiermelodien zu begrüßen. Trotz Nieselregen kamen mehr
als 200 Zuhörer ans Beueler Rheinufer. Nicht nur um das
nichtalltägliche aber traditionelle Beiern zu erleben sondern auch um
sich gegenseitig ein Frohes Neue Jahr zu wünschen.

Die Glocken am mobilen Glockenstuhl, montiert auf einer Lafette, haben
ein Gewicht von insgesamt 202 Kg und sind mit den Tönen G‘‘,
H‘‘, D‘‘ und E‘‘ Kammerton 440 in G-Dur nach der
Melodienfolge „Salve Regina“ disponiert und können von einer
Bläsergruppe begleitet werden kann.

Beim Beiern, dem rhythmischen Spielen von Glocken, werden diese
manuell mit Klöppeln angeschlagen. Die Melodien variieren mit der
Anzahl der Glocken und deren Tonart. Die Klöppel werden vom
„Beiermann“ in Läuterichtung, bis kurz vor den Glockenrand
gezogen und an einer festgelegten Stelle mit einem Draht- oder Seilzug
fixiert. Über diese Züge werden sie vom „Beiermann“, der mit
seinen Händen oder Füssen mit den Klöppeln verbunden ist, gezogen,
der sie mit einem kleinen Ruck zum Klingen bringt.

Noch ist bei den vier Glocken des Schiffervereins die Melodienauswahl
begrenzt. Deshalb sollen kurzfristig zwei weitere Glocken gefertigt
werden. Entsprechende Anträge werden gestellt, um nicht alle
Eigenmittel hierfür auf zu brauchen. Da zu den Aufgaben des
Schiffer-Verein Beuel insbesondere die Pflege der Traditionen und des
Brauchtums zählt, sind die Hoffnungen auf Mittel aus dem Heimatfond
der Landesregierung nicht ganz unbegründet.

Das Neujahrsbeiern soll in Zukunft zum festen Bestandteil der
Aktivitäten des Vereins werden. Regelmäßig gebeiert wird aktuell in
Geislar am Erntedankfest und in der Pfarrei St. Gallus in Küdinghoven
am Weißen Sonntag, an Fronleichnam und am Patronatsfest. Allerdings
ist es für die „Beiermänner“, ein beschwerlicher Weg, um über
steile Treppen und Leitern in die Glockentürme zu kommen. Die Glocken
des Schiffervereins gewährleisten durch diese Mobilität, dass in
Zukunft jeder diese Form des Glockenspiels erleben kann, ohne in die
Kirchtürme steigen zu müssen.

InfokompaktDas Wort „beiern“ wird aus dem altfranzösischen Wort
„baier“ abgeleitet und bedeutet das Bellen. Die Tradition ist im
Rheinland seit dem 14. Jahrhundert bezeugt. Das Beiern wurde entweder
vom jeweiligen Küster oder von besonders ausgebildeten Beierleuten
besorgt. Traditionell wurden die Musikstücke mit „Beierversen“
eingeübt, die eine lokale Aussage machten. Oft waren dies Spottverse
über Nachbarn, über den Küster und die Geistlichkeit der
Gemeinde.Der mobile Glockenstuhl des Schiffervereins wurde aus Anlass
dessen 155. Geburtstages im Sommer 2017 angeschafft und am 01. Oktober
aus Anlass 500 Jahre Reformation, erstmalig der Beueler Bevölkerung
präsentiert. Er soll in Zukunft Institutionen, Schulen, Kindergärten
und Vereinen, die einen besonderen Anlass haben, zur Verfügung
gestellt werden.Begleitet wird die „Beierei“ mit einem kleinen
Büchlein über die Entstehung des Glockenschlagens, deren Technik
sowie einigen Beiermelodien.

- Helmut Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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