Schifferverein
Wenn die bunten Fahnen wehen...

Petrus ließ die Sonne scheinen: Die Mitglieder des Schiffer-Vereins und eine Familie, die aus er Ukraine geflohen ist, vor dem Flaggenmast am Beueler Rheinufer. | Foto: fes
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  • Petrus ließ die Sonne scheinen: Die Mitglieder des Schiffer-Vereins und eine Familie, die aus er Ukraine geflohen ist, vor dem Flaggenmast am Beueler Rheinufer.
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Beuel (fes). „Petrus muss ein Beueler sein“, freute sich Claus Werner Müller, Pressesprecher des geschichtsträchtigen Beueler Schiffer-Vereins. Unter einem strahlend-blauen Himmel gab das traditionelle Anhissen und Beflaggen des Fahnenmastes an der Nepomukstatue am Beueler Rheinufer am Karsamstag ein ganz besonders prächtiges Bild ab. Zwei Jahre lang mussten die Beueler auf dieses stets gut besuchte Spektakel pandemiebedingt verzichten. Nun, passend zum 160-jährigen Vereinsbestehen, war es endlich wieder so weit.
Ein kleiner Festzug, angeführt von der Tragefahne des Vereins und dem Dudelsackpfeifer Martin Fischer, zog vom Haus des Käpt’ns (so nennen die „Schiffer“ ihren Vorsitzenden) Reiner Burgunder ein kleiner Festzug zum Flaggenmast, dem sich auch die befreundete Fischereibruderschaft Bergheim angeschlossen hatte. Dort angekommen, begrüßte das Beier-Ehepaar von St. Josef, Ariana Toffel und Georg Wagner, die Beteiligten mit ihrem mobilen Beueler Glockenstuhl.
Mit einem donnernden „Mit Gott voraus!“, dem Gruß der Beueler Schiffer, begrüßte Käpt’n Reiner Burgunder die zahlreichen Gäste. Diesmal stand die Zeremonie auch ganz im Zeichen des Ukrainekrieges.
Zeyna Saba vom Damenkomitee des Schiffer-Vereins und Jennifer Winter nahmen vor einiger Zeit die beiden Zwillingsschwestern Raisa und Olena Gortchenko aus einem kleinen Dorf im Westen der Ukraine mit ihren vier Kindern bei sich auf. Der musikalischen Familie gelang es einige ihrer Instrumente auf ihrer dramatischen Flucht nach Deutschland mitzunehmen. Daher konnten die beiden Schwestern auf ihren Mandolinen während des Anhissens auch die ukrainische Nationalhymne spielen. Sohn Vlad (15) schaffte es jedoch nicht, sein geliebtes Saxofon mitzubringen. Mit Hilfe des Schiffer-Vereins wurde dem schwer traumatisiertem Jugendlichen ein neues Instrument besorgt: „Dafür möchten wir dem Verein auch im Namen der Familie herzlich danken“, sagte Zeyna Saba. Saba nutzte die Gelegenheit ein paar Eindrücke aus dem Alltag der bei ihr aufgenommen Ukrainer zu schildern. So lösen sie die sprachlichen Barrieren mit Hilfe eines Google-Übersetzungsprogrammes. Vlad sei derart traumatisiert, dass er vor den lauten Geräuschen der Beueler Osterkirmes nach Hause rannte, weil diese ihn an die Bomben der russischen Truppen erinnerten: „Wir erleben eine unglaubliche Dankbarkeit von der Familie, was uns wiederum auch erdet, da wir dadurch merken, wie gut es uns hier geht“, schilderte Saba weiter. Ihre Ehemänner mussten die beiden Schwestern zurücklassen. Regelmäßig stehen sie mit ihnen im Kontakt. Noch sind sie gesund und unverletzt.
Wegen des Krieges wurde daher auch die ukrainische Nationalflagge gehisst, ebenso wie schon in den Jahren zuvor eine tibetische Fahne, die Christel Orizu beisteuerte, da Tibet von China unterdrückt wird und es dort verboten ist, die Nationalflagge zu hissen.
„Wir als Schiffer-Verein stehen für Integration. Solch einen Gänsehautmoment wie heute habe ich noch nie erlebt“, sagte Reiner Burgunder gegenüber dem Schaufenster. Und dass die Väter der Kinder in der Ukraine im Krieg bleiben müssen zerreiße ihm das Herz.
Der bekannte Bonner Drehorgelspieler Herman Hergarten begleitete das Prozedere und spielte unter anderem Beethovens Melodie „Ich liebe dich“ gewidmet den Geflüchteten aus der Ukraine.
Der Beueler Schiffermast mit seinen gut 40 Wimpeln und Fahnen, darunter zahlreiche Traditionsflaggen, ist ein gerne fotografiertes Touristenmotiv und eines der Wahrzeichen auf der „schäl Sick“. Errichtet wurde der Mast auf Initiative der verstorbenen Schifferbrüder Albert Hallitzky und Uwe Linzbach sowie mit tatkräftiger Unterstützung mittelständischer Unternehmen anlässlich des 125-jährigen Vereinsjubiläums 1987. 2008, im Zuge der Neugestaltung des Beueler Rheinufers, wurde der 12 Meter hohe und fünf Meter breite Schiffermast an seinem heutigen Standort neu aufgestellt.

Petrus ließ die Sonne scheinen: Die Mitglieder des Schiffer-Vereins und eine Familie, die aus er Ukraine geflohen ist, vor dem Flaggenmast am Beueler Rheinufer. | Foto: fes
In Frieden: Raisa Gortchenko (rechts) und ihre Zwillingsschwester Olena Gortchenkon (links) mit Zeyna Saba vom Damnekomitee des Schiffer-Vereins. | Foto: fes
Redakteur/in:

Jan L. Dahmen aus Bonn

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