Neujahrsbeiern
Start ins neue Jahr mit Glocken- und Drehorgelspiel
Beuel - Bevor sich am Neujahrstag mehr als 500 Beueler und Beuelerinnen am
Nepomukdenkmal ein „Frohes Neues“ wünschen konnten und die in der
Region bekannten Beierleut, die Carilloneure Ariane Toffel, Georg
Wagner, Rolf Linden und Winfried Clarenbach am mobilen Beueler
Glockenturm, gemeinsam mit Hermann Hergarten, Bonns bekanntestem
Leierkastenmann, an seiner historischen Drehorgel das neue Jahrzehnt
begrüßen konnten, war „Klar Schiff machen“ angesagt.
„Happy cleaning“ statt „Happy New Year“ hieß es am frühen
Morgen des Neujahrstages am Beueler Rheinufer. Müll in all seinen
Facetten fanden die Schifferbrüder am Veranstaltungsort vor. Müll
aus der Silvesternacht, achtlos verteilt und einfach entsorgt.
Aufgeräumt wurde dieser dann auch von über die Feiertage stark ins
Gerede gekommen Großmüttern des Traditionsvereins, den
„Umweltsäuen“. Sich bückend, ohne Greifzangen, mit Besen und
Schaufel sammelten und trennten die weit über 70-jährigen fünf
Blaue Müllsäcke, den sicherlich nicht ihre Gleichaltrigen
hinterlassen hatten.
Nach dem Zuspruch am Neujahrstag 2019, als der Beueler Schifferverein
erstmals mit dem 2017 anlässlich dessen 155. Geburtstages
angeschafften Glockenturms das Neue Jahr begrüßte, wurde das neue
Jahrzehnt erneut mit den vier Bronzeglocken „St. Nepomuk“, „St.
Josef“, „St. Nikolaus“ und „St. Adelheid“ und Beiermelodien
eingeläutet.
Der Schiffer-Verein hatte damals den „Mobilen Beueler Glockenturm“
angeschafft, um die rheinische Tradition des „Beierns“ vor Ort zu
demonstrieren, damit jeder so diese Form des Glockenspiels zu
besonderen Anlässen erleben kann. Ohne über steile Treppen und
Leitern in den Glockenstuhl eines Kirchturms steigen zu müssen.
Die Glocken am mobilen Glockenstuhl, montiert auf einer Lafette, haben
ein Gewicht von insgesamt 202 Kg, sind mit den Tönen „G“,
„H“, „D“ sowie „E“ Kammerton 440 in G-Dur nach der
Melodienfolge „Salve Regina“ disponiert und können von einer
Bläsergruppe begleitet werden. Jedoch ist bei den vier Glocken des
Schiffervereins die Melodienauswahl begrenzt.
Das Wort beiern kann aus dem altfranzösischen Wort baier abgeleitet
werden, bedeutet das Bellen und fand früher an kirchlichen Hochfesten
statt. Die Tradition ist im Rheinland seit dem 14. Jahrhundert bekannt
und wurde entweder vom jeweiligen Küster oder von besonders
ausgebildeten Beierleuten besorgt. Das Amt hat oft eine lange
Familientradition. Häufig übernahmen es aber auch Junggesellen oder
Schützenbruderschaften.
Begleitet und erläutert wurde die neujährliche „Beierei“ mit
einem kleinen Büchlein über die Entstehung des Glockenschlagens,
deren Technik sowie einigen Beiermelodien.
Passend zur Begrüßung des neuen Jahres, in dem weltweit der 250.
Geburtstag von Ludwig van Beethoven gefeiert wird und auch der
Schiffer-Verein ein großes Spektakel auf dem Bonner Münsterplatz
plant, war auch Hermann Hergarten eingeladen.
Der ausgewiesene Verehrer Beethovens, der auf seiner historischen
Orgel nicht nur fröhliche Kirmes- und Zirkusmusik spielen kann, legte
Kompositionen Beethovens wie die Etüde „Pour Elise“, die Romanze
in F-Dur, die Flötenuhrenstücke Allegro und Scherzo sowie den
Frühlingsstimmenwalzer von Strauss sowie den 2. Walzer von
Schostakovitsch ein, drehte gekonnt an seiner Orgel und animierte miti
den Walzerklängen die Zuschauer zum Tanzen und Schunkeln.
Wie beim Schiffer-Verein üblich, gab es nach weiteren stimmungsvollen
Zugaben der Beierleut und des Leierkastenmannes den berühmten
Käpt’n-Glühwein. Für die Kids hatte der Schiffskoch Kinderpunch
zubereitet. Weihnachtliches Gebäck rundete die kulinarische
kostenfreie Versorgung an einem sonnigen Neujahrstag ab.
- Helmut Müller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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