Carillon an St. Josef
Über 80 neue Arrangements für das Glockenspiel

Ein 133 Seiten starkes Buch mit den neuen Arrangements für das Carillon an St. Josef übergab Carillneur Georg Wagner (r.) dem leitenden Pfarrer Dr. Wilfried Evertz. | Foto: Schmidt
  • Ein 133 Seiten starkes Buch mit den neuen Arrangements für das Carillon an St. Josef übergab Carillneur Georg Wagner (r.) dem leitenden Pfarrer Dr. Wilfried Evertz.
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Beuel - Im Turm der kath. Beueler Pfarrkirche von St. Josef in der
Hermannstraße befindet sich mit 62 Glocken eines der größten
Carillons Deutschlands. Es stammt aus dem Jahre 1962 und wurde von dem
berühmten Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling gegossen.

Die 62 Glocken des Carillons von St. Josef werden nicht nur über den
großen „Stockenspieltisch“ gespielt, denn 43 Glocken können auch
über eine pneumatische Automatik angesteuert werden. Bis 2018
erfolgte dies mittels Lochbändern aus Faltkarton. Ein Blitzschlag
zerstörte jedoch im Juni die Zeitschaltuhr. Da zudem die vorhandenen
Lochbänder inzwischen Verschleißerscheinungen zeigten und deren
Liedrepertoire Wünsche offenließ, wurde eine neue,
computergestützte Steuerung zu der der inzwischen historischen
Pneumatik geplant und eingebaut.
Nachdem Anfang Februar diesen Jahres die neue digitale Automatik ihrer
Bestimmung übergeben werden konnte (das Schaufenster berichtete), ist
nun die Gesamtdokumentation der Spielzeiten und vor allem der 88 neu
komponierten Arrangements, die von der Automatik gespielt werden,
fertig gestellt. Dass die digitale Automatik finanziell zu stemmen
war, verdankt die Gemeinde der großzügigen Spenderfamilie
Endres-Becker und dem Beueler Schiffer-Verein 1862 e.V., der mit
Käpt’n Reiner Burgunder das Projekt der neuen Computersteuerung
ebenfalls vorangetrieben hat.

Gefüttert wurde die neue Automatik vom verantwortlichen Carilloneur
an St. Josef, Georg Wagner, der die umfangreichen Kompositionen, die
im Laufe des Jahres dort gespielt werden können, im Beueler
Glockenspielbuch „Himmlische Klänge“ festschrieb.

Das 133 Seiten umfassende Beueler Glockenspielbuch, wahrscheinlich das
erste seiner Art in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert, wurde Ende
Juni offiziell an den leitenden Pfarrer von St. Josef, Herrn Dr.
Wilfried Evertz übergeben. Es umfasst nicht nur die Arrangements
bekannter geistlicher und weltlicher Lieder für St. Josef, sondern
neben einem detaillierten Jahreskalender auch umfangreiche
Erläuterungen zur Lied-Auswahl und zum Komponieren für eine
Carillon-Automatik.

Von den 88 Arrangements stammen 87 von Georg Wagner, 10 von seiner
Ehefrau Ariane Toffel, ebenfalls Carilloneurin an St. Josef. Ein
Arrangement stammt vom Gründer und langjährigen Leiter der
niederländischen Carillon-Schule Leen t’Hart, der das
Einweihungskonzert am 4. Oktober 1962 spielte. Die Liedauswahl
berücksichtigt sowohl die verschiedenen Zeiten im Kirchenjahr (u.a.
Advent, Weihnachten, Ostern), als auch die Jahreszeiten
einschließlich Karneval. Besonderen Wert legten Toffel und Wagner bei
Komponieren auf eine eindeutige Verständlichkeit der bekannten
Melodien bei größtmöglicher kompositorischer Abwechslung. Den
Vorstellungen des Carilloneurs zufolge sollen die neuen Kompositionen
des Beueler Glockenspielbuches an erster Stelle dazu dienen, die
Beueler Bürgerinnen und Bürger in ihrem Alltag mit Glockenmusik zu
erfreuen.

Obwohl es vergleichsweise viele automatische Glockenspiele,
wahrscheinlich weit über hundert allein in Deutschland, aber nur ca.
25 Carillons mit einer automatischen Steuerung existieren, ist deren
Musikrepertoire nur sehr selten dokumentiert. Bis zum 19. Jahrhundert
sind nur 6 Sammlungen erhalten, davon zwei im deutschsprachigen Raum.

Das nun vorgelegte neue Carillon-Buch für St. Josef ist damit nicht
nur in Deutschland eine große Seltenheit, sondern auch in der
europäischen Welt des Carillons. Hier haben sich bis zum 19.
Jahrhundert nur vier Sammlungen für Glockenspielautomatik erhalten.

So kommt dem neuen Glockenspielbuch eine besondere Bedeutung zu.
Einmalig sind auch die ausführlichen Erläuterungen zur
Kompositionstechnik und zum Repertoire.

- Helmut Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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